Archive : September

Immer noch Überfahrt

Dienstag, den 14.09.2021: An diesem Morgen wurde das Segel verdreht in den Baum eingehängt, so daß wir den Baum wieder entfernen mussten, um das Segel nicht kaputt zu machen. Als wir den Baum zu sehr bewegten, stellten wir fest, dass sich am oberen Ende des Baums ein Splint gelöst hatte und er drohte, aus der Führungsschiene zu rutschen, also musste der Baum wieder in die richtige Position gedrückt werden, was nicht so einfach war, da er sich schon etwas verbogen hatte. Dann musste noch schnell ein neuer Splint her und der Baum war wieder fest. Die Jungs hatten dann noch ein zusätzliches Seil ans Achterlik gebunden, um die 40 cm fehlendes Segelstück zu überbrücken. So ging das ein und aushängen etwas einfacher und schneller. Sah zwar nicht mehr ganz so gut aus, bescherte uns aber eine gute Fahrt von 7-9 kn  bei einem Wind von 14 – 18 kn. Allerdings wurde der Wind im Laufe des frühen Abends leider weniger. Für Mittwoch und Donnerstag war Flaute angekündigt. Solange wir noch eine Fahrt von 3-4 Knoten hatten, wollten wir den Motor noch nicht einschalten, da wir noch fast 300 sm bis nach Gibraltar hatten und die Flaute noch länger anhalten sollte bzw. für Donnerstag noch weniger Wind angekündigt war. Unser 300 Liter Dieseltank sollte bei einem Verbrauch von 3-4 Liter pro Stunde, für 75 Stunden (ca. 3,5 Tage) reichen. Wir wollten es aber nicht ausreizen, obwohl wir auch noch 4 Ersatzkanister a 20 Liter dabei hatten. Wir wollten auf jede Fall zum Einfahren in die Straße von Gibraltar und in den Hafen noch genug Diesel übrig haben. Erst am Mittwochfrüh, als der Wind noch weniger wurde und die Segel zu flattern anfingen, machten wir den Motor an. Durch das Dümpeln in der Nacht mit 3-4 kn, hatten wir unsere Durchschnittsgeschwindigkeit von 6,5 kn auf 5,5 reduziert. Rechtzeitig zum Sonnenaufgang, kurz nachdem wir den Motor angemacht hatten, bekamen wir Besuch von einer großen Delfin-Schule. Das war das erste Mal seit 5 Wochen, das wir überhaupt Delfine gesehen haben. Sie spielten mindesten 30 Min. an unserem Bug und tauchten immer wieder durch unser Boot hindurch um auf der anderen Seite hochzuspringen. Das war so schön und ich musste gleich die Kinder aus dem Bett holen. Nach einer Zeit waren wir ihnen aber wohl zu langsam, so dass sie wieder verschwanden, so plötzlich, wie sie gekommen waren. Wir. Nutzten die Flaute auch um mal ins Wasser zu springen und uns hinter dem Boot herziehen zu lassen. Nach ca. 6 Stunden wurde der Wind wieder etwas mehr, so dass wir den Motor wieder ausschalten konnten und weiter Richtung Gibraltar segeln konnten. Nach 4 Tagen, 16 Stunden und 665 sm (fast 1.200 km) erreichten wir Gibraltar am Morgen des 16. September 2021. Die Marina war um 6.30 Uhr noch nicht geöffnet, so dass wir erst einmal davor ankern mussten, dort wo auch die großen Frachter Schiffe standen, und uns für ein paar Stündchen hin legen konnten. Wir wollten ein paar Tage in Gibraltar entspannen, bevor es die restlichen 129 sm (240 km) bis nach Almerimar geht.

Delfine schwimmen mit Kithara um die Wette
Genau zum Sonnenaufgang
Besuch von einem kleinen Vogel mitten im Ozean
Wunderbare Sonnenuntergänge erlebt
Ein bisschen Bewegung auf beengten Raum
Hinter dem Boot her schwimmen war nicht so einfach
Daher besser an der Leiter festhalten
Gibraltar kurz vor Sonnenaufgang erreicht

