Maupihaa ist ein nur 30 qkm kleines Atoll. Es ist das westlichste befahrbare Atoll von Französisch Polynesien. Viele Segler nutzen das Atoll, um die lange Fahrt nach Tonga oder Fiji etwas zu durchbrechen und dadurch zu verkürzen. Dort warten sie dann auf ein gutes Wind-Fenster zum Weitersegeln. Genau so machen wir das auch.
Es gibt zwar kaum Menschen auf in Maupihaa, aber dafür umso mehr Einsiedlerkrebse. Gerade mal 8 Leute, leben hier dauerhaft und müssen sich komplett selbst versorgen. Sie leben hier hauptsächlich von Kokos-Palmen, Fisch und Krabben. Aus der Kokosnuss stellen sie das Kopra her, was die Grundlage von Kokosölen und Cremes bildet. Sobald sie 40 Tonnen von diesem getrockneten Kokos-Fleisch zusammen haben, können sie das Versorgungsschiff bestellen, was das Kopra abholt. Ansonsten verirrt sich das Versorgungsschiff nicht sehr oft in diese Einsamkeit. Wenn es einmal kommt, bestellen die Einwohner säckeweise Reis, Zucker, Mehl und nicht verderbliche Sachen, die man lange lagern kann. Lt. der 30 jährigen Carina, die hier mit ihrer Mutter, Adriana lebt, war das Versorgungsschiff seit 2 Jahren nicht mehr da, weil sie nicht genug Kopra gemacht hatten. Ihre Mutter war einige Zeit in Raiatea um die Enkelkinder zu besuchen. Alle Bewohner haben noch Verwandte in den anderen Gesellschaftsinseln. Die Leute, die hier leben, haben sich selbst für diese Einsamkeit entschieden, wie z. B. Hina, die ganz unten im Süden der 8 km langen Insel lebt. Sie ist vor 25 Jahren aus Maupiti hierher gezogen. Wenn bekannt ist, dass ein Segler nach Maupihaa kommt, schicken die Verwandten ihnen Dinge mit, die sie brauchen könnten, wie z . B. das Fahrrad vom 64 jährigen Pierre, das er immer nutzt um die anderen Bewohner zu besuchen und ihnen mit den schweren Arbeiten zu helfen, wobei sich die Bewohner teilweise gar nicht richtig ausstehen können, was eigentlich verwunderlich ist. Sie haben doch sonst niemanden, außer vielleicht die Segler, die in den Monaten Juni – November scharenweise hier ankommen. Lange bleiben die meisten Segler allerdings nicht. Sobald sich ein Wind-Fenster öffnet, nutzen es die meisten und segeln weiter nach Suwarrow, Palmerson oder Beveridge Reef. Scheinbar herrscht hier aber ein gewisses konkurenzdenken. Adriana und Carina benötigen zumindest kein Hilfe von Pierre. Es ist der Wahnsinn, wie die doch schon etwas in die Jahre gekommene Adriana mit der Machete umgehen kann und uns in kürzester Zeit das Herz aus dem Stamm einer Palme heraus schneidet und zum probieren gibt. Ab und zu kommen auch Fischerboote vorbei, die in der Nähe angeln.
Die Einwohner sind super freundlich und hilfsbereit. Am allerersten Abend, als wir hier ankamen, lud Hina uns und alle anderen Segler die bei ihr in der Bucht ankerten zum Mittagessen an ihren Strand ein. Am Vorabend hatten alle Segler mitgeholfen Coconut Crabs zu fangen, im Deutschen sind diese auch als Kokosräuber oder Palmendieb bekannt. Aus dem Krabben-Fleisch zaubert Hina uns eine leckere Soße zusammen. Außerdem gab es das in Polynesien berühmte Poisson Cru, das aus rohem Fisch und Kokosmilch besteht. Jedes Boot brachte einen zusätzlichen Salat als Beilage mit, so dass wir ein tolles Buffet zusammen gestellt hatten. Nach einem kurzen Nickerchen, was nach unserer Nachtfahrt bitter nötig war, erwartete uns tolle Gesellschaft am Strand mit leckerem Essen und Livemusik. Zwei Segler hatten ihre Gitarre mitgebracht und wir sangen verschiedene Lagerfeuer-Lieder und hörten uns die Geschichten von Hina und Pierre an.
