Archive : Dezember

Pigeon Island

Pigeon Island ist ein 17 Hektar großer Inselfelsen  im Norden von Santa Lucia. Ursprünglich war sie eine echte Insel im Karibischen Meer, wurde aber 1972 künstlich durch Aufschüttung eines Landstreifens mit der Westküste der Hauptinsel verbunden. Das Material stammte aus dem Aushub der Rodney Bay Marina. Im Jahr 1530 kam der französische Segler, Admiral Rodney auf Pigeon Island an. Nach ihm wurde der Ort Rodney Bay benannt. Die Insel verfügt über zwei Gipfel. Der nördliche Signal Hill ist mit 109 Metern die höchste Erhebung. Der zweite Gipfel liegt im Südwesten und wird durch Fort Rodney markiert. Pigeon Island ist eine wichtige historische Stätte mit mehreren Ruinen, unter anderem das Britische Fort aus dem 18. Jahrhundert und das Fort Rodney, die beide von den Engländern zur Beobachtung gegen französische Schiffe vom benachbarten Martinique genutzt wurden. 1979 wurde die Insel zum Nationalpark ernannt und 1992 zum National Landmark. Der Eintritt kostet für Personen ab 12 Jahren 10 US-$ p. P., weshalb wir entschieden haben die Kinder nicht mit zu nehmen. Es sollte eine schöne Frauen-Wanderung werden. Der Aufstieg war zügig, erst auf den kleineren Gipfel und dann auf den Signal-Hill, der etwas anspruchsvoller, aber gut machbar war. Zur Belohnung gab es eine tolle Aussicht auf die Bucht von Rodney Bay. Auf der anderen Seite konnte man sogar die 20 sm entfernte Insel Martinique am Horizont erkennen. Nach ca. 1,5 Stunden waren wir wieder unten angekommen und fuhren mit dem Dingi wieder zurück zu unseren Booten.

Die Anker-Bucht von Rodney Bay
Wandern auf Pigeon Island
Sonnenuntergang auf Pigeon Island
Pigeon Island mit Verbindunngsstück zum Festland

Erster Ankerplatz in der Karibik

Die Marina hatten wir bis Samstag den 18.12.2021 bezahlt, also mussten und wollten wir sie bis dahin verlassen haben um außerhalb in der großen Bucht zu ankern und Kosten zu sparen. Bevor wir raus fahren konnten, wollten wir aber noch ein paar Kleinigkeiten erledigen, wie René in den Mast hoch schicken, um unser Ersatz-Fall runter zu holen, welcher beim Start der ARC in Las Palmas wegen der abgerissenen Signal-Flaggen oben im Mast stecken geblieben ist und den wir brauchen um unser Dingi ins Wasser zu lassen. Außerdem wollten wir nochmal versuchen unser Boot abzuspritzen, wenn etwas mehr Druck aus dem Wasseranschluss käme. Eines unserer beiden Vorsegel wollten wir auch noch runter machen, da wir das Schmetterlngs-Setup in nächster Zeit nicht brauchen werden. Vor der Arbeit kommt bei uns aber immer erst das Vergnügen, so dass wir erst um die Marina herum liefen und uns von einigen Freunden verabschiedeten, wo wir dann teilweise eine Stunde hängen blieben. Dadurch wurde es immer später und wir hätten eigentlich bis 14 Uhr die Marina verlassen sollen. Am Nachmittag schickten wir René in den Mast und hatten das Fall tatsächlich nach 30 Minuten wieder. Dann spritzten wir unser Boot noch schnell ab, um mit dem richtigen Wasserdruck endlich das Salz von der Überquerung los zu werden. Zum runter holen der Vorsegel war es dann doch zu windig. Außerdem wurde es langsam dunkel, so dass wir wieder rechtzeitig zum dunkel werden umparken mussten. Draußen in der Bucht angekommen, war es bereits stockfinster und daher schwierig einen guten Ankerplatz zu finden, weil auch schon einige Boote vor Anker lagen. Wir wollten in der Nähe unserer Freunde ankern, die wir aufgrund ihrer tollen Weihnachtsbeleuchtung am Boot gut erkennen konnten. Nach einigem hin und her fahren, fanden wir doch einen guten und sicheren Platz zum ankern. Jenny wurde wieder von ihren Freunden im Dingi abgeholt um ein Sleepover (Übernachtung) auf dem Katamaran unserer Freunde zu haben. Für den Rest der Crew gab es noch ein kleines Abendessen und dann fielen wir wieder einmal todmüde in unsere Kojen.

Santa Lucia – Rodney Bay Marina

1 Woche haben wir in der Marina in Rodney Bay verbracht. Es war eine schöne Zeit, in der wir nicht wirklich viel gemacht haben. Den ganzen Tag nur chillen, Pool und Strand. Abends traf man sich dann auf einem der anderen Boote oder an der Bar für ein nettes Pläuschchen. Am Dienstag gab es eine tolle Party an der Bar mit super Live-Musik und viel RumPunsch. Die Arbeiten wie Boot putzen, oder Segel tauschen wurden erst einmal verschoben. Als wir dann doch nach 4 Tagen das Boot endlich vom Salzwasser befreien wollten, merkten wir, dass der Schlauch nicht richtig funktionierte, da nicht genug Druck aus dem Wasserhahn kam. Es ist eine mühselige Arbeit, wenn das Wasser nur tröpfchenweise aus dem Schlauch kommt. Wir mussten immer wieder die Eimer mit Wasser füllen, was Ewigkeiten dauerte. Und dann die Flecken einzeln mit der Hand weg schrubben. So konnte man zumindest Wasser sparen. Die anderen Boote hatten aber ähnliche Probleme. Die meisten ließen es die Einheimischen machen, die aber ein schweine Geld dafür verlangten und es dann nicht immer zufriedenstellend erledigten. Also macht man es doch selbst, dann weiß man auch, was man getan hat. Die Kinder waren den ganzen Tag mit ihren Freunden unterwegs und machten Übernachtungspartys entweder bei uns, oder auf einem der anderen Familien-Boote.