Überfahrt nach Gibraltar

Die eigentliche Überfahrt begann am Samstag, den 11.09.2021, aber erst um 23 Uhr und sollte lt GPS noch 578 sm betragen. Wir konnten relativ schnell die Segel setzen, da der Wind mit 15 – 20 kn aus der richtigen Richtung kam und wir fast Rückenwind hatten. Die Nachtwachen teilten wir uns alle 3 h ein, so dass jeder ca. 6 h Schlaf bekommen konnte. Tagsüber sollten die Wachen alle 4 Stunden wechseln, so dass die beiden nicht Wachleute ihren fehlenden Schlaf aus der Nacht nachholen konnten. Wie wir das regeln wollen, wenn wir nur noch zu zweit im Wach-Dienst sind, werden wir dann entscheiden. Auch, wie wir das mit den Kindern machen würden. Bisher waren sie nachts immer bei einer Wache mit dabei. Was abends bis ca. 0 Uhr ganz gut funktionierte, aber danach konnten wir sie nur wecken, damit sie sich mit raus legten um dort dann wieder weiter zu schlafen. Aber zumindest waren sie in der Nähe und konnten geweckt werden, falls doch mal etwas getan werden musste. Das klappte auch gut.  In der zweiten Nacht, mussten die Männer mehrere kurze Gewitter, auch Squalls genannt ab wettern, die einen Wind von bis zu 45 kn mit sich brachten. Auch am Montag sahen wir tagsüber beim Segeln die Regenschauer näher kommenen und nachts Blitze es überall um uns herum. Da wir fast durchgängig Wind von hinten hatten, wollten wir das Schmetterlings Segeln ausprobieren. Dafür hatten wir einen portablen Baum für das Vorsegel, was am Mast befestigt ist und mit dem wir das Vorsegel ausbaumen konnten, damit es nicht zusammen fällt, wenn der Wind doch mal von der anderen Raumschot-Seite kommen würde. Das kann beim Vorwindsegeln schnell mal passieren, wenn man z. B. wegen der Wellen, den Kurs nicht genau halten kann. Dann käme es im Normalfall zu einer ungewollten Halse, was schnell gefährlich werden kann, bzw. Auch das Material kaputt gehen läßt. Wir wussten noch nicht wirklich, wie man den vorderen Baum bedient, da es schwer war das Achterlik des Vorsegels darin zu befestigen. Holte man das Segel zu weit raus, blies der Wind es sofort so weit weg, dass man es vom Boot aus nicht mehr erreichen könnte. Außerdem schien der Baum ca. 40 cm zu lang zu sein. Wenn man das Segel zu weit einholte, befand sich das Achterlik zu weit oben, so dass man es doch wieder nicht erreichen konnte. Wenn man nicht ganz einkurbelte, könnte man das Lik zwar erreichen, aber das Segel nicht weit genug weckdrücken, weil der Baum zu lang war. Es war wie verhext. Die Männer versuchten es immer und immer wieder, bis es dann zwar mit Ach und Krach klappte, aber das entfernen dadurch leider auch nicht besser wurde. Das mit den Segeln auf oder ab, muss manchmal ziemlich schnell gehen, je nach Wind und Wetterlage. Also schnell mal das Vorsegel ausbaumen und wieder weg machen, war leider nicht. Obwohl das bei Rückenwind ein tolles Segeln ist, weil man gut voran kommt, haben wir es nur gemacht, wenn klar war, dass der Wind längere Zeit konstant von hinten kommt und keine Squalls in der Nähe, oder gemeldet waren. Nachts haben wir uns nicht getraut den Baum draußen zu lassen, da es für uns erst einmal nicht möglich war ihn im Dunkeln schnell zu lösen, falls kurzfristig wieder ein Gewitter aufkam so machten wir es 2 Tage lang, morgens Baum rauf, und abends Baum wieder runter, was ganz schön anstrengend war. Aber wir hatten ja sonst nichts anderes zu tun oder zu sehen. Ab und zu sahen wir mal ein Frachtschiff in etwas Entfernung an uns vorbei fahren, sonst war da nichts, außer blaues Wasser um uns herum. Wir lasen viel, oder spielten Spiele. 

