Archive : November

1. Woche Atlantik – Logbuch

1. Tag: Sonntag, 21.11.2021
Nach dem Start hatten wir 7-10 Knoten Wind aus Südost. Da wir nach Süden um Gran Canaria herum fahren mussten, blieb uns nichts anderes übrig als zu kreuzen. Hier musste man etwas aufpassen, da von den 154 Booten, trotz unseres späten Starts noch einige in der Nähe waren und ebenfalls kreuzen mussten. Ab und zu kreuzten wir auch unsere Freunde aus England auf der „Cloud Jumper“ und winken uns zu. Um 18 Uhr wurde der Wind dann etwas weniger, so dass wir zusätzlich den Motor anschmissen um zumindest ein bisschen in die richtige Richtung fahren zu können. Bevor wir aus dem WLAN-Netz von Gran Canaria rausgefahren waren, verabschiedeten wir uns noch kurz per Handy, für mind. 3 Wochen, von unseren Familien. Da der Wind später noch weniger wurde und die Segel das Flattern anfingen, holten wir sie um 21.30 Uhr rein und fuhren nur noch mit Motor. Gran Canaria sahen wir jetzt nur noch im Rückspiegel. Um 0 Uhr kam dann etwas Wind, so dass wir es wieder mit dem Segeln probierten. Aber schon um 2.30 Uhr hörte der Wind wieder auf. Mit der Strömung ließen wir uns für 5 Stunden mit 3-4 kn nach Süden treiben. Als wir nur noch 2 kn Fahrt hatten, machten wir die Segel rein und den Motor wieder an. Auf dem AIS sahen wir noch ein paar Boote, die sich in unserer Nähe befanden. Aber die meisten hatten wahrscheinlich die ganze Nacht durch gemotort und waren über alle Berge bzw. Wellen, wobei das Wasser sehr ruhig und flach war. Nach 24 Stunden hatten wir gerade mal 104 sm geschafft, und auch nur 32 sm Richtung Santa Lucia.

2. Tag: Montag, 22.11.2021
Mittags machten wir den Motor wieder aus und dümpelten mit 1 kn vor uns hin. Auf dem AIS war jetzt kein Schiff mehr zu sehen. Da das Wasser sehr glatt war, nutzte Hans die ruhige Fahrt um sich um das vordere Navigationslicht zu kümmern, was er in Las Palmas nicht mehr geschafft hatte. Er verlegte die Kabel wasserdicht im Bugkorb. Dafür musste er ein paar neue Löcher bohren, da die Kabel nicht durch die alten vorgebohrten Löcher geführt werden konnten. Er beendete seine Arbeit genau rechtzeitig, bevor es dunkel wurde. Dann konnten wir auch wieder unser Vorsegel setzen und zumindest mit 4 kn weiter Richtung Süden schleichen. Um 20.30 Uhr hörte der Wind wieder auf, so dass wir den Motor erneut einschalten mussten. Im Laufe der Nacht begegneten uns nun wieder ein paar Segelboote. Durch das sparsame Motoren schafften wir in den zweiten 24 Stunden zwar nur 103 sm, aber dafür 84 sm in die richtige Richtung.