Kurz vor der Ankunft in Santa Lucia
Kithara beim Einkauf in die Rodney Bay Marina
Die erschöpfte aber glückliche Crew
Sonnenuntergang in der Rodney Bay Marina
Die Bucht vor Rodney Bay mit Freunden
Castries – die Hauptstadt von Santa Lucia

3. Woche Atlantik – Logbuch

15. Tag: Sonntag, 05.12.2021
Wir sind nun schon 2 Wochen auf dem Wasser und segeln schon den 3. Tag durchgängig mit unserem Vorwind-Stetup. Der Geschwindigkeitsanzeige nach zu urteilen kommen wir gut voran. Wir machen im Durchschnitt weiterhin ca. 7 kn pro Stunde. Heute ist schon der 2. Advent. So richtig in Weihnachts Stimmung sind wir aber noch nicht, auch weil wir keine Weihnachtsdeko mitgenommen haben. Wir hätten auch nichts hinstellen können, weil alles im Boot, was nicht niet- und nagelfest ist, umherfliegt. Obwohl der Wind genau von hinten kommt, was das Segeln eigentlich angenehmer macht, ist unsere Fahrt doch ganz schön unruhig. Es gibt immer noch Wellen, von 2-3 Meter Höhe, die wir oft runter surfen können. Aber manchmal kommen sie eben auch von der Seite, so daß unsere kleine Kithara ziemlich hin und her schaukelt. Tagelang hatten wir kein anderes Schiff in der Nähe oder auf dem AIS. In dieser Nacht waren es 2 oder 3 andere Segelboote, die im Umkreis von 5-12 sm um uns herum segelten. Das war einerseits toll, endlich wieder etwas anderes als nur blaues Wasser und Wellen zu sehen. Aber andererseits musste man bei der Nachtwache umso mehr aufpassen, damit man sich nicht in die Quere kommt. Wir konnten unser Etmal in den letzten 24 Stunden tatsächlich nochmal auf 176 sm steigern, was uns das Ziel um 175 sm näher brachte.

16. Tag: Montag, 06.12.2021
Heute war ein sehr bescheidener Tag und eine noch schlimmere Nacht. Es war den ganzen Tag bewölkt und immer wieder kamen Squalls, die zwar guten Wind, aber auch viel Regen mit sich brachten. Tagsüber war das ja noch einigermaßen OK, weil es nicht so kalt war. Die Wachen konnte man da im Bikini machen. Aber nachts war es schwieriger, weil alles so dunkel war und man die noch dunkleren Wolken nur erahnen konnte. Vorsorglich hatten wir unsere Vorsegel auf die Hälfte reduziert. Nachts um 1 Uhr, als Hans seine Nachtwache eigentlich beendet hatte und schlafen gehen wollte, kam dann der richtige Hammer. Regen, wie aus Eimern gegossen und starker Wind bis zu 47 kn (= 9 Beaufort) aus allen Richtungen. Man konnte gar nichts mehr sehen. Normalerweise sind diese Squalls nach 15-30 Minuten vorbei. Aber dieser wollte gar nicht mehr aufhören. 1 Stunde lang peitschte der Wind mit über 30/35 Knoten auf uns ein. Jedes Mal, als der Wind-Messer unter 30 fiel, dachten wir es wäre vorbei, aber dann ging es plötzlich wieder auf 37/40 kn hoch und der Höllenritt ging weiter. Wir waren durchnässt bis auf die Unterwäsche und zitterten am ganzen Körper. Zur Hälfte wegen der Kälte und zur anderen Hälfte aus Respekt vor der See. Um die Segel noch weiter zu reduzieren, war der Wind einfach zu stark. Zumal wir dafür noch eine freie Winsch benötigten. Für unser Vorwind-Segel mussten wir die 2. Winsch als Umleitung auf die eigentliche Winsch nutzen, da die Vorschot durch den höher hängenden Baum gezogen wurde und nicht direkt auf die Winsch belegt werden konnte. Sie käme von zu weit oben und würde sich auf der Winsch verknoten. Wenn man diese Umleitung lösen wollte, musste man die Vorschot lockern, so daß das Segel bei dem Wind zu stark flattern würde und wahrscheinlich gerissen wäre. Also ließen wir die Segel so wie sie waren, versuchten so gut wie möglich vor dem Wind zu bleiben und beteten zu Gott, dass der Sturm bald vorüber sein möge. Irgendwann, nach sehr langen 60 Minuten war der Spuk dann vorüber und wir hatten zum Glück alles heil überstanden. Nur unsere ewigentlich wasserdichten Außenlautsprecher wurden überflutet und funktionieren nicht mehr. Aber das ist eher ein Luxusproblem. Die durchnässten Klamotten legten wir erst einmal ins 2. Bad und ließen sie dann am nächsten Tag in der Sonne trocknen. Zum Glück gab es in dieser Nacht keine weiteren Vorkommnisse dieser Art. Aber jedes Mal, als eine dunkle Wolke über uns zu sehen war und der Wind etwas stärker wurde stieg die Panik wieder hoch. Erleichtert übergab Anne um 5 Uhr die nächste Wache an Hans und fiel erschöpft ins Bett. Trotz der reduzierten Segel waren wir an diesem Tag doch wieder 171 sm gesegelt, aber diesmal nur 163 sm zum Ziel.