Start mit Hindernissen

Samstag, der 11.09.2021: Um 14.30 Uhr, viel später als gedacht, könnten wir endlich unsere 635 sm lange Überfahrt nach Gibraltar beginnen. Eigentlich wollten wir in Quinta do Lorde noch unseren Vorrat an Kochgas überprüfen, weil die eine Flasche sich nach dem letzten Kochen schon ziemlich leer anfühlte. Allerdings blieb dafür mal wieder keine Zeit. Außerdem hatten wir ja noch eine 2. volle Gasflasche dabei, so glaubten wir zumindest. Als wir ca. 15 sm gefahren sind und Madeira nur noch im Rückspiegel zu sehen war, sollte Reis mit Hackfleisch gekocht werden. Allerdings ließ sich die Flamme nur kurz anzünden und ist gleich wieder aus gegangen. Also wurden die Gasflaschen getauscht. Aber auch hier gab es nur ein kurzes aufflammen, bevor sie wieder ausging. Scheinbar fuhren wir die ganze Zeit bereits eine leere Gasflasche spazieren. Hätten wir das nur mal kontrolliert, bevor wir losgefahren sind. Aber was machen wir jetzt? Wir können doch nicht 7 Tage nonstop unterwegs sein, ohne etwas Warmes kochen zu können. Nach Porto Santo wollten wir eigentlich nicht segeln, weil das nochmal einen Umweg bedeuten würde. Aber es blieb uns nichts anderes übrig. Also machten wir eine kontrollierte Halse und änderten den Kurs nach Porto Santo. Allerdings war es bereits 17.15 Uhr und Porto Santo war noch 17 sm entfernt. Das bedeutet, selbst wenn wir eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 5 Knoten hätten, würden wir noch mehr als 3 Stunden brauchen. Und dann ist es dort bereits nach 20 Uhr, so dass dann kein Marina-Shop mehr geöffnet sein würse. Die Frage war auch, ob es dort genau die Gasflaschen überhaupt gibt, die wir benötigen? Zum Glück waren wir noch im Handynetz- Empfangsbereich von Madairra, so dass wir in der Marina Porto Santo anrufen konnten. Sie hatten tatsächlich genau unsere Gasflaschen zum Austausch da, würden aber in 30 Min. zu machen und wir sollen am nächsten Morgen kommen. Das passte uns gar nicht, da wir eh schon später weggekommen sind und sich dann das Wind-Fenster für die Überfahrt für uns schließen würde und wir nicht wußten, wann der Wind wieder so günstig sein würde, da er zu dieser Jahreszeit normalerweise aus der anderen Richtung weht, was für uns dann Gegenwind bedeuten würde und ein segeln unmöglich macht. Wir überlegten mit dem Marina-Mitarbeiter, wie wir das Problem lösen könnten. Er wollte fragen, ob er die Gasflaschen bei der Grenz-Polizei deponieren könnte, damit wir sie dort abholen. Allerdings verweigerte die Grenz-Polizei diesen Botendienst. Auch ein länger geöffnete Restaurant war keine Lösung. Dann meinte der  Marina-Mitarbeiter, dass er einfach länger da bleiben würde, da er eh noch auf ein anderes Schiff warten musste. Er gab uns seine HandyNr, wo wir uns melden sollten, sobald wir da waren. Das fanden wir furchtbar nett von ihm und versuchten unsere Fahrt mit Motorergänzung etwas zu beschleunigen. Trotzdem sind wir erst um 20.30 Uhr in der Marina von Porto Santo angekommen und versuchten verzweifelt einen Platz zum anlegen zu finden. In dem großen geschützten Bereich der Marina, war es üblich zu ankern, daher hatten sie nicht so viele Anlegestege. Der Mariniero meinte am Telefon, wir sollen irgendwo auf der linken Seite festmachen, konnten aber nicht den Platz finden, den er meinte. Bis wir eine bereits im Päckchen angelegte, relativ neue Dehner 50 sahen und die Eigentümer fragten, ob  wir für ca. 30 Min. bei ihnen festmachen könnten, um schnell die Gasflaschen abzuholen. Wie sich herausstellte, handelte es sich bei den Eignern ebenfalls um Schweizer Landsleute, wie unser Mitsegler, die gut deutsch sprechen konnten. Sie sind gerade vom Festland gekommen und mussten die letzten 20 sm abgeschleppt werden, weil sie einen Motorschaden erlitten haben und der Wind ungünstig war. Sie wurden jetzt zum Essen gehen, aber wir sollten ruhig über ihr Boot drübersteigrn. Das war ein kleiner Balance-Act, mit 2 Camping-Gasflaschen in den Händen über die unterschiedlichen Höhen zu steigen wir mussten nicht nur über die 5 m breite Dehner drüber, sonder auch über das daneben liegende Fischerboot. Als wir am Steg angekommen waren, wollten wir uns auf die Suche nach dem Mariniero machen. Aber dieser hatte uns scheinbar bereits anlegen gesehen und stand mit den beiden vollen Gasflaschen bereits am Pier. Er entschuldigte sich, dass er erst jetzt vom Abendessen zurück war. Was aber perfektes Timing war, da wir ja auch gerade erst angekommen waren. Wir tauschten die Flaschen für 18 € das Stück aus und machten uns auf den Rückweg zu unserem Boot. Dann wurden die Flaschen von uns gewogen, ob sie dieses Mal voll waren. Man könnte  schon beim rübertragen erkennen, dass diese schwerer waren als unsere leeren. Also wurden sie angeschlossen bzw. verstaut. Zum testen wurde gleich vor Ort das Abendessen zubereitet und verspeist. Danach sollte es um 22.30 Uhr endlich los gehen. Wir machten den Motor an und die Leinen los. Es fehlten nur noch die Navigationsleuchten. Die hintere weiße Lampe war kein Problem. Aber die vordere, 2 Farben Laterne ging mal wieder nicht, da das Anschluss-Kabel wegen des Salzwasser durch koridiert war. Das bedeutete nochmal 30 Min. im Hafen kreisen, bis Hans versuchte die Lampe zum laufen zu bringen, was er bereits mehrfach geschafft hatte, aber dieses mal, gerade im Dunkeln, auch nur mit Taschenlampe nicht so einfach war. Nach 30 Min. gab er auf und meinte, dass es zu stark koridiert sei und er es im Hellen austauschen müsse. Also schalteten wir das obere Rundum -Ankerlicht ein, war für den Notfall ein paar Stunden gehen würde, damit wir endlich los fahren konnten.