3. Tag: Dienstag, 23.11.2021
Um 15 Uhr machten wir den Motor wieder aus, um im spiegelglatten Meer ein ausgiebiges Bad zu nehmen. Das Wasser war auch gar nicht so kalt und da wir vorher gemotort sind, hatten wir danach sogar warmes Wasser zum Duschen. Als wir alle frisch geduscht waren, packte Jenny die Gitarre aus und wir sangen „Country Roads“, das Lied, was Jenny vorher in ihrer Kabine geübt hatte. Plötzlich kam eine große Delfinschule ganz nah an unsere Kithara. Es waren bestimmt 100 Tiere, die in kleineren Gruppen ruhig um unser Boot herum schwammen. In dem ruhigen Wasser konnte man sie besonders gut sehen und hören, wie sie atmeten. Als Jenny aufhörte zu spielen, entfernten sie sich etwas vom Boot. Sobald sie wieder anfing war es als würden die Delfine wieder näher kommen. Das ging bestimmt 1 Stunde so, bis Jenny keine Lust mehr zum Spielen hatte und die Delfine wieder langsam verschwanden. Nach diesem tollen Erlebnis machten wir gut gelaunt die Segel raus. Aber nach nur einer Stunde wurde der Wind wieder schwächer, so dass wir den Motor zur Unterstützung wieder anmachen mussten, um überhaupt vorwärts zu kommen. Etwas später machten wir den Motor wieder aus, weil wir ja ein Segelboot sind und kein Motorboot. Im Laufe der Nacht nahm der Wind immer weiter zu, so dass wir bis zum Morgen tatsächlich 50 sm am Stück ohne Motor geschafft hatten. Insgesamt haben wir am 3. Tag zwar 111 sm zurück gelegt, sind unserem Ziel aber nur 34 sm näher gekommen.

4. Tag: Mittwoch, 24.11.2021
Da der Wind nun direkt von Hinten kam, wollten wir unser Schmetterlings-Vorwind-Stetup ausprobieren. 2,5 Stunden brauchten wir, bis das Schmetterlings-Segel auf beiden Seiten ausgebaumt war. Zuerst wurde das Vorsegel an Backbord am Groß-Baum festgemacht. Dieser musste soweit wie möglich seitlich heraus gelassen werden und mit einer Baumbremse nach vorne fixiert werden. Auf der Steuerboard Seite haben wir einen Spi-Baum, der am Mast festgemacht ist. Dieser muss vom Mast herunter gelassen werden, die Vorschot durch gefädelt und dann ebenfalls nach 2 Richtungen fixiert werden. Mit diesem Setup konnten wir zumindest bis Mittag bei 10-15 kn Wind eine für uns ganz gute Fahrt von 5-7 kn pro Stunde machen. Mittags kam der Wind wieder von der Seite, so dass wir unser Vorwindsegel wieder abgebaut haben. Dabei hatten wir ohne Segel und Motor trotzdem noch eine Gleitfahrt von 4 kn pro Stunde. Als Vorsegel und Groß auf Steuerboard gesetzt waren, konnten wir bis zum nächsten Tag schön Richtung Süden segeln. Wir wollten noch nicht zu weit nach Westen segeln, da über den Canaren ein Sturm angekündigt war und wir nicht in seinen Ausläufer geraten wollten. An diesem Tag schafften wir 155 sm und das meiste davon tatsächlich unter Segel. Santa Lucia ist an diesem Tag um 98 sm näher gekommen. Es sind aber immer noch 2.442 sm zu fahren.

5. Tag: Donnerstag, 25.11.2021
An diesem Tag war der Wind ab Nachmittag wieder etwas schwächer, so dass wir versuchen wollten unseren Spinnaker hoch zu ziehen. Nicht einmal der Voreigentumer wusste etwas von einem Spinnaker. Unsere Frage danach, beim Kauf im Juni 2021 verneinte er. Wir fanden ihn zufällig unter dem Bett in der Bug-Kabine als wir in Almerimar angekommen waren und uns mal die vorhandenen Segel anschauen wollten. Ausprobieren konnten wir in bisher allerdings noch nicht, da der Wind entweder zu stark, oder von der falschen Richtung kam. Der Spinnaker ist ein ganz dünnes, leichtes Segel, das aussieht wie ein Parasailor und nur bei Winden bis ca. 15 kn benutzt werden sollte, da es sehr schnell reißt. Wir dachten, dass der vorherrschende Wind mit 5-10 Knoten ein idealer Zeitpunkt wäre, um ihn hoch zuziehen. Also machten wir ihn am Spinnakerfall fest und zogen ihn vor dem Vorstag nach oben. Aber scheinbar war das Segel zu groß für Kithara. Wir konnten ihn zumindest nicht so weit hochziehen, dass er
über die Reling kam. Vielleicht war aber auch der Wind zu schwach, da das Segel immer wieder in sich zusammen viel und ausbrechen wollte. Also zogen wir ihm wieder runter und verstauten ihn wieder unter unserem Bett. Als wir damit fertig waren, schalteten wir den Motor wieder ein, weil der Wind immer noch zu schwach war. Wir nahmen langsam Kurs Richtung Westen. Nach 3 Stunden versuchten wir es wieder mit Segeln und machen den Motor aus. Um unsere Geschwindigkeit von 3-4 kn pro Stunde zu erhöhen, schalteten wir nur ein wenig Motor dazu. Nachts um 3 Uhr nahm der Wind wieder zu und wir konnten den Motor endgültig aus schalten. Diese 24 Stunden brachten uns 132 sm, davon 131 sm Richtung Ziel.

