Am 26.08.2023 hatten Val und Anne einen unvergesslichen Tag beim schnorcheln mit Walen. Es war eine Geburtstags-Überraschung einmal für den bereits vergangenen Geburtstag von Anne und den bald kommenden von Val. Tonga ist eines der wenigen Länder, in denen man legal mit Buckelwalen schwimmen und schnorcheln darf. Hierfür gibt es ganze 26 Organisationen, die „Whale snorcling“ anbieten und dafür eine ganz schöne Stange Geld nehmen. Die Guides müssen eine spezielle Ausbildung durchlaufen, um die Bedürfnisse der Wale besser verstehen zu können und erhalten dafür eine Lizenz, die nur für 5 Jahre gültig ist. Es gibt ziemlich strikte Regeln in Tonga um mit den Walen zu schwimmen und nicht immer ist der Sinn darin für die Wale erkennbar. Dennoch ist es ein unvergessliches Erlebnis und vor Corona gab es überhaupt keine Regeln. Da sind die Touristen den Walen viel zu nah gekommen und haben sie sogar angefasst, was sicher nicht im Sinne der Wale ist. Auf ihrer jährlichen Wanderschaft aus dem Sommerquartier in der Antarktis zu ihrem Winterbrutplatz in der Südsee, bringen die Buckelwale hier, in der Zeit von Juli bis Oktober in den warmen, sicheren Gewässern von Tonga, ihren Babys zur Welt und ziehen sie groß, bis diese kräftig genug sind um zurück in die Antarktis zu schwimmen. Nachdem die Jungen aus dem Haus sind, sind die weiblichen Buckelwale wieder frei für neue Liebschaften. Hier kann es passieren, dass mehrere Männchen, die meist kleiner sind als die Weibchen um sie buhlen und verrückte Kunststücke vollführen um ihre Angebetete für sich zu gewinnen. Das hartnäckigste Männchen bekommt den Zuschlag und darf sich Paaren. In Tonga sieht man daher oft junge Kälber mit ihren Mamis an der Wasseroberfläche schwimmen und herumtollen, weil die Jungen die Luft noch nicht so lange anhalten können. Oder man sieht halbstarke, streitende Männchen, die die Wasseroberfläche durchbrechen und mit einem nassen Platsch wieder ins Wasser eintauchen um die Weibchen zu beeindrucken und zu kommunizieren. Dabei möchten sie so wenig wie möglich gestört werden. Daher darf sich auch nur maximal ein Ausflugsboot mit 4-12 Gästen einem Walpaar nähern. Sobald ein Boot an einem Wal dran ist, heißt es für die anderen entweder warten, oder andere Wale finden, die dieses Jahr tatsächlich häufig hier zu sehen sind. Ist ein möglicher Wal gesichtet, geht der Guide als erstes in Wasser um die Lage und Stimmung des Wales auszukundschaften. Unser Guide hieß Bula und ist in der Vavau Gruppe von Tonga aufgewachsen. Nicht alle Wale wollen mit Touristen schwimmen. Beim ersten Versuch winkte Bula ab und meinte es wären 2 männliche Wale, die nicht zum schnorcheln geeignet waren. Erst wenn der Guide sein OK gibt, dürfen sich maximal 4 Schnorchler gleichzeitig leise ins Wasser gleiten lassen, um die Wale nicht aufzuschrecken. Beim ersten Mal waren wir beide sehr aufgeregt. Mit uns an Bord waren noch 4 Mädels aus Kalifornien, die eine 6 Tages Tour gebucht hatten und bereits sehr viele Wale gesehen haben, also durften Anne und Val gleich am Anfang ins Wasser. Wir waren bereits gut vorbereitet, mit Flossen, Schnorchel und langem Neoprenanzug, weil das Wasser mit 25°C nach einer gewissen Zeit doch auch kalt wird. Alle blieben zusammen bei Bula, der uns den Wal zeigte und am besten weiß, von welcher Seite man ihm sich nähert, ohne versehentlich von einer Flosse getroffen zu werden. In Tonga gibt es nämlich kein Krankenhaus für schwerwiegende Verletzungen und man müsste nach Fidschi oder sogar Neuseeland ausgeflogen werden. Dass Wasser ist so klar, dass wir den Wal sogar in 10-15 m Tiefe gut sehen konnten. Er kam dann ziemlich schnell hoch geschwommen und Bula rief mehrmals „Breaching, Breaching“, das bedeutet, dass der Wal durch die Wasseroberfläche schießen wird und sich mit einem großen und lauten Splasch auf das Wasser zurück fallen lässt. Sobald er die Wasseroberfläche erreichte, mussten wir schnell auftauchen. In den Wellen konnten wir das riesige Tier nach oben springen sehen. Das machte er zwei Mal hintereinander, und dann war er erst einmal verschwunden. Das war ein Wow-Erlebnis. Die Schnorchler sind dann alle schnell ins Boot zurück, um dem Wal hinterher zu fahren. Nach kurzer Zeit hatte Bula den ca. ein jährigen Teenager Wal wieder gesichtet. Dieses Mal lag er gechillt in ca. 10 m Tiefe und ließ sich treiben. Für uns im Wasser hieß es abwarten und den Wal beobachten. In Tonga ist es nämlich verboten, zum Wal hinunter zu tauchen, d. h. man muss geduldig an der Wasseroberfläche warten, bis sie von sich aus hoch tauchen. Und wirklich, es funktionierte. Mit dem ersten Wal waren wir 2 Stunden im Wasser und haben seine grazilen Bewegungen einfach nur beobachtet bis er ca. 4-5x ganz nah an uns heran geschwommen kam. Was für ein atemberaubendes Gefühl diesen Koloss mit seinen kaum sichtbaren Bewegungen einfach auf sich zutreiben zu sehen. Da die anderen 4 Mädels bereits das 6x dabei waren, durften wir die ganze Zeit im Wasser bleiben am Ende waren nur noch Val und Anne mit dem Guide im Wasser. Wir konnten einfach nicht genug bekommen. Als es uns dann doch zu kalt wurde und wir eine Schnorchel Pause brauchten, gingen wir aufs Boot zurück und mussten dieses Erlebnis erst auf uns wirken lassen. Später versuchten wir noch eine Mutter mit Baby zu finden und waren an einem anderen Ausflugs Boot dran, welches meinte, dass sie gerade mit einer Wal-Mutter und Baby schnorcheln würden. Da sie noch eine Weile brauchen würden, entschieden wir unsere Mittagspause vorzuziehen und unser Thunfisch Sandwich in einer etwas geschützten Bucht vor Hunga Island zu essen. Als wir fertig waren gingen wir nochmals mit dem Wal-Paar schnorcheln, was eigentlich Mutter mit Baby sein