Tolle Farben während des 1. Sonnenuntergangs

Ankern bei Quinta do Lorde

Freitag, der 10.09.2021: Vor der großen Überfahrt ans Festland, wollten wir in Funchal noch einen Großeinkauf tätigen, um genug Wasser und Proviant für die geplanten ca. 7 Tage zu haben. Das Einkaufen in Funchal ist eigentlich ganz günstig und es gibt auch fast alles, was es bei uns zu Hause in Deutschland auch gibt. Da wir noch etwas Lebensmittel von der letzten Überfahrt übrig hatten, mussten wir zum Glück nicht ganz so viel einkaufen. Es beschränkte sich hauptsächlich auf Milch, Wasser, Cola, Bier, Fleisch, Knabberzeug (für die Nachtwachen) Brot, Eier und frisches Obst. Da wir leider noch keine Kühltruhe auf dem Boot hatten, konnten wir kein gefrohrenes Gemüse oder viel Fleisch mitnehmen. Vor allem die Getränke nahmen sehr viel Platz ein und wir mussten uns ein Taxi zum Hafen nehmen und schauen, wie wir das alles zusätzlich zu den 5 Personen in unserem Dingi zum Boot transportieren konnten. Aber irgendwie klappe es und wir konnten alles gut in unserer Kithara verstauen. Um 17 Uhr, waren wir endlich soweit, dass wir zur Anker Bucht starten konnten. Die 12 sm dorthin mussten wir leider motoren, da der Wind mit 11 kn direkt von vorne kam und wir keine Zeit mehr zum auf kreuzen hatten. Schließlich wollten wir die Bucht noch im Hellen erreichen. Nach fast 3 Stunden kamen wir in der geschützte Bucht an. Außer uns stand nur ein weiteres Segelboot dort. Es war eine tolle Kulisse mit den bunten Felsen die Madeira an seiner Ost-Spitze um uns herum anzubieten hatte. Die Felsen luden zum Wandern ein, was wir am nächsten Morgen dann auch taten. Noch vor dem Frühstück stiegen wir in das Dingi, was wir für die kurze Überfahrt von Funchal hinter uns her gezogen hatten und fuhren zum Strand. Dort erwartete uns ein felsiger Steinstrand mit großen zum Glück abgerundeten Steinen. Weil unser Dingi einen festen Boden hat, machten wir uns darüber keine all zu großen Sorgen. Aber irgendwie mussten wir es schaffen trocken an Land zu kommen. Aber wir konnten uns nicht direkt auf die Steine treiben lassen, weil die Wellen doch sehr stark waren. Also zog ich meine Wanderschuhe aus und ließ mich ins kniehohe Wasser gleiten um das Schlauch-Boot abzufangen, damit es nicht mit voller Wucht gegen die Steine knallt. Leider konnte ich auf den glatten Steinen keinen Halt finden und landete auf dem Po, bis zum Bauchnabel im Wasser und das Boot auf mir drauf. Was eigentlich nicht schlimm war, weil das Boot keine harten Kanten hatte, und auch die abgerundeten Steine nicht weh taten. Trotzdem muss ich mir dabei einen dicken blauen Fleck am rechten Unterarm geholt haben. Denn am nächsten Tag hatte ich einen riesigen, violetten Fleck in der unteren Armbeuge, von dem ich nicht weiß, wo er sonst hergekommen sein konnte. Auf jeden Fall schafften wir es doch irgendwie trockenen Fußes (zumindest alle außer mir) an Land zu gelangen und das Dingi sicher liegen zu lassen. Wir sind ca. 1,5 km hoch gewandert und haben uns die Klippen auf der anderen Seite angeschaut, weil Madeira hier sehr schmal ist. Auf dem Rückweg sind die Männer zurück zum Boot, um das Dingi zu verstauen und zur Marina Quinta do Lorde zu fahren, während die Mädels noch 2 km weiter zur Marina liefen. In der Marina wurde nochmal aufgetankt, sowohl Wasser, als auch Diesel. Dann gönnten wir uns noch ein kleines Frühstück und eine vorerst letzte richtige Dusche, bevor wir um 14 Uhr losfahren wollten. Die Mittelklampe an unserem Steg war gebrochen, so dass wir zum Eindampfen in die Spring die auf der anderen Seite des Steges liegende Mittelklampe nutzten. Beim aus slippen der Leine verhäderte sich diese an der kaputten Mittelklampe und konnte nicht eingeholt werden. Die Strömung und der Wind schoben uns ums Eck des Steges, direkt auf einen dort liegenden Katamaran zu. Da das Seil auf unserer Klampe durch eine Schlaufe befestigt war, konnten wir das Seil auch nicht mal schnell vom Boot entfernen, da bereits zu viel Druck drauf war. Wir drohten gegen den Eckpfosten des Steges und den dahinter liegenden Katamaran zu stoßen. René nutzte die Gelegenheit, als wir noch einmal mit dem Bug näher an den Steg geschoben wurden, um auf den Steg zu springen und das Seil von Hand zu lösen, so dass wir frei waren und gerade noch einem Zusammenstoß entgehen konnten. Aber René blieb erst einmal alleine auf dem Steg zurück. Wir sagten ihm, dass er 2 Stege weiter gehen solle, wo der Quersteg frei war und wir ihn dort mit einem kurzen Stopp wieder einsammeln konnten. Aufgrund des immer stärker werdenden Windes, mussten wir nochmal aus der Marina raus fahren, weil das Wenden dort so nicht möglich war. Als wir zurück kamen, stand René zunächst auf dem falschen Steg, so dass wir ihn nochmal los schicken mussten. Wir schafften es am richtigen Steg kurz fest zu machen, damit René aufs Boot springen könnte. Der arme Kerl war ganz aufgeregt und außer Puste und das auch noch an seinem Geburtstag. Wegen des Abfahrstresses, könnten wir seinen Geburtstag gar nicht richtig feiern. Wir versprachen ihm, seinen Geburtstag gebührlich nachzufeiern, wenn wir am Festland ankommen würden.

Volles Dinghy nach dem Shopping in Funchal
Abra Anker-Bucht
Sao Lourenco Strand
Nord-Küste von Madaira
Aussichtspunkt Sao Lourenco
Abra-Bucht mit Kithara
Südküste Madaira
2 km Walk zum kleinen Ort Quinta do Lorde
Marina Quinta do Lorde

