Maupihaa ist ein nur 30 qkm kleines Atoll. Es ist das westlichste befahrbare Atoll von Französisch Polynesien. Viele Segler nutzen das Atoll, um die lange Fahrt nach Tonga oder Fiji etwas zu durchbrechen und dadurch zu verkürzen. Dort warten sie dann auf ein gutes Wind-Fenster zum Weitersegeln. Genau so machen wir das auch. Es gibt zwar kaum Menschen auf in Maupihaa, aber dafür umso mehr Einsiedlerkrebse. Gerade mal 8 Leute, leben hier dauerhaft und müssen sich komplett selbst versorgen. Sie leben hier hauptsächlich von Kokos-Palmen, Fisch und Krabben. Aus der Kokosnuss stellen sie das Kopra her, was die Grundlage von Kokosölen und Cremes bildet. Sobald sie 40 Tonnen von diesem getrockneten Kokos-Fleisch zusammen haben, können sie das Versorgungsschiff bestellen, was das Kopra abholt. Ansonsten verirrt sich das Versorgungsschiff nicht sehr oft in diese Einsamkeit. Wenn es einmal kommt, bestellen die Einwohner säckeweise Reis, Zucker, Mehl und nicht verderbliche Sachen, die man lange lagern kann. Lt. der 30 jährigen Carina, die hier mit ihrer Mutter, Adriana lebt, war das Versorgungsschiff seit 2 Jahren nicht mehr da, weil sie nicht genug Kopra gemacht hatten. Ihre Mutter war einige Zeit in Raiatea um die Enkelkinder zu besuchen. Alle Bewohner haben noch Verwandte in den anderen Gesellschaftsinseln. Die Leute, die hier leben, haben sich selbst für diese Einsamkeit entschieden, wie z. B. Hina, die ganz unten im Süden der 8 km langen Insel lebt. Sie ist vor 25 Jahren aus Maupiti hierher gezogen. Wenn bekannt ist, dass ein Segler nach Maupihaa kommt, schicken die Verwandten ihnen Dinge mit, die sie brauchen könnten, wie z . B. das Fahrrad vom 64 jährigen Pierre, das er immer nutzt um die anderen Bewohner zu besuchen und ihnen mit den schweren Arbeiten zu helfen, wobei sich die Bewohner teilweise gar nicht richtig ausstehen können, was eigentlich verwunderlich ist. Sie haben doch sonst niemanden, außer vielleicht die Segler, die in den Monaten Juni – November scharenweise hier ankommen. Lange bleiben die meisten Segler allerdings nicht. Sobald sich ein Wind-Fenster öffnet, nutzen es die meisten und segeln weiter nach Suwarrow, Palmerson oder Beveridge Reef. Scheinbar herrscht hier aber ein gewisses konkurenzdenken. Adriana und Carina benötigen zumindest kein Hilfe von Pierre. Es ist der Wahnsinn, wie die doch schon etwas in die Jahre gekommene Adriana mit der Machete umgehen kann und uns in kürzester Zeit das Herz aus dem Stamm einer Palme heraus schneidet und zum probieren gibt. Ab und zu kommen auch Fischerboote vorbei, die in der Nähe angeln.
Die Einwohner sind super freundlich und hilfsbereit. Am allerersten Abend, als wir hier ankamen, lud Hina uns und alle anderen Segler die bei ihr in der Bucht ankerten zum Mittagessen an ihren Strand ein. Am Vorabend hatten alle Segler mitgeholfen Coconut Crabs zu fangen, im Deutschen sind diese auch als Kokosräuber oder Palmendieb bekannt. Aus dem Krabben-Fleisch zaubert Hina uns eine leckere Soße zusammen. Außerdem gab es das in Polynesien berühmte Poisson Cru, das aus rohem Fisch und Kokosmilch besteht. Jedes Boot brachte einen zusätzlichen Salat als Beilage mit, so dass wir ein tolles Buffet zusammen gestellt hatten. Nach einem kurzen Nickerchen, was nach unserer Nachtfahrt bitter nötig war, erwartete uns tolle Gesellschaft am Strand mit leckerem Essen und Livemusik. Zwei Segler hatten ihre Gitarre mitgebracht und wir sangen verschiedene Lagerfeuer-Lieder und hörten uns die Geschichten von Hina und Pierre an.
