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Bootssuche und Bootskauf

Unsere Reise sollte dort beginnen, wo unser Traumboot liegt. Als Nächstes musste also ein Boot her. Hierfür sind wir durch halb Europa (Griechenland, Spanien, Kroatien, Italien, Nordsee, Ostsee, Niederlande) und sogar bis in die Karibik (Martinique) gefahren bzw. geflogen, um interessant klingende Boote anzuschauen und zu vergleichen. Bei uns in Bayern gibt es ja keine vergleichbaren, gebrauchten Boote in der Nähe… Leider hielten die meisten Boote in Natura oft nicht das was sie auf den Fotos versprachen, oder lagen doch etwas über unserem Budget. Und dann kam auch noch Corona. Man konnte nicht mehr so problemlos verreisen um Boote zu besichtigen, oder die Eigner konnten nicht vor Ort sein. Außerdem war der Bootsmarkt am Anfang wie leergefressen und die Kaufpreise stiegen, weil jeder unbedingt sein eigenes Boot, ähnlich einem Wohnwagen, haben musste. So mussten auch wir unser Reisebugdet erhöhen. Viele Boote gingen sogar ungesehen über den Ladentisch und wurden uns kurz vor der Nase weggeschnappt. Nachdem wir hier schon viele Enttäuschungen erlebt hatten, konnten wir das bei der für uns sehr hohen Investition nicht übers Herz bringen ein Boot ungesehen zu kaufen. Wir wollten ja nicht die Katze im Sack kaufen, sondern das für uns perfekte Boot finden, welches uns für 2 Jahre sicher über die Weltmeere bringen muss. Jeder Voreigner war von seinem Boot überzeugt, dass es das best gepflegteste und sicherste Boot sei… Das mag für deren Situation und Reiseverhalten auch gestimmt haben. Wenn man nur zwischen den Inseln hin und her segelt, ist es nicht so schlimm, wenn mal der Mast locker wäre, bzw. muss der Mast auch nicht so starke Kräfte aushalten. Wir aber brauchten ein gutes, stabiles Boot, wo Rigg, Unterwasserschiff, und Elektronik gut gewartet und nicht zu alt sein durften. Wir hatten die Hoffnung schon fast  aufgegeben in unserer Preis- Kategorie noch etwas Anständiges zu finden. Bis wir nochmal nach Teneriffa kamen. Dort stand sie, Kithara, eine Bavaria 44 mit 4 Kabinen und trotz ihrer 17 Jahre in sehr gutem Zustand. Nach raus Kranen und Probefahrt war sie gekauft. Wir konnten es kaum glauben. Wir waren nun Eigentümer einer Segelyacht. Eine Bavaria ist zwar eigentlich keine typische Langfahrtyacht, aber sie war bereits sehr gut ausgestattet, so dass nur noch ein paar „Kleinigkeiten“ nachgerüstet oder ausgebessert werden mussten. Wir hatten ja nicht mehr viel Zeit. Ab August 2021 sollte es los gehen und die seglerischen Fähigkeiten und Möglichkeiten unserer Kithara mussten intensiv auf die Probe gestellt werden, bevor es Ende November 2021 richtig losgeht und wir von Las Palmas auf Gran Canaria nach Santa Lucia in die Karibik segeln wollen. Da wir nicht genau wussten, was uns auf dem Atlantik wirklich erwartet, und auch noch nicht über so viel Segel-Erfahrung (bisher nur auf Charter-Yachten, zwischen den Inseln) verfügten, hatten wir uns bereits im Oktober 2020 für die ARC (Atlantik Ralley Cruise) für 2021 angemeldet. Am 21.11.2021 sollten ca. 200 Boote gleichzeitig ihr Segel-Abenteuer beginnen.

Wir und die Entscheidung

Wir haben es nun endlich geschafft, nach 1,5 Jahren unseren Blog online zu stellen. Mit diesem ersten Beitrag wollen wir uns einmal vorstellen. Wir, das sind Anne und Hans, mit unseren beiden Teenager-Kids Jenny (15 Jahre) und René (14 Jahre). Hans und ich haben 2 Jahre Sabatical. In dieser Zeit wollen wir unseren Traum vom Segeln mit der Familie verwirklichen. Der Traum begann bei Hans bereits als Kind, als er oft mit seinen Eltern am See in Polen war, wo er und seine Brüder sich an kleinen Jollen versuchen konnten. Mit mir zusammen machte er 2005 bei einer längeren Backpacker-Reise in Australien, in den Whitsunday Islands seinen ersten, offiziellen internationalen Scipper-Schein. Nachdem die Kinder 2007 und 2008 geboren wurden, charterten wir immer wieder unterschiedliche Yachten, vor allem in Kroatien. Als wir im Januar 2019 auf der Boots-Messe in Düsseldorf ein Blauwasser-Seminar von Sönke und Judith Roven, von Ihnen stammt auch das Buch „2000 Samstage auf See“, besuchten, war es um uns geschehen. Wir waren mit dem Langfahrt- Segler-Virus infiziert. Zu Hause  angekommen, erzählten wir das unseren Kindern. René war sofort Feuer und Flamme. „Hauptsache keine Schule“… Jenny war da etwas zurückhaltender. Unser eigentlicher Plan war es 3 Jahre zu segeln, um einmal, ohne Stress, ganz um die Welt rum zu kommen. Jenny meinte nur „Wie, und dann sehen wir unsere Freunde 3 Jahre nicht?“ Dann rechnete sie nach. „Ich bin jetzt (war damals) 12. Nach den 3 Jahren Ansparungs-Phase bin ich 15, wenn wir los können. 3 Jahre segeln und ich werde volljährig, während wir noch auf dem Boot sind?“ Sie wollte ihren 18. Geburtstag nicht auf dem Boot mit den Eltern, sondern mit ihren jetzigen Freunden zu Hause verbringen. Wir überlegten kurz und entschieden uns, das Ganze auf 2 Jahre zu verkürzen und zu sehen, wie weit wir kommen würden. So wird Jenny 16 Jahre alt sein, wenn die 2 Jahre segeln rum sind und sie könnte ihre Jugend-Party-Zeit doch noch mit den Freunden zu Hause nachholen. Wir mussten nur 2 Jahren ansparen, d. h. 2 Jahre normal arbeiten und nur das halbe Gehalt kassieren, damit wir dann 2 Jahre frei machen können und die andere Hälfte des Gehaltes erhalten. Unsere Arbeitgeber waren sofort einverstanden. Aber wir mussten uns schon etwas einschränken, zumal wir ja noch unser Haus abbezahlen müssen. Hier kam uns Corona zu Gute, da wir in den letzten 1,5 Jahren kaum Geld für Freizeitaktivitäten ausgeben konnten. Der erste Schritt war getan, die Entscheidung dafür war gefallen. Wir wollten es auf jeden Fall als Familie durchziehen. Hätte einer von uns gesagt, „nein, dass ist nichts für mich“, hätten wir die Planungen schweren Herzens abgebrochen und evtl. zu einer anderen Zeit, vielleicht ohne Kinder, weiter verfolgt.