Insel-Besichtigung

Donnerstag, der 09.09.2021: Für die Überfahrt nach Spanien mussten wir ein gutes Wind Fenster abpassen, was am Samstag, den 11.09.2021 für 3 Tage der Fall sein sollte. Also wollten wir uns bis dahin die Zeit mit Sightseeing vertreiben. Wir versuchten vergebens in Funchal und Umgebung ein Mietauto zu bekommen, mit dem wir die Insel erkunden wollten. Wir riefen alle Autovermietungen an, bekamen aber überall die selbe Antwort: „Nein, für heute und morgen haben wir leider kein Auto mehr.“ Auch die Motorräder waren komplett ausgebucht. So dass unsere Inselrundfahrt leider ausfallen musste. Allerdings wollten wir die Zwei Tage auch nicht wieder nur auf dem Boot verbringen, was wir ja während der Quarantäne schon zur Genüge tun mussten. Also fuhren wir zu fünft mit unserem Dingi an Land. Unsere 14 jährige Tochter wollte ausprobieren, wie sich das Dingi steuert, so dass es zu Beginn eine lustige Karussell-Fahrt im Kreis wurde. Dennoch sind wir ein paar Minuten später sicher und vor allem trocken im Hafen angekommen. Dort entschieden wir dann, uns ein Taxi zu nehmen und aus Funchal heraus zu fahren, um zumindest die 14 km entfernten und mit 580 m eines der höchsten Steilklippen Europas zu besichtigen. In Cabo Girao gab es einen kleinen gläsernen Skywalk, auf dem man die 580 m unter sich blicken konnte. Die Fahrt mit dem Taxi hin und zurück sollte 35 € kosten, was auf jeden Fall schon mal günstiger als ein Mietauto war. Auf dem Rückweg fragten wir den Taxifahrer, ob er uns noch an eine andere schöne Stelle in der Nähe bringen könne und wir landeten im kleinen gemütlichen Fischerdorf „Camara de Lobos“. Der Taxifahrer ließ uns 1 Stunde spazieren und ein Bierchen und Radler trinken, während er auf uns wartete. Das Radler heißt hier wie auch auf den Canaren, Schandi, ist aber im Vergleich mit 5 € für einen halben Liter um einiges teurer, genauso wie das Bier. Der Ort hat eine malerische Kulisse mit einen Berg im Hintergrund auf dem unzählige Bananen wachsen. Bananen Stauden wachsen in diesem Bereich überall, so ist es auch kein Wunder, dass man am Flughafen bei der Ankunft eine Banane als Begrüßungsgeschenk erhält. Der Rückweg nach Funchal war dann recht kurz. Nachdem wir kein Mietauto mehr bekommen hatten, entschieden wir uns am nächsten Tag die Zelte in Funchal abzubrechen und Richtung Norden zu einer empfohlenen Anker-Bucht in der Nähe der Marina Quinta do Lorde zu fahren. Von dort konnten wir gut die Überfahrt ans Festland beginnen.

Ausflug zum Monte Palace Tropical Garden