17. Tag Dienstag, 07.12.2021
Was wir gestern zu viel Wind hatten, war heute zu wenig. Die Squalls hatten die komplette Energie aus der Gegend anscheinend aufgesaugt und verbraucht. Zuerst dümpelten wir mit halbem Segel und 4-5 Knoten die Stunde umher, da immer noch dunkle Wolken um uns herum waren, von denen wir diesesmal zum Glück verschont blieben. Außerdem lagen uns die Erlebnisse der vergangenen Nacht noch tief in den Knochen. Die Kinder hatten von dem Sturm zum Glück nicht all zuviel mitbekommen und fragten nur ob letzte Nacht etwas passiert sei. Als die dunklen Wolken vorüber gezogen waren, trauten wir uns die Vorsegel wieder vollständig raus zu holen und machten bei einem Wind zwischen 13-20 Knoten gute Fahrt mit 7-9 Knoten. Wir haben jetzt nur noch 600 sm vor uns.

18. Tag: Mittwoch, 08.12.2021
Die vergangene Nacht war wieder sehr nass und ungemütlich, aber zum Glück gab es diesmal nicht zuviel Wind. Langsam wünschen wir uns endlich in Santa Lucia anzukommen um endlich mal wieder eine Nacht ohne geschaukel durch zu schlafen. Aber jetzt ist es zumindest absehbar. Auch unser Navi zeigt uns jetzt an, wie lange wir noch brauchen werden, wenn wir in diesem Tempo weiter segeln. Er kann maximal 99 Stunden anzeigen, das wären 4 Tage. Laut Wettervorhersage sollen die Wellen, aber leider auch der Wind abnehmen, je mehr wir nach Westen kommen. Im Moment merken wir nur, daß der Wind nachlässt. Tagsüber hatten wir kaum mehr als 10-16kn Wind. Aber die Wellen sind nicht wirklich angenehmer geworden, nur dass man nicht mehr so schnell unterwegs ist und die Segel flattern, wenn man von einer Welle runter schaukelt. Der Wind kommt immer noch genau von hinten. Eigentlich sollten die Wellen das auch tun, was bei uns aber irgendwie nicht klappt. Bei dieser leichten Fahrt von 4 – 5  Knoten versuchten wir uns nochmal im Angeln. René holte einen Köder mit 2 Hacken und befestigte ihn an der Angel, die hinten an der Reling fest gemacht ist. So konnte er die Angelschnur einfach hinter dem Boot ins Wasser lassen und einige 100 Meter vom Boot weg treiben lassen. Nach einiger Zeit zog etwas an der Schnur. Da sie zu weit weg war, konnte man nicht sehen, ob tatsächlich etwas angebissen hatte, oder ob sich nur die im Wasser schwimmenden Algen im Köder festgesetzt hatten und so durch die Wellen an der Schnur zogen. Da die Schnur zu sehr spannte, meinte Hans man müsse den Fisch, falls es einer ist, sich erst einmal müde zappeln lassen, bevor man ihn reinholen kann. Also ließen wir die Angel ca. 30 Min. in Ruhe. Als René dann wieder nach schauen ging, war die Angel ganz ausgezogen und er versuchte die Schur einzuholen. Dann auf einmal, ging es ganz leicht und am Ende der Schnur war nichts. Sie war einfach gerissen. Daher werden wir jetzt gar nicht mehr erfahren, ob etwas  angebissen hatte. An diesem Tag machten wir nur 155 sm.

19. Tag: Donnerstag 09.12.2021
Die versprochenen geringeren Wellen sind nun auch bei uns angekommen. Letzte Nacht bekamen wir tatsächlich etwas mehr Schlaf, weil kaum eine Wolke am Himmel war und wir ausnahmsweise mal nicht von Squalls überrascht wurden. Dennoch hatten wir die Segel vorsorglich wieder reduziert, da die Squalls sich nachts nicht wirklich vorher ankündigen und es dann meist für unser Setup schon zu spät ist, um zu reagieren. Während der Nachtwache konnte man dafür einen tollen Sternen-Himmel bewundern, den wir so schon lange nicht mehr hatten. Mit einer App ließen wir uns anzeigen, welche Sternen-Bilder gerade am Himmel zu sehen waren. Die Wellen haben sich nun auf ca. 1 m reduziert. Und auch der Wind wurde tagsüber nicht wirklich stärker. So war das Segeln zwar wieder angenehmer, aber man kam nicht so richtig voran. Zumindest kam es uns so vor. Die ruhige Fahrt nutzten wir um Hans und René etwas die Haare zu schneiden, damit sie beim Einlaufen in den Zielhafen einen einigermaßen ordentlichen Eindruck hinterließen. Die Geschwindigkeit seit der ruhigen Fahrt täuschte. Am Ende der 24 Stunden hatten wir doch wieder 174 sm auf unserem Tacho. Davon gingen aber nur 145 sm wirklich zum Ziel.