sollte. In 20 m Tiefe konnten wir einen riesigen Wal ausmachen und direkt vor ihm lag etwas schwächer zu erkennen ein kleinerer Wal. Allerdings sagte Bula, dass er hier kein Baby sehen würde. Nachdem wir einige Zeit warteten, schwammen beide Wale an die Wasseroberfläche und da konnten wir es sehen, das der zweite Wal gar nicht so viel kleiner war als der erste. Bula meinte, dass das zwei ausgewachsene Wale wären, der größere war ein Weibchen und der kleinere ein Männchen, die gerade angebandelt hatten. Der zweite sah nur so viel kleiner aus, weil er viel tiefer unten war. Es war so faszinierend, wie diese riesigen Tiere sich uns näherten und dann gemeinsam wieder abtauchten. Danach stiegen wir wieder ins Boot und wollten eigentlich noch einen Babywal sehen. Allerdings wurde es einigen schon etwas zu kalt und Bula hatte von den anderen Booten keine Rückmeldung über ein Mutter-Kind-Gespann bekommen, so dass wir entschieden diese Tour hier zu beenden und nach Neiafu zurück zu fahren. Normalerweise hätte es noch einen kleinen Umweg über die Swallow’s Cave oder einen anderen Schnorchel-Platz gegeben. Allerdings waren wir bereits dort gewesen und auch die 4 Mädels hatten schon alles gesehen, so dass es direkt zurück zur Basis ging. Damit ging dieser unglaubliche Tag leider viel zu früh zu Ende. Aber wir hatten so viele Eindrücke und Erlebnisse mitgenommen, dass wir davon noch eine lange Zeit zerren können.
Val und Anne mit großer Vorfreude Erschöpft aber glücklich: nach dem Trip mit Bula und unserem Fahrer Die Beluga Company hat mehrere Ausflugsboote Jugendlicher Wal beim Breachen Val beim auftauchen mit Wal Hier schlägt der Wal mit der Flosse Anne mit Wal Wal kommt auf uns zu Anne schnorcheln mit Wal Wal-Familie mit Vater, Mutter und Kind Hier kam der Baby-Wal ganz nah zu Anne geschwommen
Wir verbringen eine wundervolle gute Woche in Suwarrow und warten darauf, dass der richtige Wind unsere Reise nach Tonga fortsetzen lässt. Suwarrow ist das südlichste Atoll der nördlichen Cook-Inseln. Wir können also sagen, wir haben auch die Cook-Inseln besegelt. Zu den Cook Inseln gehören 15 weit verstreute Inseln / Atolle, die innenpolitisch unabhängig sind, aber außenpolitisch von Neuseeland vertreten und subventioniert werden. So haben alle Cookies, wie die Einheimischen sich selbst nennen, die neuseeländischen Staatsangehörigkeit und könnten jeder Zeit nach Neuseeland auswandern. Dadurch hat sich die Einwohnerzahl der Cook Inseln in der Vergangenheit bereits drastisch verringert, so dass es aktuell nur noch wenige Tausend Einwohner gibt. Vor allem die jüngere Bevölkerung zieht es aufgrund ökonomischer Schwierigkeiten und fehlender Zukunftsperspektive, immer häufiger nach Neuseeland. Die Cook Inseln haben eine Landfläche von nur 237 qkm verstreut auf einer Wasserfläche von 1,8 Mio qkm, was die ökonomisch begrenzten Resoursen erklärt. Die nördlichen Cook Inseln bestehen überwiegend (mit Ausnahme von Nassau) aus Atollen, mit wenig Insel Fläche und Einwohnern. Es gibt schlimmere Orte, an denen wir hätten auf den richtigen Wind warten können. Wir waren das 60. Boot, das seit begin der jährlichen Zählung im Juni in dieses Atoll eingelaufen ist. Nach fast 5 Tagen auf See waren wir total gefläscht von der Schönheit dieses Atolls. Es ist gerade einmal 12 km lang und 12 km breit. Auf der Hauptinsel, Anchorage Island, leben nur zwei Ranger, Harry und Teina, die zuständig sind für das Einchecken der Segler und die Kontrolle des ganzen Nationalparks mit all seinen Vögeln, Schildkröten und anderen Meereslebewesen. Harry macht diesen Job schon seit 13 Jahren und auch sein Großvater war bereits hier auf diesem Atoll. Für seine Verlobtre, Teina ist es jetzt das 2. Jahr. Ursprünglich kommen sie von der Hauptinsel der Cook Islands, Rarotonga, und sind nur während der Hauptsegel-Zeit Juni – November auf Suwarrow. Sie lieben die Abgeschiedenheit und Ruhe, die dieses Atoll ausstrahlt. Die übrige Zeit verbringen sie auf Rarotonga mit ihren Familien, wo sie mit dem Versorgungsschiff, das die bewohnten nördlichen Cook Inseln versorgt, abgeholt werden. Sie haben einen Benzin betriebenen Generator, der Kühlschrank und VHF auflädt und einen Regen-Wasser-Sammelbehälter. Eigentlich haben Sie auch einen Gefrierschrank, so dass Sie Ihre Lebensmittel und Dinge des täglichen Lebens für 6 Monate gut berechnen und mitbringen können. Während Ihres Aufenthalts dort, bekommen Sie von der Regierung keine Lieferung. Das Versorgungsschiff stoppt nur 2x, nämlich um sie abzuliefern und im November wieder abzuholen. Aktuell ist Ihr Gefrierschrank kaputt, so dass Sie viele Lebensmittel, die die nicht aufbrauchen könnten, wegschmeißen mussten. Viele Segler hatten sich bereits am Gefrierschrank versucht, was aber nicht so leicht zu reparieren ist, weil es keine Ersatzteile gibt. Teina will sich im November von Rangiroa aus mit der Regierung diesbezüglich auseinander setzen und jetzt ihre Zeit hier genießen. Internet gibt es auf Suwarrow nicht. Unser Angebot an Bord zu kommen um das Starlink mitzubenutzen, wurde dankend abgelehnt. Ebenso der Versuch über die Segler-Gemeinschaft einen neuen Gefrierschrank finanziert und gebracht zu bekommen. Sie wollen den Seglern nicht auf der Tasche liegen. Dennoch nehmen sie kleinere Gaben, wie schnell verderbliche Sachen oder Insektenschutzmittel sehr danken an, während wir dort waren, waren sie ziemlich beschäftigt, mit Ein- und Auschecken neuer Boote. Bis zu 24 Boote lagen gleichzeitig vor Anker. Jeden Tag verließen ca. 3 Boote das Atoll und es kamen auch mindestens 3 Boote wieder rein. Harry sagte, dass es maximal 17 Boote sein dürfen, was er aber aufgrund des Windes bereits auf 24 ausgeweitet hatte. Einige Boote musste Harry aber trotzdem draußen warten lassen, solange bis ein Boot das Atoll verlassen hatte. 