Am nächsten Tag sollte der Wind aus Norden kommen, so daß der wunderschöne südliche Ankerplatz, der uns farblich tatsächlich an den Tahanea Strand in den Tuamotus erinnerte, etwas ungemütlich werden würde. Diese blau- und türkis-Töne waren so atemberaubend schön. Leider mussten wir diese tolle Kulisse nach nur einem Tag wieder verlassen und sind mit unseren Freunden von Milonga und Water Dogs, im Laufe des nachmittags in den Norden umgezogen. Allerdings nur die Männer und Söhne. Die Mütter und Jenny wollten auf der einzigen Straße der Insel ein bisschen spazieren gehen, um einem 5 km entfernten Brutplatz von Rußseeschwalben zu besichtigen. Dort holen sich die einheimischen ihre Frühstücks-Eier. Nachdem die Insel aber nur 8 km lang ist und die Straße durchgeht bis zum nördlichsten Haus von Adriana und Carina, war es kürzer einfach weiter zu laufen anstatt zurück in den Süden zu gehen. Also mussten die drei Skipper unsere 3 Boote alleine die 3 sm (5,4 km) in den Norden bewegen. Vom Norden aus war es etwas näher zur Brut-Stätte der Vögel, so dass die Männer und ein paar Kinder sie auch noch einmal besuchen konnten. Als wir am Außenriff noch etwas Richtung Norden liefen, entdeckten wir nicht nur Eier am Boden, sondern haufenweise kleine Baby-Küken, die erst vor kurzem geschlüpft waren. Hinter jedem Busch versteckte sich mindestens ein Süßes Fellknäuel. Am Anfang waren es nur die ganz jungen, gerade geschlüpften, die noch nicht mal richtig laufen konnten. Je weiter wir nach Norden liefen, umso älter wurden die Küken. Und dieses süße gepiepse überall. Einfach einmalig, das alles in der freien Wildbahn erleben zu dürfen, und zusehen zu können, wie die Mami-Schwalben ihre Jungen beschützen, wenn man ihnen zu nah kommt. Sie breiten ihre Flügel nach oben aus und machen sich extrem groß.
Das tolle waren die Küken an Land, aber auch auf dem Meer bot sich uns zeitgleich ein tolles Schauspiel. Da hier gerade Wahl-Saison ist, schwamm gerade ein Mutter Buckelwal mit seinem Baby-Kalb vorbei und winkte uns mit ihren flossen zu. Was für ein Naturerlebnis. Es hatte sich sogar ein Buckekwahl mit Kalb in die Lagune von Maupihaa getraut. Die Einheimischen erzählten uns, dass die Mütter Wale so ihre Kälber vor den herumlungernden Orcas beschützen wollen.
Aber das war immer noch nicht alles. Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Dinghy unserer Freunde zum Pass um dort ein Drift-Schnorcheln zu machen. Dabei nimmt jemand das Beiboot an die Leine und alle lassen sich mit der bis zu 4 Knoten schnellen Strömung durch den Pass nach draußen treiben. Danach steigt man wieder ins Dinghy ein fährt gegen die Strömung durch den Pass ins Atoll zurück. Wenn man Lust hat, wiederholt man das ganze einige Male. Wir sahen so viele tolle bunte Fische, die teilweise größer waren, als was wir bisher gesehen hatten, z. B. Papageifische, Doktorfische, oder falter Fische. Da das Riff an einigen Stellen ziemlich flach war, waren die Fische auch ziemlich nah. Ein paar Haie sind ebenfalls um uns herum geschwommen. Und man konnte unter Wasser die Buckelwale miteinander kommunizieren hören. Wären wir noch länger geblieben, hätten wir bestimmt auch einen tollen, unvergesslichen Tauchgang haben können. Aber am Donnerstag, den 27.07.2023 war Aufbruchstimmung in Maupihaa. Water Dogs waren die ersten, die um 7 Uhr den Ankerplatz verließen. Dann folgten einige andere Boote und Milonga. Gegen 11 Uhr waren auch wir bereit und lichteten den Anker um Maupihaa und Französisch Polynesien endgültig der Rücken zu zu kehren.