20. Tag: Freitag 10.12.2021
Auch in der letzten Nacht blieben wir von den nassen Squalls verschont. Am Vorabend hatte der Wind etwas auf Nordost gedreht, so dass wir mit unserem Vorwind-Stetup den Kurs etwas Richtung Süden ändern mussten. Denn mit den Schmetterlingssegeln kann man tatsächlich nur vor dem Wind fahren. Abends bzw. nachts im Dunkeln wollten wir unsere Segel nicht mehr umbauen und segelten daher weiter südlich. Wenn wir jetzt so weiter gesegelt wären, hätten wir in 100 sm Barbados erreichen. Daher mussten wir, als es hell wurde, unseren Kurs irgendwie weiter nördlich ändern. Das bedeutete aber, daß wir unser Schmetterlings-Vorsegel, welches wir seit genau einer Woche und 1.600 sm unverändert drauf hatten, abbauen mussten. Wir hatten ja schon etwas Erfahrung damit, so dass die Schmetterlingssegel und Bäume in 1 Stunde abgebaut waren. Wir überlegten, ob wir eines der beiden Vorsegel runter holen sollten, da wir das Vorwind-Setup nicht mehr brauchen würden. Beide Vorsegel waren an einem Fall befestigt, so dass wir erst einmal beide Segel hätten runter holen müssen und dann eines weg packen und das andere wieder hoch ziehen müssten. Da es aber noch recht wellig und schaukelig war, entschieden wir uns dagegen. Also ließen wir beide Segel drauf und banden sie zusammen, um beide Segel auf der gleichen Seite fahren zu können. Dann mussten wir schauen, welchen Wind-Winkel wir segeln könnten, wenn wir wieder Richtung Santa Lucia segeln wollten. Davon hing es nämlich ab, ob wir nur mit Großsegel, oder auch mit Vorsegel ohne Baum segeln konnten, ohne dass es zusammenfällt. Wir kurbelten das Großsegel raus und stellten den richtigen Kurs ein. Dann holten wir das Vorsegel auf der Backbord-Seite raus. Es schien zu gehen, ohne das es einfiel. Auch wenn wir nicht so viel Geschwindigkeit hatten. Komisch war auch, dass wir trotz der Kurs Änderung von fast 50° nach Steuerboard, den Wind immer noch fast von hinten hatten, aber das Vorsegel gar nicht einfiel. Erst später merkten wir, dass wir den Wind-Anzeiger immer noch auf dem wahren Wind stehen hatten, was beim Vorwindsegeln auch richtig war. Aber bei allen anderen einfallenden Wind-Winkeln ist der scheinbare Wind die wichtigere Anzeige. Der scheinbare Wind ist der Wind, der in die Segel einfällt und wonach sich die Segel Stellung richtet. Er berechnet sich aus dem wahren Wind und dem Fahrtwind. Der scheinbare Wind war dann fast schon bei 90° (beim Vorwindsegeln ist er bei 180°) also mussten wir unsere Segelstellung und den Kurs etwas anpassen und siehe da, wir nahmen endlich gute Fahrt auf. So segelten wir die ganze Nacht mit 7-8 Knoten bei einem Wind von 15-20 Knoten unserem Ziel entgegen. Dabei segelten wir in 30 sm Entfernung an Barbados vorbei und konnten bei klarem Sternenhimmel sogar den Lichtstrahl der Insel erkennen. An unserem letzten 24 Stunden Tag auf See machten wir wieder 172 sm, wovon 150 sm in die richtige Richtung gingen.