2014 hatte er gleichzeitig 54 Boote in der Lagune und bekam einen Rüffel von der Regierung. So dass er jetzt versucht, die Einfahrt zu begrenzen. Aber was kann man machen, wenn es keinen guten Wind zum Weitersegeln gibt? Auf der Anchorage Island haben wir einen schönen 3 km Spaziergang um die ganze Insel herum gemacht. Es gibt eine Manta-Rochen Putzstation, die morgens von den Mantas immer gut besucht war. Außerdem kann man gut mit Schildkröten und Riffhaien schnorcheln. Einmal sind wir mit dem Dinghy 4 sm (7 km) bis zum südlichen Ende des Atolls zum Perfect Reef gefahren um dort um das ca. 1,5 qkm große Riff zu schnorcheln. So perfekt war das Riff zwar nicht mehr, aber es gab sehr viele Papagei-Fische und dicke Seesterne. Außerdem haben wir einen großen Adlerrochen gesehen, der mit uns mit geschwommen ist. Zurück auf Anchorage Island hat Teina einigen Damen gezeigt, wie man aus Blumen eine Krone macht und in 30 Sekunden eine Kokosnuss öffnet. Bei Anne und den anderen Damen hat es zwar etwas länger gedauert, was aber trotzdem mit der Eisenstange ganz gut funktionierte. Übrigens gibt es auf dieser Insel auch einige riesige Kokosnusskrabben, die sich meistens unter Harry und Teina’s Haus versteckten. Bei einem Potluck (pot = Topf und luck = Glück) der Segler, bei dem jeder etwas für die Allgemeinheit mitbringt und man so ein leckeres Buffet zusammen bekommt, hat Harry uns einige dieser Coconut Crabs (Kokosräuber) gekocht. Das Fleisch schmeckt ähnilch dem eines Hummers und ist hier eine super leckere Delikatesse. An diesem Abend beglückte uns Harry mit seinem willkommens Haka Gesang und Teina mit einem typisch Polynesischen Tanz. Aufgrund der vielen Neuankömmlinge und der damit für die Ranger verbundenen Arbeit, konnte uns Teina leider nicht mehr den versprochrnen Ura Tanz (auf hawaiianisch hula) beibringrn. Neben all dem Spaß und Erholung, mussten wir uns auch wieder mal etwas um unsere Kithara kümmern. Sie hatte uns schon so viele Seemeilen bis hier her, mitten in den Südpazifik gebracht, was ihr aber auch einiges abverlangt hat. So dass es Zeit wurde ihre Wunden zu lecken und sie wieder aufzupeppen. Mit Hilfe unseres Segelfreundes Gavin von Water Dogs konnte das zerrissene Großsegel wieder geflickt werden. Beim betätigen der Elektro-Winsch um das Großsegel einzufahren, brannte aufgrund Energieüberlastung das Kabel für die Kühlschrank-Kühlung durch, was Hans zum Anlass nähme das Thermostat auszutauschen, was wir bereits seit las Palmas mit uns spazieren führten, aber nie die Zeit fanden es einzubauen. Das Thermostat regelt die Temperatur des Kühlschranks, so dass dieser sich automatisch abschalten kann, wenn die bestimmte Temperatur erreicht ist. Bisher lief der Kühlschrank auf Hochtouren durch, so dass die Getränke teilweise fast sogar schon gefroren waren.. Bei dem Kurzschluss mit der E-Winsch, hat es offensichtlich die Sicherung unseres Bugstrahlruders raus gehauen, da dieser beim ankern in Suwarrow nicht mehr funktionierte. Wie von Zauberhand ging das Bugstrahlruder wieder, als der Kühlschrank repariert war. Als wir nach dem Ankern frisches Trinkwasser machen wollten, fing auch der Wassermacher an zu spinnen. Es war wie verhext. Normalerweise zeigt er einen Fehler an, wenn er ein Problem hat, oder der Filter verstopft ist . Nicht dieses Mal. Er hörte einfach nur zu arbeiten auf. Also mussten wir herausfinden was der Grund dafür war. Wie sich herausstellte, lag es am Wackelkontakt für den einen Motor. Ein bisschen daran herungewackekt und er lief wieder wie eine Eins. In großen und ganzen war es eine Wunderbare und erfolgreiche Zeit in Suwarrow, die leider auch einmal wieder zuende gehen musste, damit wir unserem großen Endziel Australien näher kommen konnten.
Das gerissene Großsegel wurde notdürftig geflickt Einen großen Wahoo gefangen Lecker Sushi gemachtDie Einfahrt nach Suwarow Flagenwechsel: nach 8 Monaten Französisch Polynesien ist die Flagge doch schon etwas mitgenommen Hauptinsel: Anchorage Island Wir wurden herzlich willkommen geheißenAnchorage Island von oben Teina zeigt uns, wie man in Sekunden eine Kokosnuss öffnen Dann durften auch wir uns versuchenKränze flechten mit Teina Manta Rochen Adlerrochen Sonnenuntergang in Suwarrow Kokosnuss Krabbe gesichtet Eine junge Kokosnuss wächst heran
Wind und Welle sahen wieder einmal nicht besonders rosig aus für unsere nächste Etappe Richtung Tonga. Hier gab es 2 Möglichkeiten. Einmal die Südroute mit einem Zwischenstop in Palmerston (Cooks Island) und Beveridge Reef (nur ein kleines Riff im Nirgendwo, was zu keinem Land gehört) mit insgesamt 1.200 sm (2.160 km), oder die nördliche Route über Suwarrow (Cooks Island) und American Samoa mit 1.370 sm (2.470 km). Da im Süden schlechtes Wetter mit vielen Gewittern gemeldet war, entschieden wir uns für die 2. Variante, obwohl sie etwas länger ist. Also war unser nächstes Ziel das 575 sm (1.035 km) entfernte Suwarrow, was zu den nördlichen Cook Inseln gehört. Das bedeutet 4-5 Tage Richtung Nordwesten segeln. also mussten wir ein Wetterfenster finden, das einen stabilen Wind aus Süd-Ost für diesen Zeitraum vorhersagte. Am Donnerstag, den 27.07.2023 sollte sich ein solches Fenster für uns öffnen. Wir überlegten einige Zeit, ob Donnerstag oder Freitag der bessere Tag zum starten war, weil am Donnerstag nur sehr wenig Wind angesagt war, aber ab Montag der Wind auch schon wieder aufhören sollte. Bis Sonntag werden wir es wohl nicht schaffen anzukommen, aber wenn wir jetzt nicht fahren würden, würde der Wind für mindestens 1 Woche wieder nicht günstig stehen. Also entschieden wir uns am 27.07.2023 loszufahren.