6. Tag: Freitag, 26.11.2021
Dieser Tag war ein guter Segel Tag. Wir hatten ziemlich konstanten Wind mit 10-20 kn. Und abends zum Sonnenuntergang haben uns wieder ein paar Delfine besucht, die über die noch relativ kleinen Wellen, 0,5 – 1 m sprangen. Da die Wellen sehr klein und der Wind konstant waren, entschieden wir, die Wache nach unten in den Salon zu verlegen und gemeinsam einen Film anzuschauen. Gerade, als der Film zu Ende war hörten wir ein unkontrolietes Schlagen an Deck. Als Hansi schnell nach oben sprang, stellte er fest, dass sich der Autopilot ausgeschaltet hatte und das Boot nun mit flatternden Segeln in entgegen gesetzter Richtung im Wind stand. Zum Glück hielt die Baumbremse des Großbaumes, so dass dieser zumindest nicht auch unkontrolliert herumschlug. Wir konnten uns nicht erklären, wie das passieren konnte. Vielleicht war der Autopilot nach 5 Tagen ununterbrochenem Einsatz einfach überlastet? Er ließ sich aber problemlos wieder einstellen, so dass wir die restliche Nacht normal weiter segeln konnten. Unser Etmal für diesen Tag waren 148 sm, wovon es 137 sm in die richtige Richtung ging.

7. Tag: Samstag, 27.11.2021
Heute stand ein Geburtstag an. Hans, unser Papa wurde 43 Jahre alt. Eigentlich wollten wir ihn überraschen und Brownis backen, während er schläft. Aber an diesem Morgen wollte er partout nicht wieder schlafen gehen. Also setzten wir ihn raus ins Kockpit um Wache zu halten, während wir den Teig zubereiteten. Da das Boot wegen der Wellen ganz schön schaukelte, waren wir uns nicht sicher, ob es in dem kleinen, schwankenden Gas-Backofen überhaupt funktionierte, einen geraden Kuchen hinzubekommen. Der Kuchen wurde immer wieder gewendet, damit er nicht an einer Seite anbrennt. Nach 40 Min. waren die Brownis dann fertig und konnten dekoriert werden. Die Brownis haben auch ohne angezündete Kerzen sehr lecker geschmeckt. Die Kerzen hätten bei dem Wind eh nicht lange gebrannt, außer vielleicht die Zauberkerzen von Siggi-Oma, die man nicht auspusten kann, weil sie immer wieder angehen.