Im Südosten von Maupihaa Was für eine Kulisse zum Ankern Kithara von Bommies umringt Einladung am Strand am ersten Abend Lagerfeuer Lieder singen mit anderen Seglern Super Stimmung am Strand Leckeres Buffet Hina und Pierre Zwerg-Weihnachtsstern am Wegesrand Erster Sonnenuntergang in Maupihaa Rußseeschwalben Getarnte Eier der RußseeschwalbenFrisch geschlüpfte Küken Schon etwas ältere Küken Viele Einsiedler-Krebse Tolle Muscheln mit en Einsiedler-Krebsen Wunderschöner Strand im Norden Maupihaas Spaziergang am Strand Adriana und Carina nehmen eine Kokospalme auseinander
Nachdem wir nun schon fast 8 Monate in französisch Polynesien sind und wir bis zum Anfang der Zyklon Saison, die im Südpazifik Anfang November startet, noch Tonga und Fiji besuchen wollen, bevor wir in Australien Schutz suchen, waren wir entschlossen, endlich weiter zu segeln. Der Wind für die Überfahrt nach Maupihaa sah für die kommenden 2 Wochen leider nicht so rosig aus. In der ersten Woche war ziemlich starker Wind, bis 30 kn oder 54 kmh oder 7Bft. vorhergesagt. Zudem herrschte wieder ein ziemlich hoher Swell, was hohe Wellen mit sich brachte. Ab Samstag sollte der Wind dann abrupt weniger werden und dann ab Sonntag für die ganze kommende Woche sogar auf Nord drehen, was für unsere Fahrtrichtung nicht gerade förderlich war. Es gab nur 2 Möglichkeiten, wenn wir zügig Richtung Westen wollten. Einmal am Donnerstag, den 20.07.2023, oder am Freitag, den 21.07.2023. Unsere Freunde von WaterDogs entschieden sich für den Donnerstag. Allergings war hier noch recht viel Wind und ziemlich hohe Wellen angesagt, was die Fahrt sehr ungemütlich und schaukelnd machte. Dafür sagte unser Wetter-Routing eine Ankunftszeit innerhalb 24 h für die 150 sm (270 km) voraus. Als wir die Routen Planung für Freitag durchführten, würden wir 34 Stunden brauchen, d. h. wenn wir um 9 Uhr früh losfahren, würden wir erst am nächsten Tag um 19 Uhr am Pass ankommen, so dass es bereits dunkel wäre und wir im Dunkeln bestimmt durch keinen neuen und dann noch so einen schmalen Pass wie Maupihaa fahren wollten. Also war der Plan, dass wir am Donnerstag gegen Mittag losfahren. Aber vorher wollten wir noch unser SUP ablassen und unser Dinghy an Deck verstauen. Am Vortag wollten wir uns noch von einigen Freunden verabschieden, die jetzt noch nicht mit uns Richtung Westen segeln konnten. Wir werden unsere lieb gewonnenen Freunde sehr vermissen. Und auch die Kinder wollten noch eine letzte Übernachtungsparty mit den Freunden haben. Die Mädels trafen sich alle auf Ohana, einem Katamaran. 3 Jungs und René suchten noch einen Schlafplatz für ihre Übernachtung. Der Katamaran Water Dogs wollte am nächsten Morgen früh starten, so dass die Crew bzw. der Skipper ausgeschlafen sein sollte. Auf Ohana waren bereits die Mädchen und Dragonfly war gerade mutterlos und mit einem Erkältungs-Virus behaftet, somit blieb also nur noch Kithara. Hans wollte eigentlich auch ausgeschlafen sein, aber es wurde immer unwahrscheinlicher, dass wir tatsächlich am Donnerstag starten würden. Somit durfte Kithara 3 halbwüchsige Jungs beherbergen. Die Nacht war dennoch ganz ruhig. Die Jungs machten sich im großen Salon-Bett breit, quatschten noch ein bisschen, schliefen dann aber bald