Tag 1 der Überfahrt: Wir starteten am Donnerstag, den 27.07.2023 um 11 Uhr. Zuerst ging es 45 Minuten mit Motor durch die Lagune zum Pass Ausgang von Maupihaa. Dieses Mal hatten wir die Strömung mit uns also waren wir schnell aus dem schmalen Pass heraus gefahren. Da es mit 6-10 kn (11-18 kmh) Wind tatsächlich nicht genug Wind in die Segel kam, machten wir zwar die Segel raus, ließen den Motor aber noch eine Weile mitlaufen, auch um unsere Batterien nochmal aufzuladen. Leider waren unsere Batterien immer noch nicht voll leistungsfähig. Normalerweise sagt man, halten Batterien auf einem Boot ungafähr 2 Jahre. So dass die Laufzeit unserer wohl tatsächlich langsam dem Ende zugeht. Eine Batterie hatten wir ja bereits in Tahiti gegen eine Lithium-Batterie ausgetauscht. Und in Maupihaa sind wir eines nachts mehrmals durch den Geruch von verschmortem Kabel aufgeweckt worden, der dann aber wieder verschwunden war, so dass wir den Ort wo es her kam, nicht ausfindig machen konnten. Eine Stunde später war der Geruch komischer Weise wieder da, blieb aber wieder nicht lange genug, um den Übeltäter ausmachen zu können. Was Hans aber feststellen konnte, war, dass eine der alten Batterien etwas zu warm war, dafür dass wir alle elektronischen Geräte ausgeschaltet hatten. Normalerweise hätten wir in Tahiti alle Batterien gleichzeitig austauschen müssen, was uns aber dort zu teuer war. Und zu Beginn war ja auch alles gut. Das Solar lud alle Batterien wieder schnell auf und es reichte trotz dem hohen Stromverbrauch von Starlink, Kühl- und Gefrierschrank. Hans klemmte nun die beiden noch alten Batterien ab, so dass wir aktuell nur mit unseren beiden Lithium-Batterien unterwegs sind, was mit dem hohen Stromverbrauch des Autopiloten natürlich nicht so lange reicht. Also müssen wir ab und zu den Motor zum Laden der Batterien dazu schalten. Und da der Wind eh schwach war, ließen wir den Motor einfach etwas länger mit an. Wir wollten aber keine 24 Stunden Motoren, so dass wir eine andere Lösung brauchten um voran zu kommen, als die Batterien voll waren. Es war bereits Nachmittag, trotzdem versuchten wir es zuerst mir dem Spinnaker. Und wir machten zumindest eine Fahrt von 4-5 Knoten irgendwann nachts sollte der Wind aber auffrischen und wir wollten nicht nachts im Dunkeln die aufwändige Segelbekleidung unserer Kithara wechseln, also machten wir den Spinnaker nach nur 3 Stunden wieder runter, bevor es dunkel wurde und wechselten auf Schmetterlings-Besegelung, weil der Wind ziemlich genau von hinten kam. Die Nacht war dann wieder etwas unruhig, weil mit dem stärkeren Wind, auch die Wellen kamen und wir immer wieder Squalls mit Regen und Wind aus verschiedenen Richtungen mit über 20 Knoten (36 kmh) hatten. Kithara schaukelt in den Wellen ziemlich hin und her. Wir konnten das ausgebaumte Vorsegel nicht einfach mal schnell auf die andere Seite nehmen und wir wollten das Großsegel aber auch nicht immer auf die andere Seite nehmen, um unseren Kurs halten zu können (Schmetterling geht tatsächlich nur, wenn der Wind von hinten kommt). Außerdem wollten wir auch nicht immer wieder reffen, daher machten wir einfach kurzen Prozess und kurbelten das Großsegel zurück in den Mast. Damit segelten wir die restliche Nacht nur noch mit Vorsegel und verloren 1 Knoten an Fahrt pro Stunde. Als es hell wurde, holten wir das Großsegel wieder heraus und segelten den ganzen Tag im Schmetterling. In den ersten 24 Stunden unserer Überfahrt schafften wir 130 sm (234 km) mit einem Durchschnittstrmpo von 5,4 kn (9,7 kmh).