Leider gab es an diesem Tag aber auch schlechte Nachrichten. Von der ARC-Kontroll wurde uns über Satelliten-Telefon per Mail mitgeteilt, dass auf einem Teilnehmer-Boot ein Besatzungsmitglied zu Tode kam. Die genaueren Umstände wurden nicht bekannt, nur dass sie sich ziemlich weit im Norden befanden und wahrscheinlich direkt in den angekündigten Sturm bei den Kanaren gesegelt sein müssen. Zuerst wollte die restliche Crew, Vater und Sohn, alleine weiter segeln, ließen sich dann aber doch von der Mein-Schiff abbergen, welches extra zu ihnen umgeleitet wurde. Ihr Segelboot schwimmt nun irgendwo ohne Besatzung auf dem Atlantik umher. Es machte uns schon sehr betroffen, obwohl wir das Boot gar nicht kannten. Das zeigt mal wieder, wie unberechenbar die Natur und vor allem Wind und Wellen sein können. Für uns war es eine gute Entscheidung zuerst nach Süden zu fahren und nicht wie sonst üblich gleich nach Westen zu ziehen. Dort konnten wir bei 10-20 kn ganz gut und angenehm segeln. Allerdings mussten wir das Vorsegel weg machen, da es auf unserem Raumwind-Kurs zu sehr flatterte. Also fuhren wir nur mit dem Grossegel, welches ziemlich weit außen mit einer Baum-Bremse befestigt war, was sehr gut war, da bei diesem Kurs schon mal schnell eine Halse passieren kann und der Baum ziemlich schnell von einer zur anderen Seite sausen kann. Gegen Abend sollten Wind und vor allem die Wellen mehr werden, so dass wir vorsorglich das Groß zu 1/3 refften. Zum Ausklingen des Tages wollten wir eigentlich ein Würfel Spiel mit den Kindern machen, aber die Erwachsenen sind dabei bereits um 20 Uhr eingeschlafen. Das Spiel musste auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden, da noch die Nachtwachen einzuteilen waren. Die Nacht war geprägt von mehreren kleineren Regenschauern, die auch stärkeren Wind von über 30 kn mit sich brachten. Zum frühen Morgen hin wurden auch die Wellen mit 3-5 m höher und Kithara rollte immer wieder unangenehm zur Seite. Trotz geringer Segelfläche legten wir an diesem Tag wieder 148 sm zurück und kamen unserem Ziel weitere 141 sm näher.

Besuch von Delfinen
Gitarre spielen für Delfine
Suchen nach anderen Booten
verträumter Sonnenuntergang
Geburtstags-Kuchen für den Skipper
Kithara in Aktion
Toller Sonnenuntergang

ARC-Start am 21.11.2021

Am  Sonntag, den 21.11.2021 ging es dann ab 12.30 Uhr von Las Palmas los nach Santa Lucia in der Karibik. Wir waren schon ganz aufgeregt. Erst waren die schnellen Katamarane, dann die Racing Gruppe und zum Schluß die Cruiser, zu denen wir zählten, dran.

Wie immer wurden wir natürlich nicht fertig mit unserer langen Liste an Kleinigkeiten, so dass unser Start mit der ARC etwas holprig verlief. Ein paar kleinere Arbeiten mussten warten, bis wir auf See waren, was kein Problem sein sollte, weil für die nächsten Tage erst einmal Motoren angesagt war. Die WetterApps sagten nur wenig bis keinen Wind voraus. Und wenn Wind, dann genau aus der falschen Richtung. Das war der Nachteil von der ARC: Nämlich, dass sie starten muss, egal welche Wind-Verhältnisse aktuell vorherrschen. Vorgeschlagen wurde, dass wir einige Tage nach Süden, Richtung Kap Verde Motoren sollten, weil um die Canaren ein Sturm aus Westen angekündigt war, der aber auch zur Flaute im Süden führte. So dass sich viele Boote noch am Vortag mit zusätzlichen Diesel-Ersatz-Kanistern eingedeckt hatten. Wir hatten keinen Platz, zu unseren 5 Kanistern noch weitere zu verstauen. Andere Boote überlegten sich, ob sie im Süden von Gran Canaria noch ein paar Tage ankern sollten und erst zu einem späteren Zeitpunkt weiter segeln wollen. Das war aber auch keine Lösung. 1. weil lt. ARC Bestimmungen eine Unterbrechung der Rallye nur aus wichtigem Grund toleriert wurde, wenn z. B. ein Schaden vorliegt. Und 2. sollte der Sturm auf den Canaren länger dauern und das Ankern ungemütlich machen. Wären wir alleine, ohne ARC unterwegs gewesen, hätten wir uns definitiv ein anderes Zeitfenster für den Start ausgesucht.