Mittwoch, 08.09.2021: Am nächsten Morgen, die Nacht war wegen der Mücken leider wieder etwas unruhig, wurde nochmal Wäsche gewaschen, um für unseren nächsten Gast, der sich für 19 Uhr angekündigt hatte, frische Bettwäsche anbieten zu können. Wir müssen uns noch angewöhnen, Kleingeld für die Waschmaschinen zu sammeln, da diese leider nur mit Münzen betrieben werden. So mussten wir einen Schein wechseln und zahlten 7 € für die Waschmaschine und 3 € für den Trockner. Bei der Masse an Wäsche wurde sie aber nicht ganz trocken, so dass wir sie am Boot doch noch aufhängen mussten. Da der Platz auf so einer Yacht doch etwas beengt ist, mussten wir alle einigermaßen quer liegende Leinen und Balken, sowie die gespannte Vorschot verwenden. Durch Sonne und Wind trocknete unsere Wäsche sehr schnell, so dass wir sie nach einer Stunde wieder abhängen konnten, was sich gut traf, da langsam dunkle Wolken von den Bergen kamen und es die letzten Tage immer wieder mal kurze Schauer gab. Nachdem die Wäsche verräumt war, wollten wir noch einen Ausflug machen. Dafür ging es für 11 € pro Person (Kinder: 5,50 €) mit der Seilbahn fast 3.200 m auf den 560 m hohen Berg über Funchal hinauf. Oben wartete der Monte Palace Tropical Garden auf uns, der für 12,50 € pro Erwachsenen einen schönen Spaziergang zwischen  Pflanzen und Palmen aus Portugal, Südafrika, Belgien, Himalaya Schottland und Amerika bot. Zusätzlich gibt es in dem 70.000 m2 Garten noch einige asiatische Skulpturen und Brücken, Kachelbilder, die die portugiesische Geschichte erzählen und eine afrikanische Ausstellung mit Stein-Kunst aus Simbabwe, sowie einige kleine Seen und Wasserläufe mit Wasserfällen. Wenn man den Garten am West-Ausgang „Monte“ verläßt, kommt man zur imposanten Kirche „Nossa Senhora do Monte“ an deren Fuß man die für Madeira typischen Korbschlitten fahren kann. Diese wurden bereits im 19. Jhd. genutzt und gelten als die ersten öffentlichen Verkehrsmittel. Zwei Kilometer schlittert man auf den eingeseiften Kufen eine enge Straße bergab, zwei Carreiros in traditioneller weißer Kleidung und mit Strohhüten auf dem Kopf lenken, bremsen oder beschleunigen mit reiner Muskelkraft und den speziellen Sohlen ihrer Lederstiefel. Der Spaß ist ein Touristenmagnet und kostet 30 € für 2 Personen. Nachdem wir uns die Schlittenfahren der anderen angeschaut haben und es für uns als zu teuer ansahen, sind wir mit dem öffentlichen Bus, für 1,75 € pro Person, nach Funchal zurück gefahren. So dass wir rechtzeitig zurück waren, unseren nächsten Gast in Empfang zu nehmen. Er sollte uns helfen nach Spanien ans Festland zu segeln, wo wir noch ein paar Kleinigkeiten am Boot machen lassen wollten, bevor wir noch einmal nach Hause fliegen um unsere restlichen Sachen aufs Boot zu bringen. Aber zuerst mußten wir noch aus der Marina raus fahren und einen geeigneten Platz zum ankern finden, wo wir noch 2 Nächte bleiben wollten und endlich wieder ohne Mücken schlafen konnten. Es ist verwunderlich, daß wir nur ca. 50 m von der Marina-Keimauer entfernt, kostenlos ankern durften und es dort tatsächlich keine Mücken mehr gab.