Tag 2 der Überfahrt: Gegen Abend wechselten wir unsere Besegelung wieder von Schmetterling zur Backbord Seite, weil der Wind auf Nordost drehen und mehr werden sollte. Leider tat er das nicht, so dass wir nur mit 3-4 Knoten dahin dümpelten. Und das nicht mal auf einem guten Kurs. Also bauten wir im Dunkeln alles wieder zu Schmetterling um und erreichten wieder unsere 6 Knoten Geschwindigkeit. Um 1 Uhr nachts, viel später als gemeldet, drehte der Wind dann doch plötzlich und unser Windpilot, der auf Wind von hinten eingestellt war, steuerte viel zu weit Richtung Süden, so dass wir mitten in der Nacht das Großsegel runter nehmen mussten um die Baumbremse von Steuerbord auf Backbord zu legen. Das wäre mit Segel nicht möglich gewesen, da wir eine Halse machten und zu viel Wind im Segel war. Danach frischte der Wind auf bis zu 28 kn (50 kmh) noch mehr auf und wir flogen mit 6-8 kn (11-15 kmh), oder besser gesagt wir schaukelten dahin, denn leider wurden auch die Wellen wieder höher und kamen von der Seite. Zumindest fuhren wir schnell und das dieses Mal sogar in die richtige Richtung. Aber an Schlaf war mit diesen dauernden Umbauarbeiten und geschaukel nicht wirklich zu denken. Wir mussten auch aufpassen, weil der Wind weiter auf Nordost drehte und so fast schon von 90° kam und wir hatten unser Vorsegel noch ausgebaumt. Jeder Segler weiß, dass man die Segel enger holen muß, je kleiner der Wind-Winkel ist. Das ging nur leider mit unserem Vorsegel nicht, da es am Spibaum festgemacht war und der Abbau in der Nacht etwas zu kompliziert wäre. Man baumt das Vorsegel aus, wenn der Wind direkt von hinten kommt und man nicht will, dass er einfällt bzw. back steht, wenn der Wind mal aus der anderen Raumwind-Seite kommt. Durch die Wellen ist es unmöglich den Kurs genau vor dem Wind zu halten. Was bei einen Windeinfallswinkel von 180° notwendig ist, ist bei einem anderen Winkel unter 90° nicht förderlich. Also mussten wir unseren Kurs immer wieder anpassen, so dass der Wind nicht weniger als aus 100° kommen sollte. Sonst fing das Vorsegel an zu flattern und könnte sogar reißen. So ging es bis in den späten Morgen hinein, bis alle einigermaßen wach waren, damit wir den Spibaum abbauen konnten. Das ist bisher unsere arbeitsreichste Überfahrt. Es blieb kaum Zeit um etwas anderes zu tun, wie z. B. Lesen, Angeln, Gitarre spielen oder gar Schule zu machen. Ach ja und nachts haben wir wieder eine neue Zeitzone überfahren. Bisher waren wir Deutschland genau 12 Stunden hinterher, d. h. wenn bei uns 8 Uhr morgens war, war es dort bereits 20 Uhr abends. Jetzt werden es 13 Stunden Unterschied sein, d. h. sogar schon 21 Uhr abends in Deutschland. Wir werden unsere Bordzeit aber erst einmal beibehalten, was bedeutet, dass es für uns abends etwas länger hell bleibt. In den zweiten 24 Stunden haben wir trotz starkem Wind in der Nacht nur 140 sm (252 km) geschafft.
Tag 3 der Überfahrt: Als wir den Spibaum abgebaut hatten, konnten wir etwas näher an den Wind fahren und so unseren Kurs nach Nord-Westen korrigieren. tagsüber ist das segeln meist unspektakulär. Diese Nachtwache begann für die Kinder auch erst einmal unspektakulär, so dass Anne und auch Hans etwas schlafen konnten. Auch René schlief bald, um 22 Uhr ein, da er die letzte Nacht sehr viel Wache machte und eigentlich immer wach war, als wir ein Manöver durchführen mussten. Es beginnt nun auch wieder abends wärmer zu werden. Leider dürfen wir während des segelns die Fenster nicht öffnen, da bei einer möglichen Welle, und davon hatten wir letzte Nacht definitiv genug, Salzwasser durch die Fenster ins Innere des Bootes gelangen würde. Also weil es unten zu warm war, versuchte René draußen zu schlafen, weshalb er immer wach wurde, wenn gewerkelt wurde. Somit machte Jenny die Wache alleine zu Ende. Nachdem Anne die nächste Wache ab 24 Uhr übernahm, hörte der Wind ganz plötzlich auf. Von 15 kn (27 kmh) auf quasi Null. Also mussten wir den. Motor anschmeißen, weil die Segel nur flatterten. Das traf sich gut, weil unsere Batterien eh wieder ziemlich leer waren. Nach ca. 1 Stunde kam der Wind so plötzlich wieder, wie er verschwinden war. Er knallte gleich mit 15-18 kn (27-32 kmh) rein, aber dieses Mal von Amwindkurs. Der Wind hatte komplett auf Nord – Nordwest gedreht. Und dann sahen wir auch schon die Übeltäter. Um uns herum hatten sich einige dunkle Wolken gebildet, denen wir gerade noch so davon fahren konnten und so zum Glück keinen Regen ab bekamen. Aber der Wind war ordentlich und drückte uns wieder etwas südlicher. Als die Wolken hinter uns vorbei gezogen waren,, war auch der Wind wieder verschwunden, so daß wir weiter Motoren mussten. In dieser Nacht gab es noch so einige Squalls mir Winden bis zu 36 kn (65 kmh). Bei einem dieser Squalls muss wohl unser Großsegel gerissen sein, obwohl Hans versuchte die Segel rechtzeitig zu reduzieren. Das Segel riss mittig von unten nach oben, bis zur 1. Naht komplett auf. Als wir dies bemerkten, kurbelten wir das Großsegel erst einmal ein und konnten es so nicht mehr benutzen. Am nächsten Morgen kurbelten wir das Groß wieder raus, um uns den Schaden nochmal genauer zu betrachten und eine Lösung zu finden. Da wir nur ein sehr kleines Vorsegel hatten, würden wir ohne Großsegel kaum voran kommen und wir hatten noch fast 200 sm bis Suwarrow vor uns. Also versuchten wir das Segel irgendwie unten wieder zusammen zu nähen, während der Fahrt natürlich. Das war gar nicht so einfach, weil der Wind es immer wieder auseinander riss. Unser Glück in dem Moment war, dass es nicht so windig war. Irgendwie konnte Hans die breiten Teile des segels am unteren Ende mit einem kleinen Segelfetzen zusammen nähen. So dass wir das Großsegel zumindest bei leichtem Wind noch benutzen konnten. In den dritten 24 Stunden machten wir wieder nur 130 sm (234 kmh) Strecke.