Aber es half ja nichts. Wir hatten uns dafür entschieden und mussten jetzt durch. Spätestens bis 12.30 Uhr wollten wir unseren Platz am S-Panton räumen um rechtzeitig zum Start um 13 Uhr in der Nähe der Startlinie zu sein, die sich 2 sm hinter der Hafen-Einfahrt befand. Sie wurde durch eine große Boje und einem großen Frachtschiff gekennzeichnet. Um 12.45 Uhr wurden wir dann schon vom ARC Personal gefragt, ob wir noch raus fahren würden. Kurz vorher hatten auch die letzten Familienboote von unserem Steg los gemacht und sich für die Überquerung verabschiedet. Also zogen auch wir unser Kithara-Family T-Shirts und vor allem die Rettungswesten an und machten vom Steg los. Als letztes Boot wurden wir beim heraus fahren aus dem Hafen von den Zuschauern ordentlich mit Hupen und Geschrei verabschiedet und machten uns auf den Weg zur Startlinie. Als wir aus der Hafen-Einfahrt raus waren, mussten trotz Wind aus der falschen Richtung gleich die Segel gesetzt werden, da die Startlinie unter Segel überfahren werden musste. Leider hatten wir Probleme beim raus holen des Groß-Segels, weil sich durch den Wind das Fall, an dem die Signal-Fahnen befestigt waren in dem Rollsystem verklemmte und so konnte das Groß nicht mehr heraus gerollt werden. Durch das ziehen am Fall, um es heraus zu bekommen, riss die dünne Leine der Signal-Fahnen und sie fielen nach hinten ins Wasser. Wir konnten sie gerade noch rechtzeitig an Bord retten, bevor sie in die Motor-Schraube gelangen konnten. Nach einigen Minuten war das Fall wieder befreit und wir konnten die Segel doch noch setzen. Wegen des Gegenwindes kreuzten wir noch ein paar mal hin und her, bis wir um 13.20 Uhr dann endlich die Startlinie überfuhren. Das Abenteuer „Atlantik-Überquerung“ beginnt.

Vorbereitungen ARC-Start

Obwohl unsere Kithara von Teneriffa nach Almerimar und zurück auf den fast 2.500 sm super gesegelt ist, gibt es immer wieder etwas zu ergänzen oder zu optimieren. Das Problem ist nur, man macht eine Sache neu, oder besser und währenddessen geht mind. eine weitere Sache wieder kaputt. Zumindest ist das bei uns so…

Wir mussten auf jeden Fall das Furlex-Seil reparieren, welches uns auf der Überfahrt nach Las Palmas kaputt gegangen ist. Ebenso mussten wir uns einen Ersatz für unser zerrissenes, altes Vorsegel überlegen, da sich eine Reparatur aufgrund des Alters nicht mehr lohnte. Der Segelmacher Sunny hatte 2 gebrauchte Vorsegel im Angebot. Ein großes, mit ca. 125 qm Segelfläche und ein kleines mit ca. 80 qm Segelfläche. Unser kaputtes hatte ca. 100 qm. Außerdem hatten wir noch unser eigentliches Vorsegel mit ca. 90 qm. Mit dem 100 qm Segel sind wir zwar abgegangen wie eine Rakete und schafften eine Geschwindigkeit von bis zu 15 kn, hatten aber kein Glück damit, weil ständig etwas daran kaputt gegangen war. Also dachten wir, dass es vielleicht doch zu groß für unsere Kithara sei, weil die Kräfte, die beim Segeln darauf wirken, einfach zu stark sind. Wir sind ja auch kein Rennboot, sondern ein Familien-Boot. Wir wollen keine Rennen gewinnen, sondern nur ein gemütliches und gut segelndes zu Hause für die nächsten 2 Jahre haben. Die Entscheidung war getroffen, dass wir das kleinere Segel nehmen würden. Es würde auch gut zu unserem bisherigen Segel im Schmetterling-Segeln, einem Vorwind-Stetup passen. Dies musste am nächsten Tag gleich ausprobiert werden. Und tatsächlich, dass neue (gebrauchte) Segel war nur minimal kleiner als unser bisheriges Vorsegel, so dass wir es gleich als Twin-Segel auf unserer Furlex-Stange mir 2 Einführschienen ließen. Da der Start bereits am übernächsten Tag stattfinden sollte, blieb keine Zeit mehr zum Testen. Dies wurde dann auf den Echtbetrieb bei der Atlantik Überquerung verschoben.