21. Tag: Samstag, 11.12.2021
Land in Sicht!
Der letzte Tag unserer Atlantik-Überquerung ist angebrochen und kein voller 24 Stunden Tag mehr. Wir haben nur noch 36 sm bis zum Ziel. Das bedeutet noch ca. 6 Stunden, bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von ca. 6 Knoten. Wir hatten auch schon Land in Sicht, und konnten ein paar Bergspitzen der Insel sehen. Im Hintergrund konnte man sogar Martinique erkennen. Gegen Ende schalteten wir unseren Motor an, den wir seit über 2 Wochen nicht mehr gebraucht hatten. Zum Laden der Batterien mussten wir ihn während der Überfahrt nur 3x für ca. 2 Stunden im Leerlauf laufen lassen. Unsere Energie-Planung ist ganz gut aufgegangen. Unsere 4 Solar-Panele mit insgesamt 600 Watt haben die Batterien ganz gut geladen, nur an sehr bewölkten Tagen brauchten sie etwas Unterstützung durch den Motor, da der Windgenerator es alleine nicht schaffte. Wir hatten unseren Kühlschrank und eine weitere Tiefkühltruhe, die ununterbrochen gelaufen sind. Auch der Autopilot verbrauchte eine Menge Strom, wobei wir ihn im Laufe der Überfahrt tagsüber ausschalten und unsere Heidi, die Hydrovane Windsteuer-Anlage arbeiten ließen. Sie machte einen tollen Job und hielt den Kurs ganz gut. Ansonsten brauchten wir die Batterien noch fürs aufladen unserer Handys und Tabletts, sowie für Staubsauger und Sandwich-Maker. Den Motor haben wir nur sehr sparsam eingesetzt, so dass uns von den 200 Liter Diseltank noch mehr als die Hälfte übrig blieb. Unsere 100 Liter Reserve-Kanister, die wir vorsorglich dabei hatten, mussten wir gar nicht anrühren. Um 13.15 Uhr Ortszeit erreichten wir die Nordspitze von Santa Lucia und mussten nochmal eine kontrollierte Halse machen, um über die Nordspitze herum zu segeln. Das war alles kein Problem mehr, da wir mittlerweile gut eingespielt waren. Auch die Kinder waren kräftig am helfen. Ohne sie hätten wir die Überfahrt nur zu zweit nicht so gut gemeistert. 2 sm vor Pigeon Island sollten wir die ARC-Finishline per Funk rufen, um uns anzumelden. Dort bekamen wir nochmal die Anweisung, wo genau sich die Ziellinie befindet. Sie war markiert durch eine gelbe Boje auf der Backbord-Seite und einen Katamaran mit einer orangenen Flagge auf der Steuerboard-Seite. Als wir um Pigeon-Island herum gesegelt sind, sahen wir erst einmal nur mehrere Segelboote, die dort vor Anker lagen, aber keinen Katamaran mit orangener Flagge, geschweige denn eine gelbe Boje. Ein kleines Schlauchboot kam auf uns zugefahren und machte Fotos von uns in Aktion für den Zieleinlauf. Erst als wir näher kamen und nochmal per Funk nachfragen, können wir die Ziellinie sehen, die ziemlich schmal ist. Im gleichen Augenblick kam ein kleines Dingi mit SUP im Schlepptau und vielen winkenden Kindern auf uns zugefahren. Erst als sie die Namen unserer Kinder riefen, erkannten wir, dass es die Kinder der anderen ARC-Familienboote waren, die unsere beiden schon sehnsüchtig erwartet hatten. Wir segelten gemütlich über die Ziellinie, machten unsere Segel runter und entließen unsere Kinder ins Wasser zu ihren Freunden. Dann bemerkten wir, dass wir noch gar nicht anlegefertig waren. Nach so langer Zeit auf See hatten wir fast vergessen, dass wir zum anlegen Fender und Festmacherleinen brauchten. Die Kinder waren verschwunden, also mussten Anne und Hans die ganze Arbeit alleine erledigen. Schoten der Segel aufklaren, Fender abmachen und an der Reling auf beiden Seiten befestigen, 4 Festmacher-Leinen heraussuchen und auf allen Seiten zum rüberschmeißen klar machen. Als die Arbeit getan war, kamen unsere Kinder wieder an Bord. Und auch unser Freund Gavin von den Water Dogs kam uns mit dem Dinghy entgegen um uns zu unserem Liegeplatz zu eskortieren. Die Marina-Einfahrt war eine sehr schmale Einfahrt und sah eher wie eine Flußmündung aus. Ohne Gavin wären wir wahrscheinlich gar nicht hinein gefahren. Zumal die Lichter hier seitenverkehrt sind, d. h. Steuerboard rot, statt grün, wie bei uns und Backbord anders herum. Als wir zu unserem Liegeplatz kamen, warteten dort schon all unsere neugewonnenen Freunde aus Las Palmas auf uns und gaben uns ein sehr herzliches Hallo und Willkommen. Von der ARC gab es einen Rumpunsch und Saft für die Kinder, sowie einen riesigen Obstkorb mit einheimischen Früchten und karibischen Rum zur Begrüßung. Wir waren froh endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben und mit anderen Leuten sprechen zu können, über ihre und unsere Erfahrungen auf dem Weg. Nach 3.064 sm, 20 Tagen und 6 Stunden hatten wir es geschafft. Wir hatten als Familie, nur zu 4, den Atlantik überquert. Viel Zeit zum Entspannen hatten wir leider nicht, weil wir gleich zum Gesundheits-Office gehen sollten. Es war Samstag Nachmittag und das Büro sollte in 20 Minuten schließen. Sollten wir es nicht mehr rechtzeitig schaffen, hätten wir bis Montag an Bord bleiben müssen. Bei der Einreise wurde der Corona-Impfstatus abgefragt und die Temperatur gemessen. Erst als alles OK war, und wir unser weißes Armband bekamen, wurden wir auf Santa Lucia los gelassen. Zum Glück dauerte diese Prozedur und die Einreise Formalitäten nicht all zu lange, so dass wir schnell wieder zu unseren Freunden zurück konnten, um die Willkommenspartys zu genießen. Später an diesem Abend fielen wir todmüde in unsere Kojen und konnten das erste Mal seit 3 Wochen wieder durchschlafen.

Immer wieder kamen dunkle Wolken mit Squalls
nasse Wäsche zum trocknen aufhängen
Land in Sicht…!
Wir hatten ziemlichen Tiefgang
Überfahren der Ziellinie mit Hilfe der bereits angekommenen Kinder auf Dinghy u PaddleBoard
Ankunft in der Marina Rodney Bay