Tag 4 der Überfahrt: Um 11 Uhr mittags hatten wir noch 181 sm (326 km) bis nach Suwarrow. Wenn wir in den nächsten 24 Stunden wieder 130 sm (234 km) schaffen würden, fehlen uns immer noch 51 sm (92 km). Bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 5 kn (9 kmh) würden wir dafür noch 10 Stunden brauchen, das wäre somit 23 Uhr nachts. Selbst wenn wir etwas schneller wären, ist es unwahrscheinlich, dass wir noch im Hellen ankommen. Und im Dunkeln durch einen unbekannten Pass zu fahren wäre nicht so schlau. Also versuchten wir gar nicht mehr durch großen Umbau der Segel noch mehr Geschwindigkeit heraus zu holen, sondern verlangsamten unsere Fahrt, damit wir erst am Dienstag morgen am Pass ankommen würden. Am Nachmittag ließen wir tatsächlich auch die Angel mal wieder raus und prompt biss auch schon ein Fisch an. Was für ein Glück. Seit Ankunft in den Marquesas im November 2022 hatte kein Fisch mehr bei uns angebissen. Wir dachten schon, der Kóder taugt nichts. Aber jetzt hat es doch wieder geklappt. Erst dachten wir es wäre ein kleiner Fisch, weil es ziemlich leicht ging ihn einzuholen, weil er gar nicht kämpfte. Als wir ihn raus zogen, war er doch größer als gedacht. Es war ein 1 m langer Wahoo., den wir bereits vor den Marquesas gefangen hatten, nur etwas größer und sehr lecker. Da wir noch etwas Zeit tot zu schlagen hatten, segelten wir erst einmal weiter nördlich, um den Wind von 120° zu haben, ohne viel Strecke zum Ziel gut zu machen. Gegen Abend wechselten wir den Kurs wieder mehr nach Westen. Auf direktem Kurs zum Ziel hatten wir leichten Wind genau von hinten, also entweder Spinnaker oder Schmetterling. Aber beides war mit Arbeit verbunden und wir waren doch schon ziemlich ausgelaugt von den vergangenen Tagen und vor allem Nächten. So entschieden wir uns das Vorsegel einfach reinzunehmen und nur mit Großsegel mit 3-4 kn (4-7 kmh) dahin zu dümpeln. Als es hell wurde kamen dann doch einige Squalls um uns herum, daher wollte Hans das Großsegel reduzieren und betätigte die elektrische Winsch auf Backbord-Seite. Zuerst ging das noch, aber der Druck auf das Segel war durch den Wind zu groß, so dass er die elektrische Winsch intensiver drückte. Und dann ging sie auf ein Mal gar nicht mehr. Außerdem fing es in dem Moment an unten in der Kabine wieder etwas nach verschmorter Elektronik zu stinken zusätzlich fielen auch noch Garmin u Autopilot aus. Schnell mussten alle aufgeweckt werden Jenny steuert von Hand, während Anne u René das Großsegel rein kurbelten und Hans nach dem Brandherd sucht. Selbst ohne Segel machten wir noch 5-7 kn Fahrt. Nachdem der Squall vorüber war, holten wir das Vorsegel etwas raus. Auch dieses Mal findet Hans keine Ursache für den Brandgeruch. Später vor Anker, findet er heraus, dass es möglicherweise der Vertilator des Kühlschranks sein könnte, der durchgebrannt war. Den restlichen Tag dümpelten wir mit 2-4 sm dahin. Am 4. Tag unserer Überquerung schafften wir nur 113 sm (203 km), was eines unserer traurigen negativ Rekorde ist. Nur zu Beginn unserer Atlantik-Überquerung, als wir die erste Woche gar keinen Wind hatten, schafften wir es dieses Etmal zu unterbieten.
Tag 5 der Überquerung: Während unserer letzten Nachtfahrt hatten wir kaum Wind. Wir hatten noch 45 sm (81 km) bis zum Ziel, was wir in dieser Nacht locker schaffen müssten. Das Vorsegel war nicht ausgebaut und flatterte mit jeder Welle hin und her. Daher entschieden wir das Vorsegel weg zu machen und statt dessen mit unserem kaputten Großsegel weiter zu fahren. Bei dem leichten Wind von max 10 kn (18 kmh) sollte es gehen. In der ersten Wache der Kinder machten wir 17 sm (30 km) in fast 5 Stunden, was nur eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 3,6 kn (6,5 kmh) bedeutet. In Annes Wache ging die Durchschnitts-Geschwindigkeit, aufgrund nachlassen des Windes, dann sogar nochmal runter auf 3,0 kn (5,4 kmh), so dass wir den Motor auf geringer Drehzahl anschmissen. Als Hans‘ Wache dann um 4.30 Uhr begann, hatten wir noch 11 sm (20 kmh) bis zum Pass von Suwarrow. Jetzt war Vorsicht angeboten, da die elektronische Karte hier nicht ganz genau war und es sein konnte, dass das Riff bereits früher beginnt. Um 6.30 Uhr erreichten wir den Pass Eingang, allerdings war es noch nicht wirklich hell. Somit schaltete Hans den Motor aus und wir ließen uns einfach treiben, immer das Riff im Auge, um nicht zu nah zu kommen. Da kein Wind war und kaum Welle, blieben wir fast an einer Stelle. Um 7.30 Uhr zum Sonnenaufgang wurden alle aufgeweckt um durch den Pass zu fahren. Der Pass war nichts Nervenaufreibendes. Breit und tief genug. Am Ende musste man sich vor dem Riff links halten und um das Riff herum fahren. Dann war es noch eine knappe sm (1,8 km) bis zum Ankerplatz vor der wunderschönen Anchorage Island, wo wir um 8 Uhr der Anker zwischen einigen Bommies fallen ließen. Die Überfahrt von Maupihaa nach Suwarrow war für uns genau 595 sm (1.071 km) lang. Wir brauchten dafür 4 volle Tage und 21 Stunden. Es war eine von wenig Wind, viel Welle und noch mehr Squalls geprägte, ungemütliche Überfahrt, die glücklicherweise irgendwann zu Ende ging.