Es musste ja auch noch eine Stange, als Pinne für Heidi, unsere Windsteuer-Anlage gefunden werden. Die Stange braucht es eigentlich nicht wirklich. Aber sie ist bequem, weil man dann etwas besser zum Einstellen kommt und angeblich soll Heidi dann nicht mehr so brummen. Ab ca. 7 kn Fahrt macht sie so brummende und vibrierende Geräusche. Anfangs gab es keine Stange, die genau in die Öffnung passte. Entweder waren sie zu dick, oder zu dünn. Erst am Freitag vor dem Start, hatte der Segelshop Rollnautiko eine passende Stange im Angebot. Allerdings waren die Löcher zur Befestigung nicht an der richtigen Stelle gebohrt, was Hans gleich berichtigen wollte. Aber die Stahlstange war so  hart, dass gleich mal alle vorhandenen Bohr-Einsätze abgebrochen sind. Auch beim Segel-Macher Sunny, der eigentlich gutes Werkzeug hat und den Hans nach seinem missglückten Versuch um Hilfe bat, sind 3 Einsätze abgebrochen, bis die Löcher gebohrt waren. Da wir nicht ohne Einsätze für die Bohrmaschine bleiben wollten, mussten wir noch zum Corteingles um Neue zu kaufen. Das war der einzige Laden, der bis 21 Uhr geöffnet hatte.

Unser unteres Navigationslicht ging leider auch immer noch nicht, da die Kabel so konfus verlegt waren, dass beim Segeln immer wieder Salzwasser eindrang und die Anschlüsse koridieren ließ. Unterwegs konnte Hans es immer provisorisch reparieren, dass die Lichter wieder für ein paar Nächte gingen, bevor es wieder dunkel wurde. Zum Glück hatte die ARC eine Vorschrift, die die teilnehmenden Segelboote zwingt, oben im Mast auch eine 3-Farben-Laterne zu haben, die wir in Almerimar befestigt und das Kabel durch den Mast gezogen hatten. So konnten die anderen Schiffe uns auch sehen, wenn die untere Lampe mal wieder ausfiel. In Las Palmas wollten wir das Problem mit dem Licht aber dauerhaft lösen, wofür die Zeit aber wieder einmal nicht reichte.

Alle losen Teile, wie zusätzliche Ersatz-Disel-Kanister und Beiboot mussten an Bord gebracht, fixiert und abgedeckt werden. Das mit dem Beiboot war gar nicht so einfach, weil der Platz neben uns frei war, als wir das Beiboot und vor allem  den 70 Kilo schweren Motor runter gemacht hatten. Für den Motor, der hinten auf der Backbord-Reling befestigt wird, haben wir einen Flaschenzug um den Motor hoch zu ziehen, allerdings sollte das Beiboot mit Motor dazu links Achtern stehen, um den Motor gerade hoch ziehen zu können, was ja jetzt nicht mehr möglich war, da der Steg komplett voll war und auch neben uns ein großes Boot stand. Zum Glück war der Katamaran „Waterdogs“, die auf der anderen Seite neben uns als erstes Boot am Steg standen etwas zur Seite gerutscht, so dass wir den Motor von der Steuerboard-Seite hoch ziehen konnten und dann mit einem zweiten Flaschenzug nach Backbord auf seinen Platz bringen konnten. Als auch das Beiboot mit einem Fall an Deck gebracht war, mussten wir die Unterseite erst einmal richtig sauber schrubben, weil es in den 2 Wochen, die es im Wasser stand, richtig dreckig und glitschig wurde. Fender und Wasserschlauch mussten auch von Salzwasser und Dreck befreit werden und das Deck noch einmal abgespritzt werden.