2. Woche Atlantik – Logbuch

8. Tag: Sonntag, 28.11.2021
Wind und Wellen nahmen tatsächlich zu und kommen jetzt aus Süd-Osten, später direkt aus Ost. Da wir schon ziemlich südlich waren, entschieden wir uns nun einen westlicheren Kurs zu segeln. Immer wieder erschienen andere ARC-Teilnehmer-Boote auf unserem AIS, so dass wir mit unserem Kurs nicht ganz verkehrt liegen konnten. Allerdings hatten wir unser perfektes Vorwind-Segel-Setup noch nicht gefunden. Das mit dem Ausbaumen beider Vorsegel zum Schmetterling war eigentlich ganz gut, aber ziemlich zeitaufwändig für Auf- und Abbau. Also wollten wir es ausprobieren, beide Vorsegel auf einer Seite mit dem Spinnacker-Baum fest zu machen und das Groß-Segel auf der anderen Seite auszubaumen. Das klappte aber nicht, da das eine Vorsegel etwas kleiner ist und flatterte. Also bauten wir alles wieder zurück und segelten nur mit dem weit ausgebaumten Groß-Segel. Hätten wir das Vorsegel dazu genommen, wäre es im Windschatten des Groß-Segels immer wieder eingefallen. Wir hatten durchgängig immer 20-27 kn Wind aus Ost, so dass wir eigentlich mit einem Vorwind-Segel hätten gut nach Westen segeln können. Nur mit dem Groß, mussten wir einen Raumwind-Kurs nach Südwest segeln. Was eigentlich OK war, weil Santa Lucia noch etwas südlicher ist. Allerdings waren die hohen Wellen von bis zu 5 m sehr ungemütlich und ließen Kithara unangenehm schaukeln und Rollen. Es gab auch immer wieder Böhen von 30-42 Knoten, so dass wir unser Groß für die Nacht um 1/3 verkleinerten. Dennoch schafften wir an diesem Tag 147 sm unter Segeln und sind 139 sm näher an Santa Lucia heran zu kommen.

9. Tag: Montag, 29.11.21
Je weiter wir nach Westen kamen, umso mehr fliegende Fische sahen wir. Und jeden Tag landete mindestens einer an Deck von Kithara. In der letzten Nacht landete einer sogar direkt neben Anne im Cockpit. Vor lauter Schreck, warf sie erst einmal die verknotete Vorschot über Bord. Da der arme Fisch so stark zappelte, war es nachts eine Überwindung ihn anzufassen und über Bord zu werfen. Leider kann man diese Fische nicht essen. Zum Angeln war es auch zu wellig, so dass wir wohl so schnell keinen Fisch zu essen bekommen werden. Ansonsten war unser Tagesablauf eigentlich immer gleich. Jeder frühstückte individuell, wie er wach wurde. Ein gemeinsames gemütliches Frühstücken am Cockpit-Tisch war aufgrund des Wellenganges sowieso nicht wirklich möglich. Danach döste jeder noch so ein bisschen vor sich hin. Das Highlight des Tages war dann die tägliche Funkrunde über SSB um 12 Uhr. Bis dahin war jeder mehr oder weniger ausgeschlafen, wollte aber auf jeden Fall hören, wie es den anderen Booten so ging, wo sie sich befanden und vor allem, wie das Wetter dort gerade so war. Der Funk klappte die ersten Tage ganz gut, aber je weiter sich das Feld von einander entfernte, war es nur noch ein einziges Rauschen und Piepsen. Nach schriftlicher Rückmeldung des Controllers über unseren Tracker, waren von ihm auch immer weniger Boote zu hören. Die Aufgabe des Controllers wurde jeden Tag von einem anderen Boot übernommen. Er führt das Gespräch und spricht jedes Boot auf seiner Liste einzeln an, denn nicht jedes Teilnehmer-Boot verfügt über SSB. Hans versuchte alles mögliche, das Rauschen zu verringern und die leisen Stimmen im Hintergrund hervorzuheben, bis ihm die glorreiche Idee kam mal den Windgenerator und die Solaranlage auszuschalten. Außerdem gab auch der Autopilot noch ein störendes Geräusch ab, den man aber nur abschalten konnte, wenn man von Hand steuern wollte. Auf jeden Fall konnten wir uns ab da wieder mehr an der Runde beteiligen. Danach gab es eine Positionsliste über Satellit herunter zu laden, auf der man sehen konnte, wo sich die anderen Boote befinden, und wie weit sie noch vom Ziel entfernt sind. Einige hatten schon ihren Turbo gezündet und waren uns einige 100 sm voraus. Ein paar unserer Freunde machten einen Zwischenstop auf den Kap Verden und warteten auf besseres Wetter und weniger Wellengang. Am Nachmittag überlegten wir dann, was wir zu Abend essen wollten und machten ggf. ein Fleisch aus der Kühltruhe raus, damit es auftauen konnte. Dann gab es für jeden meist einen kleinen Snack. Es wurden Schularbeiten gemacht, gelesen oder spiele gespielt, soweit dies bei der Schaukelei möglich war. Manchmal musste an den Segeln etwas verändert werden, oder wir machten eine kontrollierte Halse, um den Bug und den Kurs zu ändern. Später wurde gekocht und gemeinsam zu Abend gegessen. An diesem Abend fiel uns das erste Mal auf, dass die Sonne nicht mehr um 17 Uhr unter ging, sondern erst um 19.30 Uhr. Auch der Sonnenaufgang war nicht mehr um 7
Uhr, wie wir es von den Kanaren her kannten, sondern erst um 8.30 Uhr. Unsere Bordzeit ließen wir auf der Canarischen Zeit ( = minus 1 Stunde zur deutschen Zeit) weil das die utc (d. h. International festgelegte Zeit nach Greenwich) ist. Wir befanden uns bereits auf dem 30. Längengrad. Las Palmas liegt auf dem 15. und Santa Lucia erst auf dem 60. Wir müssen also noch ziemlich viel weiter nach Westen segeln. In diesen 24. Stunden segelten wir 151 sm, Santa Lucia kam dabei um 138 sm näher.