Gondel über Funchal
Monte Palace Tropical Garden
Afrikanische Steinkunst aus Simbabwe
Korbschlitten fahren
Kirche „Nossa Senhora do Monte
Bummeln durch Funchal
Festung von Sao Tiago
Küste von Madeira
Santa Maria – Ausflugsschiff
Marina Funchal

Corona Prozedur in Madeira

Nach 67 h (2,5 Tage) sehr erholsamen Segelns, sind wir am Sonntag, den 05.09.2021 um 13.30 Uhr im Hafen von Madeiras Hauptstadt Funchal angekommen. Dort mussten wir vor der Hafen-Einfahrt noch 1 h warten, bis wir in den eigentlichen Hafen einfahren durften. Der Hafenmeister hatte noch mit einem vor uns einfahrenden Katamaran zu tun und keine Zeit für uns. Als wir uns vor Ankunft ordnungsgemäß per Handy angemeldet hatten, wurde uns erst gesagt, dass sie eigentlich keinen Platz hätten. Aber, wenn wir am Dienstag, den 07.09.2021 in der Früh wieder abfahren würden, dann hätten sie doch noch einen Platz (im Päckchen). Am Dienstag sollte eine Regatta aus Teneriffa in Funchal ankommen und die brauchen erst einmal alle einen Liegeplatz. Die Hauptstadt-Marina ist sehr klein und umfasst nur 4 Piers für ca. 210 Boote. Es kam dann aber doch alles anders. Wir müssten erst an einen temporären Platz an der Kai-Mauer, weil wir erst einklarieren mussten. Das war leider nich ganz einfach, weil wir 4 zwar geimpft waren, unsere Freunde aber nicht. Zuerst musste man sich bei einer Sicherheits-App (https://madeirasafe.com) registrieren und seinen Impfpass oder Corona-Test-Ergebnis hochladen. Dann bekam man eine grüne Freigabe, um das Land betreten zu dürfen, was für uns 4 Geimpfte eigentlich kein Problem war. Unsere Freunde aber mussten ein negatives Testergebnis vorlegen, was sie nicht hätten, da wir für die Überfahrt, wegen der angekündigten Flaute, mehr als 3 Tage einplanten und daher keinen teuren PCR Test in Fuerteventura machen wollten, der dann womöglich eh nicht mehr akzeptiert worden wäre… Im nach hinein, wäre das aber vielleicht doch die bessere Option gewesen…  So müssten unsere Freunde auf einen Termin für einen PCR-Test warten. Dazu sollten wir uns bei der Hafen-Polizei melden, die das mit dem Gesundheitsamt klären würde. Lt. Grenz-Polizei durften aber auch wir Geimpften nicht an Land, da wir ja mit Ungeimpften zusammen reisten. Ob das so rechtmäßig war, sind wir uns aber auch nicht sicher, wollten aber nichts riskieren. Auf jeden Fall war es Sonntag, als wir ankamen. Und da meldete sich natürlich niemand mehr wegen eines Termins. Am Montagmorgen telefonierte Hans sich bei verschiedenen Stellen (Hafen-Polizei, Grenz-Polizei, Gesundheitsamt)  die Finger wund, um zu erfahren, wann unsere Freunde den Corona-Test machen könnten. Im Laufe des Tages kam dann die Nachricht, dass sie am Dienstagfrüh um 9.30 Uhr einen PCR-Test machen könnten. Das Problem war nur, dass der Flieger nach Hause für sie bereits um 18 Uhr gehen würde und nicht klar war, ob die Ergebnisse, die mind. 12 Stunden dauern sollten, rechtzeitig kommen