ein. Am nächsten Morgen wurde Gabe noch vor dem Frühstück abgeholt und die beiden anderen frühstückten noch gemütlich. Als Jenny für eine kurze Stipvisite zurück kam, nutzen wir die Gelegenheit unsere Ani-Oma anzurufen, schließlich war es ihr Geburtstag. An solchen Tagen merkt man erst, wie einem die Familie fehlt. Es sind zwar ganz tolle Erlebnisse und viele gute neue Freunde, die wir hier auf unserer Reise getroffen haben, aber sie können die Familie eben nicht ersetzen. Und an so besonderen Tagen wie Geburtstag, oder Weihnachten, wäre man halt schon gerne dort. Zum Glück geht es allen bisher ganz gut und zum Glück gibt es Video-Call, so dass man sich zumindest doch ab und zu auf diesem Wege sehen kann, wenn die Sehnsucht zu groß ist. Nach dem Telefonat bemerkten wir, daß wir an unserem Ankerplatz ziemlich viel Wind hatten und René gerne noch einmal Kiten gehen wollte. Also entschieden wir uns, unsere Abreise nun endgültig auf Freitag früh zu verschieben und den Kindern noch einen Tag länger mit ihren Freunden und beim Kiten zu lassen. Das Kiten funktionierte nun schon ganz gut und René hatte den Dreh raus. Natürlich dauert es immer eine Weile, bis alles zusammen gesucht und aufgebaut ist, aber das Kiten macht dann doch immer richtig viel Spaß. Als René nach 4 Stunden mit dem Kiten fertig war, holte Jenny sich ein Kite von Ohana, damit unsere Sachen trocknen konnten. Als auch sie fertig war, war es schon fast dunkel und wir mussten das Dinghy im Dunkeln und mit Sallinglicht an Deck verstauen. Danach sollten alle früh ins Bett, weil wir am nächsten Morgen sehr früh, zum Sonnenaufgang los segeln wollten. Die Sonne sollte um 6.30 Uhr aufgehen, da es aber bereits vorher hell wird, stellten wir uns den Wecker auf 5.30 Uhr. Das ist so gar keine Zeit für unseren Skipper. Aber wenn er weiß, dass wir los segeln müssen, und das mussten wir, wenn wir im Hellen ankommen wollten, dann kann sogar Hans mal früh aufstehen. Als wir soweit waren zu starten, war unser Buddy-Boot, Milonga, bereits weggefahren. Und das schon vor einer ganzen Zeit, weil man sie gar nicht mehr in der Lagune sehen konnte. Wir fuhren um 6.20 Uhr los. Weil es etwas bewölkt war, konnte man den tatsächlichen Sonnenaufgang gar nicht sehen wir spürten nur den kalten Wind, der mit 13-18 Knoten von 90° Backboard blies. Also machten wir noch in der Lagune das Vorsegel raus, damit wir mit wenig Motor-Kraft und trotzdem 5-7 Knoten durch die Lagune Motor-Segeln konnten. Nach 1,5 h erreichten wir den 9 sm (16 km) entfernten, westlichen Pass-Ausgang von Tahaa. Kurz vorher sahen wir noch einen Katamaran durch den Pass schaukeln. Zum Glück waren wir bereits durch diesen Pass gefahren, so dass wir einen Track hatten, dem wir folgen konnten. Man konnte bereits die hohen Wellen am Riff brechen sehen. Scheinbar hatten wir ausgehende Ebbe. Wir hatten komplett vergessen nach den Tiden zu schauen. Plötzlich fuhren wir 2 Knoten schneller durch den Pass. Und dann fing es auch bei uns ziemlich zu schaukeln an. Es waren bestimmt 2-3 m hohe Wellen, die gegen die Wellen der ausgehenden Ebbe kämpften. Das war es, was man eigentlich vermeiden sollte. Zum Glück war der Pass breit genug. Wir mussten nur aufpassen, nicht zu seitlich an die Wellen