Aber das aufwändigste war die Verproviantisierung. Wir würden für die 2.690 sm (4.842 km) nach Santa Lucia mind. 3 Wochen brauchen. D. h. 3 Wochen lang nicht wieder einkaufen können. Zuerst stellten wir einen Essensplan für 4 Wochen auf, mit Essen, was uns allen Vieren schmecken sollte. Dabei war zu beachten, welche Lebensmittel sich länger halten und welche zuerst verbraucht werden müssen. Danach musste die Menge der Zutaten bestimmt werden und zum Schluss musste der Großeinkauf getätigt und alles verstaut werden. Wir hatten für uns vier, 3 große Einkaufswagen voll und waren froh, dass es beim Superdino die Möglichkeit gab, die Einkäufe kostenlos ans Boot bringen zu lassen. Hier war aber noch kein Fleisch oder frisches Obst und Gemüse enthalten. Das Fleisch wurde portioniert, Vakuum verpackt und tiefgefroren, von einer örtlichen Metzgerei direkt ans Boot geliefert. Auch Obst und Gemüse wurden am Samstag frisch geliefert und mussten noch verstaut werden. Von den Einkäufen musste sämtliches Papier und Karton entfernt werden, weil sich darin Kakerlaken-Eier festsetzen können und man auf dem Boot sicher keine Kakerlaken-Plage haben möchte. D. h. alle Dosen und Plastik vom Papier befreien, und alles mit Edding beschriften, was keine angenehme Tätigkeit war. Außerdem sollte so wenig Müll wie nur möglich mit an Bord genommen werden, da es sonst möglicherweise zu einem Verstauungsproblem der Mülltüten kommen könnte. Wir versuchten soviel wie möglich in Klick-Boxen zu verstauen, die wir extra vorher im China-Laden gekauft hatten. Der restliche Müll muss während der Fahrt gespült und in kleine Fetzen zerschnitten werden, da er dann nicht stinkt und weniger Platz beim verstauen benötigt.

Es war noch eine Menge zu erledigen, bevor wir am nächsten Tag mit der ARC starten konnten. Und die Kinder wollten sich lieber von ihren neu gewonnenen Freunden der anderen Segelbooten verabschieden und waren daher keine große Hilfe. Die letzten Kleinigkeiten mussten doch noch auf den Sonntag bzw. die Überquerung verschoben werden.

So wollten wir, wie die anderen Boote auch, zum Start schön ausschauen, und unsere Signal-Flaggen am Achterstag zum Mast hoch ziehen, was Hans noch schnell am Samstag erledigte. Die Aufregung für den Start und die große Überquerung stieg langsam.

Am letzten Abend in Las Palmas wollten wir uns auch von unseren neu gewonnenen Segel-Freunden aus Kanada. Neuseeland, Hawaii, Norwegen, Schweden, Schweiz, Dänemark und England verabschieden und sind gemeinsam indisch Essen gegangen. Auf dem Rückweg zum Boot haben wir uns noch das tolle Feuerwerk in der Marina angeschaut, was uns eine gute Überfahrt bescheren sollte.

Unser altes kaputtes Vorsegel, was auf dem Weg nach Las Palmas gerissen ist
rechts: das neue gebrauchte Vorsegel im Schmetterlings-Setup
gebrochener Schäckel, der ersetzt werden muss um das Vorsegel hochziehen zu können
Die Stahlstange einer Wasserpumpe wurde zur Ersatzpinne für unsere Heidi umfunktioniert
Ersatzkanister, voll mit Diesel, an Deck befestigt
unsere Einkäufe für 3 Wochen Atlantik-Überquerung
Ein saftiger Einkaufszettel
Die Einkäufe, müssen noch im Boot verstaut werden