würden. Also weiter telefonieren, ob nicht doch ein früherer Termin möglich ist… Lt. Gesundheitsamt ist sogar ein Schnelltest aus der Apotheke möglich, aber leider durften sie ohne offizielle Begleitung das Boot nicht verlassen. Die Apotheken selbst hatten kein Personal um es mit einem Test in die Marina zu schicken. Lt Gesundheitsamt, hätte die Grenz-Polizei, die ja vor Ort war, die Familie angeblich zur Apotheke escortieren können. Der Polizist wollte sich bei seinen Vorgesetzten darüber informieren, ward aber nicht mehr gesehen. Irgendwann kam dann eine Email von einer Krankenschwester des Gesundheitsamtes, dass am Dienstag um 9.30 Uhr ein Schnelltest in der Marina für unsere Freunde möglich ist. Auf die Bitte um einen früheren Termin wurde nicht reagiert… Am Dienstag morgen waren wir dann ganz aufgeregt, ob jemand mit einem Test kommen würde, und wenn ja, wann? Auch die Hafen-Polizei, die sich bisher nicht hatte blicken lassen, war vor Ort, wollte aber erst nicht mit uns sprechen. Es wurde 9.30 Uhr, aber niemand kam. Wir wollten ihnen die obligatorischen, südländischen 15 Minuten zugestehen. Um 10 Uhr aber riefen wir dann doch mal die Hafen-Polizei an, um zu fragen, ob sie etwas näheres wüssten. Von dort kam nur, wir müssen warten. Wir fragten uns wie lange wir warten sollen, bekamen aber keine Antwort. Das Gesundheitsamt war für uns nicht erreichbar. Um 10.45 Uhr riefen wir nochmal bei der Hafen-Polizei an und meinten, dass es langsam knapp werden würde, weil unsere Freunde um 13 Uhr Richtung Flughafen mussten. Daraufhin rief er seinen Kollegen an, der bei uns vor Ort war, aber es noch nicht für nötig hielt mit uns zu sprechen. Auf einmal kam dieser auf uns zu und wir konnten mit ihm verhandeln, dass unsere Freunde sich um 13 Uhr ein Taxi rufen und direkt an den Flughafen fahren dürfen um dort einen Schnelltest zu machen, falls bis dahin niemand zum Testen kommen sollte. Die Zeit bis dahin vertrieben wir uns mit Spiele (Wizard, Brändi Dog) spielen. Natürlich kam niemand mehr, auch die Hafen-Polizei ist irgendwann verschwunden. Um 12.45 Uhr wurde das Taxi bestellt und die Verabschiedung begann. Wir trennten uns mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Obwohl wir uns vorher gar nicht so gut kannten, hatten wir zu 8 eine tolle Zeit in den 14 Tagen auf sehr beengten Raum. Allerdings haben wir unsere 44-Fuß Yacht jetzt das erste Mal für uns alleine. Zumindest für 1 Nacht. Wegen der verspäteten Flaute hatte sich die Regatta aus Teneriffa verzögert, so dass wir doch noch eine Nacht in der Marina bleiben durften. Es wurde uns sogar erlaubt, bis 20 Uhr zu bleiben, bis unser nächster Gast mit dem Flugzeug ankommen sollte. Dann müssen wir die Marina verlassen, weil für die Nacht die ersten von insgesamt 20 Booten erwartet wurden. Es wurde uns aber zugestanden nachts nicht bis zu nächsten Marina fahren zu müssen, sondern direkt vor der Hafen-Einfahrt zu ankern.