10. Tag: Dienstag, 30.11.2021
Nachts wechselten wir uns alle 3-4, manchmal auch 5 Stunden ab. Je nachdem wie fit oder müde wir waren. Die Kinder waren meistens bei der ersten Wache bis Mitternacht dabei. Tagsüber konnten sie auch schon mal eine Wache zu zweit übernehmen. Aber nachts wollten wir sie mit den Wellen und Squalls noch nicht alleine lassen Diese Nacht war wie die meisten anderen auch, davon geprägt, dass es immer wieder kleinere Schauer mit sehr starken Wind bis zu 42 kn gab, die wir abwettern mussten. Man nennt dies Squalls. Zum Glück hatten wir bisher noch kein richtiges Gewitter mit Blitz und Donner. Aber so reicht es uns auch schon. Wenn so ein Squall kommt, muß man schauen, dass man rechtzeitig vorher die Segelfläche reduziert. Man merkt es, wenn der Wind kontinuierlich mehr wird und auch noch Regen hinzu kommt. Es dauert meist nur ein paar Minuten, bis das Schlimmste wieder vorbei ist, aber in dieser Zeit, kann es passieren, daß man klatsch nass ist, weil soviel Regen auf einmal kommt. Scheinbar haben wir tatsächlich eine blöde Zeit zum Überqueren des Atlantik erwischt. Denn so viele Squalls und so hohe Wellen wie dieses Mal ist selbst für den Atlantik nicht üblich. Manchmal kommt es einem vor, als sei man in einem einzigen Squall, der mehrere Tage andauert. Das Wetter soll sich auch in den nächsten Tagen nicht merklich ändern. Auch die Wellen, die eigentlich lang gezogen aus einer Richtung kommen sollten sind sehr unbeständig. Sie sind zwar immer da, sind aber viel kürzer als üblich und kommen mal von hinten, oder auch von den Seiten, was die Fahrt sehr ungemütlich macht. Durch diese schlechten Bedingungen werden die Boote natürlich sehr stark beansprucht. So hat ein Boot seine Rettungsinsel verloren, die sich aufgeblasen hatte und nun herrenlos auf dem Atlantik treibt. Ein anderes Boot hatte einen Wassereinbruch, was sie aber scheinbar stoppen konnten. Bei einem dritten Boot ist eine der Wanten gebrochen, was natürlich nicht gut ist, weil sie den Mast halten. Zum Glück sind wir vor solchen Katastrophen bisher verschont geblieben. Das einzig gute an den Konditionen ist, dass man schnell vorankommt, obwohl man kaum Segel draußen hat, weil man teilweise die hohen Wellen schön runter surfen kann. In den letzten 24 Stunden hatten wir eine Durchschnittsgeschwindigkeit von fast 7 Knoten, obwohl wir nur das Halbe bis max. 3/4 vom Groß-Segel draußen hatten. Damit erreichten wir unser bisher höchstes Etmal von 160 sm.

11. Tag: Mittwoch 01.12.2021
Natürlich bekamen die Kinder auch dieses Jahr wieder einen Adventskalender, obwohl sie lange gezittert haben, ob es einen geben wird. Hans meinte, wir haben keinen Platz für so einen Schnick-Schnack. Und Weihnachten wird dieses Jahr auch anders gefeiert als sonst. Sonst gab es immer ein großes Fest mit unseren beiden Familien. Jenny hatte schon alle 16 Personen zu uns auf die Kithara eingeladen, was aber natürlich leider nicht geht. Auch die Schlesischen und Nürnberger Würstchen, die wir sonst an Heiligabend verputzten, wird es in der Karibik wohl nicht geben. Wir werden versuchen unsere alten Traditionen mit neuen Traditionen aus der Karibik zu verbinden. Aber jetzt hat uns erst wieder eine neue Hiobsbotschaft erreicht. Eine weitere Segelyacht musste aufgegeben werden, weil sie scheinbar ein unlösbares Problem am Steuerrad hatten. Die 4 Besatzungsmitglieder wurden unversehrt von unseren englischen Freunden auf der Magic Dragon aufgenommen, die in der Nähe waren und mit 4 Kindern bereits zu 6 auf dem Boot unterwegs sind. Das Problem für uns ist, dass das Geisterschiff noch irgendwo vor uns treibt und wir noch daran vorbei müssen. Nachts ist es wahrscheinlich nicht beleuchtet. Wir hoffen nur, dass zumindest das AIS funktioniert falls wir in seine Nähe kommen. Am Ende dieser 24 Stunden hatten wir wieder 152 sm auf unserem Tacho und davon 146 sm nach Westen.