Las Palmas

In Las Palmas hatten wir 15 schöne Tage. Das Wetter war zu Beginn nicht ganz so gut, weil es den ganzen Tag bewölkt war. Dadurch war es natürlich auch nicht ganz so warm, so dass wir unsere kurzen Sachen nur tragen konnten, wenn die Sonne sich kurz mal blicken ließ. Aber immerhin war es ja schon November und in Deutschland hatte es bereits den ersten Schnee gegeben. Die ersten Tage ließen wir es gechillt angehen, weil wir uns noch von der anstrengenden Überfahrt von Anfi del Mar, im Süden von Gran Canaria, nach Las Palmas auf der anderen Seite, erholen mussten. Am 07.11.2021 haben wir dann den ersten Teil der ARC-Familien-Crews verabschiedet, die ab 12.30 Uhr mit der ARC+ über die Kap Verden nach Grenada segelen. An den folgenden Tagen fand täglich eine Veranstaltung der ARC, entweder im Präsens-Seminar (z. B. segeln zu zweit, Sextant-Workshop, Wetter und Sternenhimmel auf dem Atlantik), oder Live-Zoom-Meeting (z. B. Verproviantierung, was erwartet uns in Santa Lucia, Corona-Vorgaben, usw.) statt. Das war zwar sehr interessant, aber leider war es so kaum möglich sich mal einen Tag frei zu schaufeln um Ausflüge auf der Insel zu unternehmen. Nichts desto trotz hätten wir auch wieder mal kein bezahlbares Mietauto bekommen. Und die Kinder waren sowieso mit den anderen Kindern der ARC-Familien beschäftigt und kamen nur zum Essen und Schlafen auf die Kithara zurück. Das hatten sie die letzten Wochen vorher sehr vermisst, so dass wir es ihnen sehr gönnten. Sie waren  z. B. im Aquarium, viel am Strand oder am Pool im Club Varadero und haben Spiele oder Tischtennis gespielt. Mit der ARC-Kids-Gruppe durften sie sich auch auf einer Jolle im Segeln versuchen. Leider gab es an diesen Tagen kaum Wind, so dass sie auf SUP und Kayak ausweichen mussten. Hans war den ganzen Tag auf der Kithara beschäftigt, während Anne versuchte Las Palmas zu erkunden. Zumindest das, was zu Fuß erreichbar war. Es gab zwar auch ein gut ausgebautes Bus-Netz, aber ein bisschen Bewegung schadet ja auch nicht. Ansonsten gab es Begrüßungs- und Verabschiedungs- Getränke. Die Flaggen der 29 teilnehmenden Nationen wurden in einer kleinen Zeremonie gehisst und es gab am Vorabend des Starts ein Fair Well Feuerwerk. Außerdem durften wir für den Naturschutz von Gran Canaria in den Bergen über 200 neue Bäume Pflanzen. Das ist bereits seit 10 Jahren Tradition, dass von der ARC für jedes teilnehmende Boot mindestens ein neuer Baum gepflanzt wird. Da die Teilnehmerzahl begrenzt war, mussten pro Person mehrere Bäume gepflanzt werden, was vor allem von den Kindern mit großem Enthusiasmus umgesetzt wurde. Wegen Corona mussten die Feierlichkeiten aber etwas kleiner ausfallen als sonst. Das wurde uns zumindest von den Seglern berichtet, die bereits mehrmals an der ARC teilgenommen hatten. Dennoch war es eine schöne Zeit in Las Palmas und wir haben viele neue, tolle Leute kennen gelernt. Aber es stand auch, wie bei allen anderen Booten, ein bisschen Arbeit auf dem Programm.

Der riesige Stadt-Strand von las Palmas
Tolle Sonnenuntergänge
Bäume Pflanzen mit den ARC-Kids
Immer noch beste Freunde
Fantastische Aussicht auf den Atlantik
Jede teilnehmende Nation durfte ihr Flagge hissen
natürliche Pools und Höhlen auf der Isleta Halbinsel
Aussicht auf Las Palmas von der Isleta Halbinsel
Aussichtspunkt „de la Cruz“
Sonnenuntergang