Verschiedene Segelstellungen Hansi zieht das Großsegel raus Hier kurbelt René das Großsegel wieder rein Sonnenuntergang René holt den Wahoo an Bord Während der Fahrt wird das Großsegel notdürftig repariert
Die Marina hatten wir bis Samstag den 18.12.2021 bezahlt, also mussten und wollten wir sie bis dahin verlassen haben um außerhalb in der großen Bucht zu ankern und Kosten zu sparen. Bevor wir raus fahren konnten, wollten wir aber noch ein paar Kleinigkeiten erledigen, wie René in den Mast hoch schicken, um unser Ersatz-Fall runter zu holen, welcher beim Start der ARC in Las Palmas wegen der abgerissenen Signal-Flaggen oben im Mast stecken geblieben ist und den wir brauchen um unser Dingi ins Wasser zu lassen. Außerdem wollten wir nochmal versuchen unser Boot abzuspritzen, wenn etwas mehr Druck aus dem Wasseranschluss käme. Eines unserer beiden Vorsegel wollten wir auch noch runter machen, da wir das Schmetterlngs-Setup in nächster Zeit nicht brauchen werden. Vor der Arbeit kommt bei uns aber immer erst das Vergnügen, so dass wir erst um die Marina herum liefen und uns von einigen Freunden verabschiedeten, wo wir dann teilweise eine Stunde hängen blieben. Dadurch wurde es immer später und wir hätten eigentlich bis 14 Uhr die Marina verlassen sollen. Am Nachmittag schickten wir René in den Mast und hatten das Fall tatsächlich nach 30 Minuten wieder. Dann spritzten wir unser Boot noch schnell ab, um mit dem richtigen Wasserdruck endlich das Salz von der Überquerung los zu werden. Zum runter holen der Vorsegel war es dann doch zu windig. Außerdem wurde es langsam dunkel, so dass wir wieder rechtzeitig zum dunkel werden umparken mussten. Draußen in der Bucht angekommen, war es bereits stockfinster und daher schwierig einen guten Ankerplatz zu finden, weil auch schon einige Boote vor Anker lagen. Wir wollten in der Nähe unserer Freunde ankern, die wir aufgrund ihrer tollen Weihnachtsbeleuchtung am Boot gut erkennen konnten. Nach einigem hin und her fahren, fanden wir doch einen guten und sicheren Platz zum ankern. Jenny wurde wieder von ihren Freunden im Dingi abgeholt um ein Sleepover (Übernachtung) auf dem Katamaran unserer Freunde zu haben. Für den Rest der Crew gab es noch ein kleines Abendessen und dann fielen wir wieder einmal todmüde in unsere Kojen.
1 Woche haben wir in der Marina in Rodney Bay verbracht. Es war eine schöne Zeit, in der wir nicht wirklich viel gemacht haben. Den ganzen Tag nur chillen, Pool und Strand. Abends traf man sich dann auf einem der anderen Boote oder an der Bar für ein nettes Pläuschchen. Am Dienstag gab es eine tolle Party an der Bar mit super Live-Musik und viel RumPunsch. Die Arbeiten wie Boot putzen, oder Segel tauschen wurden erst einmal verschoben. Als wir dann doch nach 4 Tagen das Boot endlich vom Salzwasser befreien wollten, merkten wir, dass der Schlauch nicht richtig funktionierte, da nicht genug Druck aus dem Wasserhahn kam. Es ist eine mühselige Arbeit, wenn das Wasser nur tröpfchenweise aus dem Schlauch kommt. Wir mussten immer wieder die Eimer mit Wasser füllen, was Ewigkeiten dauerte. Und dann die Flecken einzeln mit der Hand weg schrubben. So konnte man zumindest Wasser sparen. Die anderen Boote hatten aber ähnliche Probleme. Die meisten ließen es die Einheimischen machen, die aber ein schweine Geld dafür verlangten und es dann nicht immer zufriedenstellend erledigten. Also macht man es doch selbst, dann weiß man auch, was man getan hat. Die Kinder waren den ganzen Tag mit ihren Freunden unterwegs und machten Übernachtungspartys entweder bei uns, oder auf einem der anderen Familien-Boote.
Kurz vor der Ankunft in Santa Lucia Kithara beim Einkauf in die Rodney Bay Marina Die erschöpfte aber glückliche Crew Sonnenuntergang in der Rodney Bay Marina Die Bucht vor Rodney Bay mit Freunden Castries – die Hauptstadt von Santa Lucia
Da der Internationale Skipper-Schein, den wir 2005 in Australien gemacht hatten, in Deutschland nicht anerkannt wird und wir zu der Zeit noch nicht wussten, wo wir ein Boot kaufen und zulassen würden (und welche Voraussetzungen dafür notwendig sind), haben wir uns 2019 entschieden einen offiziellen, deutschen Boots-Führerschein, den SBF zu machen. Kurzfristig hatten wir im September erfahren, dass der SC Dechsendorf, bei Erlangen, solche Scheine anbietet und gerade ein neuer Kurs gestartet ist. Da noch Plätze frei waren, konnten wir in der 2. Theorie-Stunde mit einsteigen. Die Theorie-Prüfung war im November 2019 dann auch schnell geschrieben. Der Praxis-Teil mit Fahrtraining für Motorboot und Segelboot sollte dann im Frühjahr 2020 gemacht werden. Doch dann kam Corona. Alle Kurse mussten auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Mitte April 2020 konnten wir die notwendigen Manöver für die Motorboot-Praxis-Prüfung zumindest Online, am Bildschirm durchgehen. Wann wir die Manöver auf dem Rhein-Main- Donau-Kanal ausprobieren konnten war da leider noch offen. Zum Glück entspannte sich die Situation und wir konnten Ende Mai 2020 doch noch aufs Wasser. Die Praxis-Prüfungen Motor- und Segelboot mussten wir dann relativ schnell über die Bühne bringen, da wir Anfang August 2020 bereits unseren „Urlaub“ zur Bootssuche in Kroatien geplant hatten.
Im September 2020 war Anne noch über die Zeitschrift „Yacht“ zu einem Skipperinnen-Training in Heiligenhafen an der Ostsee angemeldet. Nach langem zittern, ob das Training stattfinden kann, verbrachte Anne ein tolles Wochenende, mit 4 anderen Mädels und einer tollen Trainerin auf dem Segelboot beim üben von Ablege- und Anlege-Manövern. Es konnten nützliche Tricks und Tipps vermittelt werden.
Über die ARC gab es dann Anfang 2021 noch viele Kurse über mögliche Segel-Routen, Energie an Board, Windsteuerung, SSB-Funk, Satelliten-Kommunikation, Wasserverbrauch an Board, Segel-Garderobe, Sicherheit an Board und vieles mehr. Die Kurse hätten eigentlich kompakt und persönlich auf der Boots-Messe in Düsseldorf statt finden sollen, was aber wegen Corona nur Online möglich war. So hatten wir leider keine Möglichkeit die anderen ARC-Teilnehmer vorher kennen zu lernen. Es waren auch wieder einige Familien mit dabei. Es wurde zwar eine WhatsApp-Gruppe erstellt, was aber nicht das Gleiche war.