zu kommen, um nicht umgeworfen und aufs Riff geschleudert zu werden. Trotz Strömung mit uns, dauerte es 30 min, bis wir aus der Wellen-Waschmaschine wieder draußen waren. Danach setzten wir das Großsegel und konnten den Motor endlich ausschalten. Milonga konnten wir immer noch nicht sehen, weder auf dem AIS, noch mit bloßem Auge. Hansi hatte eine alte AIS Meldung, dass sie ungefähr 1 Stunde vor uns durch den Pass gefahren sind. Zuerst fuhren wir an Bora Bora vorbei und konnten die Silhouette der hohen Berge gut erkennen. Und dann kamen wir an Maupiti vorbei, die einzige Insel, die wir leider nicht mehr besucht hatten, weil der Pass etwas tricky und nicht immer befahrbar ist. Alle die dort waren, inklusive Jenny, behaupten, dass es die schönste Insel der Gesellschaftsinseln ist. Als wir mit etwas Abstand an Maupiti vorbei fuhren, konnten wir Milonga dann doch mit bloßem Auge am Horizont aus machen. Sie waren etwas weiter nördlich, näher an Maupiti heran gefahren, wie es unser Routen Planer vor 2 Tagen auch empfohlen hatte, weil dort mehr Wind sein sollte. Aber wir fanden, dass wir schon genug Wind hatten und wollten nicht ganz so weit nördlich fahren, weil wir dies dann, wenn der Wind wie angekündigt drehen sollte, auch wieder runter fahren mussten. Rechts von uns auf Starboard-Seite war also Milonga. Auf der Backboard-Seite konnten wir noch einen weiteren Mast in etwa 5 sm Entfernung ausmachen, der dann später auch auf dem AIS als unbekanntes Schiff auftauchte. Mit unserem Vorsegel und Groß machten wir bei bis zu 26 kn (47 kmh) Wind doch ganz gute Fahrt, bis der Wind gegen Spätnachmittag dann nachließ. Für die Nacht zum Samstag war nur sehr wenig Wind vorhergesagt so, dass wir uns entschieden, noch vor dem Dunkelwerden den Spinnaker aufzubauen. Dafür mussten wir das Vorsegel einkurbeln und haben ca. 1 Knoten an Fahrt verloren. Nachdem wir mit dem Spinnaker mittlerweile etwas besser eingespielt sind, brauchten wir für den Aufbau dieses mal nur 45 Minuten, statt wie sonst 1 ganze Stunde. Mit Spinnaker flogen wir bei 6-13 kn (16-23 kmh) Wind mit 6-8 kn (9-16 kmh) übers Wasser. Dabei schafften wir es bei wenig Wind fast genauso schnell wie der Wind zu sein. Als es dunkel wurde, konnten wir schnell die Lichter von Milonga und dem unbekannten Segelboot erkennen. Außerdem gab es auf der Backboard-Seite noch ein weiteres Licht, was wir nur im Dunkeln sahen. Die erste Wache bis ca. 24 Uhr, sollten wieder die Kinder Jenny und René übernehmen. Auch Hans war dieses Mal schon müde, weil wir so früh losgefahren sind und aufstehen mussten. Also legten Anne und Hans sich direkt nach dem Abendessen hin um vorzuschlafen. Nach einer Stunde gab es ein ziemliches Geschrei und das Boot wurde unkontrolliert zu allen Seiten geschleudert. Was war passiert? Der Autopilot hatte sich mal wieder ausgeschaltet und das Boot fuhr samt Spinnaker in den Wind. Bevor die Kinder bemerkten, was passiert war, flatterte der Spinnaker bereits unkontrolliert im zum Glück nur leichten Wind. Schnell musste René den Motor einschalten und versuchen das Boot wieder vor den Wind und den Wind in die Segel zu bekommen. Das war nur leider nicht ganz so einfach. Im Dunkeln konnte man sich nicht einfach einen Punkt am Horizont