Am nächsten Tag sollte der Wind aus Norden kommen, so daß der wunderschöne südliche Ankerplatz, der uns farblich tatsächlich an den Tahanea Strand in den Tuamotus erinnerte, etwas ungemütlich werden würde. Diese blau- und türkis-Töne waren so atemberaubend schön. Leider mussten wir diese tolle Kulisse nach nur einem Tag wieder verlassen und sind mit unseren Freunden von Milonga und Water Dogs, im Laufe des nachmittags in den Norden umgezogen. Allerdings nur die Männer und Söhne. Die Mütter und Jenny wollten auf der einzigen Straße der Insel ein bisschen spazieren gehen, um einem 5 km entfernten Brutplatz von Rußseeschwalben zu besichtigen. Dort holen sich die einheimischen ihre Frühstücks-Eier. Nachdem die Insel aber nur 8 km lang ist und die Straße durchgeht bis zum nördlichsten Haus von Adriana und Carina, war es kürzer einfach weiter zu laufen anstatt zurück in den Süden zu gehen. Also mussten die drei Skipper unsere 3 Boote alleine die 3 sm (5,4 km) in den Norden bewegen. Vom Norden aus war es etwas näher zur Brut-Stätte der Vögel, so dass die Männer und ein paar Kinder sie auch noch einmal besuchen konnten. Als wir am Außenriff noch etwas Richtung Norden liefen, entdeckten wir nicht nur Eier am Boden, sondern haufenweise kleine Baby-Küken, die erst vor kurzem geschlüpft waren. Hinter jedem Busch versteckte sich mindestens ein Süßes Fellknäuel. Am Anfang waren es nur die ganz jungen, gerade geschlüpften, die noch nicht mal richtig laufen konnten. Je weiter wir nach Norden liefen, umso älter wurden die Küken. Und dieses süße gepiepse überall. Einfach einmalig, das alles in der freien Wildbahn erleben zu dürfen, und zusehen zu können, wie die Mami-Schwalben ihre Jungen beschützen, wenn man ihnen zu nah kommt. Sie breiten ihre Flügel nach oben aus und machen sich extrem groß.
Das tolle waren die Küken an Land, aber auch auf dem Meer bot sich uns zeitgleich ein tolles Schauspiel. Da hier gerade Wahl-Saison ist, schwamm gerade ein Mutter Buckelwal mit seinem Baby-Kalb vorbei und winkte uns mit ihren flossen zu. Was für ein Naturerlebnis. Es hatte sich sogar ein Buckekwahl mit Kalb in die Lagune von Maupihaa getraut. Die Einheimischen erzählten uns, dass die Mütter Wale so ihre Kälber vor den herumlungernden Orcas beschützen wollen.
Aber das war immer noch nicht alles. Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Dinghy unserer Freunde zum Pass um dort ein Drift-Schnorcheln zu machen. Dabei nimmt jemand das Beiboot an die Leine und alle lassen sich mit der bis zu 4 Knoten schnellen Strömung durch den Pass nach draußen treiben. Danach steigt man wieder ins Dinghy ein fährt gegen die Strömung durch den Pass ins Atoll zurück. Wenn man Lust hat, wiederholt man das ganze einige Male. Wir sahen so viele tolle bunte Fische, die teilweise größer waren, als was wir bisher gesehen hatten, z. B. Papageifische, Doktorfische, oder falter Fische. Da das Riff an einigen Stellen ziemlich flach war, waren die Fische auch ziemlich nah. Ein paar Haie sind ebenfalls um uns herum geschwommen. Und man konnte unter Wasser die Buckelwale miteinander kommunizieren hören. Wären wir noch länger geblieben, hätten wir bestimmt auch einen tollen, unvergesslichen Tauchgang haben können. Aber am Donnerstag, den 27.07.2023 war Aufbruchstimmung in Maupihaa. Water Dogs waren die ersten, die um 7 Uhr den Ankerplatz verließen. Dann folgten einige andere Boote und Milonga. Gegen 11 Uhr waren auch wir bereit und lichteten den Anker um Maupihaa und Französisch Polynesien endgültig der Rücken zu zu kehren.





