12. Tag: Donnerstag, 02.12. 2021
Dieser Tag verlief sehr ruhig und gechillt. Die Wellen, aber auch der Wind hatten über Nacht etwas nachgelassen. Nachdem wir die letzte Nacht wegen der Squalls nicht so viel Schlaf bekommen haben, lagen wir alle etwas faul an Deck bzw. die Kinder in der Kajüte. Eigentlich wollten wir unseren Autopiloten etwas entlasten und unsere Windsteuerung, die Heidi einschalten und auch endlich nochmal unsere Vorwind-Besegelung ausprobieren, wenn die Wellen etwas nachgelassen haben. Aber irgendwie hatten wir dafür keine Lust. Nach der Funk-Runde, bei der wir alle gut hören konnten, sie uns aber leider nicht, dösten wir noch etwas, bevor es dann Abendessen gab. Wir sind insgesamt schon 1.560 sm gesegelt und haben noch 1.400 sm bis zum Ziel, d. h. wir mussten, vor allem in den ersten Tagen, bereits 260 sm in eine andere Richtung segeln bzw. kreuzen. Aber die erfreuliche Nachricht ist: Am nächsten Tag werden wir unser Bergfest für die Hälfte der Strecke feiern dürfen. Von den anfangs 2.690 sm haben wir die Hälfte geschafft und werden dann nur noch 1.350 sm bis Rodney Bay in Santa Lucia vor uns haben. Unser Etmal für diesen Tag lag bei 153 sm, davon 147 sm Richtung Ziel.

13. Tag: Freitag, 03.12.2021
Heute schafften wir es vor der Funk-Runde endlich unsere Heidi einzuschalten und dem Autopiloten mal eine Pause zu gönnen. Da der Autopilot beim Funken ein störendes Geräusch abgibt, hätten wir ihn eh wieder kurz ausschalten müssen um von Hand zu steuern. Das von Hand steuern ist ganz schön anstrengend bei diesen Wellen, daher waren wir froh, dass Heidi dies jetzt für uns übernahm. Nach der Funk-Runde waren wir dann auch endlich bereit unsere beiden Vorsegel für das Vorwind-Segeln auszubaumen. Mit dem Groß-Segel auf der einen Seite ist es nicht möglich direkt vor dem Wind zu segeln, weil es dann schnell mal back steht und das Boot abbremst, wenn der Wind nach einer Welle mal schnell von der anderen Seite kommt. Das Ausbaumen der beiden Vorsegel war nicht ganz so einfach, weil das Boot trotz der nur noch 2m statt 5m Wellen immer noch sehr stark schaukelte und es vorne an Deck nicht so viele Möglichkeiten zum Festhalten gibt. Da wir diesmal schon wussten, wie wir das Setup am Besten hinbekommen, konnten wir das es in einer statt 2,5 Stunden aufbauen. Zuerst glaubten wir, dass es nicht viel Geschwindigkeit brachte, auch weil der Wind etwas nachgelassen hatte. Bei 13-20 kn segelten wir in einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von ca. 7 kn pro Stunde, was wir vorher auch machten, aber da hatte es mehr Wind, was wir erst im Laufe der folgenden Nacht merkten. Jetzt waren wir mit etwas mehr Wind bis 25 kn, deutlich schneller. Unter Deck fühlte es sich irgendwie an, wie auf einem Rennboot. Wir machten die Vorsegel sogar etwas kleiner, um ein bisschen Ruhe in Kithara zu bekommen. Aber vorher hatten wir ja noch unser Halbzeit-Essen, Hans hatte extra Lammkeule mit genommen, was mit einer leckeren Erdnuss-Butter-Kruste im Gasofen zubereitet wurde. Dazu gab es gehopselte Kartoffeln, Karotten, Bohnen und Blumenkohl. Da wir nur 2 Herdplatten haben, musste dies in Schichten zubereitet und nochmal kurz aufgewärmt werden. Das Servieren war bei dem Wellengang auch eine Herausforderung. Aber es hat sich gelohnt. Das Fleisch war sehr zart und lecker, genauso wie das Gemüse. Wir feierten unser Halbzeitfest, während die ersten beiden Boote der Racing Devision bereits in Santa Lucia angekommen sind. Wahnsinn, wie schnell die unterwegs gewesen sein müssen. Doppelt so schnell wie wir. Wir schafften an diesem Tag unsere bisher weiteste Strecke mit 162 sm in 24 Stunden.

14. Tag: Samstag 04.12.2021
An diesem Tag ging die Sonne wieder eine halbe Stunde später auf, nämlich erst um 9 Uhr Bordzeit, d.h. dass wir wahrscheinlich wieder eine Zeitzone überschritten haben. Man merkt auch, dass es langsam wärmer wird. So haben wir letzte Nacht das erste Mal keine Jacke für die Nachtwache gebraucht. Und auch tagsüber brennt die Sonne richtig runter, so dass wir unser Sonnendach wieder hin machen mussten, um zumindest etwas Schatten zu bekommen. Das Duschen draußen mit kaltem Wasser ist jetzt eine schöne Abkühlung. Wir haben uns entschieden nur draußen zu duschen, obwohl wir auch im Bad eine Dusche hätten. Es ist schwierig die Feuchtigkeit nach dem Duschen aus dem Boot zu bekommen, wenn man während der Fahrt keine Fenster öffnen kann. Vom segeln her werden wir immer mutiger und schneller, d. h. wir machen nicht automatisch die Segel kleiner, sobald es dunkel wird, sondern erst wenn Wolken zu sehen sind und der Wind weit über 30 Knoten anzeigt. So haben wir in den vergangenen 24 Stunden 173 sm geschafft und sind Santa Lucia weitere 170 sm näher gekommen.

Wir hatten nur sehr wenig Segel draußen
fliegender Fisch Im Cockpit
Handsteuerung während der Funk-Runde
Kithara in Aktion!
Halbzeitessen
Schmetterlings-Setup mit 2 Vorsegel