suchen, zumal es auch bewölkt und kaum Sterne gab. Also musste man nach Kompass fahren. Aber was war der letzte Kompass-Kurs, den wir hatten? Auch Hans schaffte es nicht sofort das Boot wieder auf Spur zu bringen, da der Spinnaker sich einmal um das Vorstag gewickelt hatte. Die Panik stieg und wir waren fast versucht den Spi runter zu holen, um einen größeren Schaden zu verhindern. Doch dann konnte der Skipper den Kreis in die richtige Richtung ziehen und der Spinnaker füllte sich langsam mit Luft und flog wieder vor unserer Kithara her und schob uns vorwärts. Also schnell Autopilot wieder rein machen und Motor aus. Das war ein Schock für alle. Sogar für die Kinder, die ja sonst überhaupt keine Angst beim segeln hatten und die meiste Zeit nur auf ihr Handy glotzten. Ab jetzt war aktive Nachtwache angesagt. Permanent auf die Instrumente schauen und nicht nur alle 15 Minuten mal kurz nach vorne. In dieser Wache verabschiedete sich der Autopilot noch ein zweites Mal. Aber dieses Mal konnte René schneller reagieren und das Ruder noch rechtzeitig herum reißen, bevor wir komplett im Wind waren. Für Anne war natürlich nicht mehr wirklich an Schlaf zu denken. Bei jeder etwas größeren Welle war der Gedanke da: “Oh mein Gott, der Autopilot ist schon wieder draußen…“. Aber nach dem zweiten mal passierte es nicht mehr. Hans meinte, dass der Ausfall damit zu begründen war, dass er die Fernsteuerung zum Autopiloten versucht hatte aufzuladen, was den kurzen Stromausfall der Geräte verursachte. Scheinbar ist wohl ein Kabel defekt. Der Rest der Nacht verlief zum Glück ruhiger. Wir hatten die beiden anderen Segelboote eingeholt und Milonga hatte einen südlicheren Kurs eingeschlagen. Sie erschien nun ebenfalls auf unserer Backboard Seite und waren nur noch 1,5 sm (ça. 3 km) entfernt. Nun waren wir das am nördlichsten Boot. Um nach Maupihaa zu kommen, mussten wir weiter südlicher fahren. Da der Wind nun genau von hinten kam, war es mit unserem Spinnaker gut möglich noch etwas anzuluven und einen direkten Kurs auf Maupihaa zu fahren. Wir hatten noch 40 sm (63 km) vor uns , als Anne die Nachtwache von Jenny um 1 Uhr übernahm. Jenny hatte sehr viel Spaß an der Nachtwache gefunden, so dass sie sogar alleine weiter machte, während René neben ihr im Cockpit bereits schlief. 40 Seemeilen, das waren noch ca. 8 Stunden und mit Spinnaker sogar etwas weniger. Eigentlich wollte Hans den Spinnaker um 5 Uhr, bei Beginn seiner Nachtwache runter nehmen, weil wir sonst zu früh ankommen würden, aber es lief gerade so gut und wir hatten noch 20 sm (36 km) bis zum Ziel. Das Vorsegel würde bei dem leichten Wind und den Wellen, die uns immer noch zur Seite kränken ließen, wahrscheinlich eh nur flattern. Also ließen wir den Spinnaker zumindest noch solange dran, bis es hell wurde. Um 7 Uhr weckte der Skipper alle auf, es waren noch 7 sm bis zum Pass Eingang. Nachdem wir es schafften, auch den sehr tief schlafenden René zu wecken, fuhr Jenny direkt vor den Wind. Trotzdem war noch zu viel Wind im Segel, so dass wir ihn nicht runter bekamen. Also mussten wir das Großsegel wieder ganz raus lassen, damit es den Spinnaker vom Wind abschattet und den Druck heraus nimmt. Danach konnten wir das riesige Segel ziemlich leicht rein holen. Dabei bemerkten wir, dass sich bei unserem abendlichen Manöver die Schot vom Spi-Baum gelöst hatte und so die ganze Nacht an unserem Vorstag schleifte, an dem unser Vorsegel aufgerollt ist. Durch den starken Druck im Segel hat es den Sonnenschutz der unten am Vorsegel angenäht ist, an einigen Stellen etwas durchgescheuert. Worüber wir uns jetzt erstmal keine. Kopf machten, weil wir aktuell, hier im nirgendwo, eh nichts daran ändern konnten. Und dann kam der Pass. Es ist ein mit 22 m Breite ziemlich schmaler Pass. An den Seiten wird es nicht, wie sonst langsam flacher, sondern es ist wie eine steile Wand, die sofort zu einem sehr flachen Riff führt. Es gibt 2 Stangen, die den Eingang markieren. Und es herrscht immer ausgehende Ebbe so, dass man immer eine Gegenströmung hat. Das liegt daran, dass das Atoll mit 30 qkm sehr klein ist und die brechenden Wellen am Außen-Riff zu viel Wasser ins Atoll schwemmen. Dieses Wasser muss irgendwo wieder heraus, was nur am Pass möglich ist. Für die Segler kommt es nur drauf an, wie stark diese Gegenströmung ist. Man sagt sie kann bis zu 8 Knoten (14 kmh) stark sein. Da hätten wir keine Chance einzufahren. So stark ist unser Motor leider nicht. Also muss man sich vorher überlegen, ob man in den Pass hinein fährt. Einmal angefangen, gibt es kein Zurück mehr. Es ist zu schmal, um einfach umzudrehen und wieder raus zu fahren. Manche machen eine Testfahrt mit dem Dinghy um zu schauen, ob es passt. Da unser Dinghy aber gut verstaut ist, war das für uns erstmal keine Möglichkeit. Von weitem konnte man die ausgehende Strömung bereits sehen. Da die letzten Tage ziemlich hoher Swell war, war anzunehmen, dass auch die Gegenströmung ziemlich stark sein musste. Aber es half nichts. Wir wollten ja in das Atoll hinein um die Überfahrt nach Tonga etwas zu verkürzen. Also Augen zu und durch. Nicht wörtlich gemeint, den die Augen waren hier ganz besonders wichtig. Man sollte sich mittig zwischen den beiden Riffs bewegen und gut Ausschau halten. Als wir rein fuhren konnten wir sehen, dass unser Speed-Anzeiger durchs Wasser 6,5 Knoten (11,7 kmh) zeigte, aber unsere tatsächliche GPS Geschwindigkeit bei nur 2 Knoten (4 kmh) lag. D. h. wir hatten eine Gegenströmung von 4 Knoten (7 kmh). Wir mussten noch etwas mehr Gas geben, um überhaupt vorwärts zu kommen. Die Strömung drückte uns nach Steuerboard Richtung Riff, so dass Hans ziemlich stark gegenlenken musste. Nach ca. 400 m war das Schlimmste vorbei und der Pass wurde etwas breiter. Dennoch mussten wir weiter gegen die Strömung ankämpfen. Als die Gegenströmung vorbei war, löste sich bei uns die Anspannung und wir konnten die restlichen 3 sm (5 km) entspannt quer durchs Atoll bis zum süd-östlichen Ankerplatz genießen. Um 10 Uhr früh, viel früher als der Routen-Planer uns vorhersagte, konnten wir den Anker in 10 m glasklarem, türkiesblauen Wasser fallen lassen. In Maupihaa warten wir auf ein gutes Wind Fenster, um weiter bis nach Suwarrow und Tonga zu kommen. Es gibt schlimmere Orte um die Zeit Tod zu schlagen.
René beim Kiten Unsere Freunde bleiben in Raiatea/Tahaa zurück Sonnenaufgang über Motu Ceran Sonnenuntergang im Pazifik Segeln mit Spinnaker Ankunft im Paradies Süd-Ost Ankerplatz im Atoll Maupihaa