Zusätzlich zu diesen Kursen haben wir über Sailpartner.de gemeinsam mit den Kindern ein ganzes Wochenende ein interessantes Sicherheitstraining in Bremerhafen absolviert. Hier ging es um Feuerbekämpfung an Board mit praktischen Übungen auch auf einer Rettungsinsel und mit Leuchtraketen und selbstaufblasenden Rettungswesten. Wir könnten im Pool üben, wie man am Besten in eine Rettungsinsel kommt (vom Boot aus, aber auch aus dem Wasser heraus) oder wurden bei einem simulierten Sturm, mit Wellen, Sound- und Lichteffekten von einem Hubschrauber (Kran) aus der Rettungsinsel geborgen. Am Ende durften wir an einem Stück Hühnerschenkel ausprobieren, wie es sich anfühlt eine Wunde zu nähen. Alles in allem war es ein sehr lehrreiches und interessantes Wochenende. Auch wenn man hofft, so etwas niemals in der Wirklichkeit erleben zu müssen.
Und zu guter Letzt haben wir auch noch unseren Funk-Schein gemacht und mussten dafür das Funkalphabet, die verschiedenen Funkfrequenzen und alle möglichen anderen Fragen beantworten, sowie ein vorbereitetes Notfall-Funkgespräch mit dem Prüfer führen.
Die Wochen und Monate vor unserem Reisebeginn waren damit sehr vollgepackt und ereignisreich. Wir wollten einfach gut vorbereitet sein, da wir ja nicht wirklich wussten, was uns auf unserer Reise alles erwarten wird.
Unsere Reise sollte dort beginnen, wo unser Traumboot liegt. Als Nächstes musste also ein Boot her. Hierfür sind wir durch halb Europa (Griechenland, Spanien, Kroatien, Italien, Nordsee, Ostsee, Niederlande) und sogar bis in die Karibik (Martinique) gefahren bzw. geflogen, um interessant klingende Boote anzuschauen und zu vergleichen. Bei uns in Bayern gibt es ja keine vergleichbaren, gebrauchten Boote in der Nähe… Leider hielten die meisten Boote in Natura oft nicht das was sie auf den Fotos versprachen, oder lagen doch etwas über unserem Budget. Und dann kam auch noch Corona. Man konnte nicht mehr so problemlos verreisen um Boote zu besichtigen, oder die Eigner konnten nicht vor Ort sein. Außerdem war der Bootsmarkt am Anfang wie leergefressen und die Kaufpreise stiegen, weil jeder unbedingt sein eigenes Boot, ähnlich einem Wohnwagen, haben musste. So mussten auch wir unser Reisebugdet erhöhen. Viele Boote gingen sogar ungesehen über den Ladentisch und wurden uns kurz vor der Nase weggeschnappt. Nachdem wir hier schon viele Enttäuschungen erlebt hatten, konnten wir das bei der für uns sehr hohen Investition nicht übers Herz bringen ein Boot ungesehen zu kaufen. Wir wollten ja nicht die Katze im Sack kaufen, sondern das für uns perfekte Boot finden, welches uns für 2 Jahre sicher über die Weltmeere bringen muss. Jeder Voreigner war von seinem Boot überzeugt, dass es das best gepflegteste und sicherste Boot sei… Das mag für deren Situation und Reiseverhalten auch gestimmt haben. Wenn man nur zwischen den Inseln hin und her segelt, ist es nicht so schlimm, wenn mal der Mast locker wäre, bzw. muss der Mast auch nicht so starke Kräfte aushalten. Wir aber brauchten ein gutes, stabiles Boot, wo Rigg, Unterwasserschiff, und Elektronik gut gewartet und nicht zu alt sein durften. Wir hatten die Hoffnung schon fast aufgegeben in unserer Preis- Kategorie noch etwas Anständiges zu finden. Bis wir nochmal nach Teneriffa kamen. Dort stand sie, Kithara, eine Bavaria 44 mit 4 Kabinen und trotz ihrer 17 Jahre in sehr gutem Zustand. Nach raus Kranen und Probefahrt war sie gekauft. Wir konnten es kaum glauben. Wir waren nun Eigentümer einer Segelyacht. Eine Bavaria ist zwar eigentlich keine typische Langfahrtyacht, aber sie war bereits sehr gut ausgestattet, so dass nur noch ein paar „Kleinigkeiten“ nachgerüstet oder ausgebessert werden mussten. Wir hatten ja nicht mehr viel Zeit. Ab August 2021 sollte es los gehen und die seglerischen Fähigkeiten und Möglichkeiten unserer Kithara mussten intensiv auf die Probe gestellt werden, bevor es Ende November 2021 richtig losgeht und wir von Las Palmas auf Gran Canaria nach Santa Lucia in die Karibik segeln wollen. Da wir nicht genau wussten, was uns auf dem Atlantik wirklich erwartet, und auch noch nicht über so viel Segel-Erfahrung (bisher nur auf Charter-Yachten, zwischen den Inseln) verfügten, hatten wir uns bereits im Oktober 2020 für die ARC (Atlantik Ralley Cruise) für 2021 angemeldet. Am 21.11.2021 sollten ca. 200 Boote gleichzeitig ihr Segel-Abenteuer beginnen.
Wir haben es nun endlich geschafft, nach 1,5 Jahren unseren Blog online zu stellen. Mit diesem ersten Beitrag wollen wir uns einmal vorstellen. Wir, das sind Anne und Hans, mit unseren beiden Teenager-Kids Jenny (15 Jahre) und René (14 Jahre). Hans und ich haben 2 Jahre Sabatical. In dieser Zeit wollen wir unseren Traum vom Segeln mit der Familie verwirklichen. Der Traum begann bei Hans bereits als Kind, als er oft mit seinen Eltern am See in Polen war, wo er und seine Brüder sich an kleinen Jollen versuchen konnten. Mit mir zusammen machte er 2005 bei einer längeren Backpacker-Reise in Australien, in den Whitsunday Islands seinen ersten, offiziellen internationalen Scipper-Schein. Nachdem die Kinder 2007 und 2008 geboren wurden, charterten wir immer wieder unterschiedliche Yachten, vor allem in Kroatien. Als wir im Januar 2019 auf der Boots-Messe in Düsseldorf ein Blauwasser-Seminar von Sönke und Judith Roven, von Ihnen stammt auch das Buch „2000 Samstage auf See“, besuchten, war es um uns geschehen. Wir waren mit dem Langfahrt- Segler-Virus infiziert. Zu Hause angekommen, erzählten wir das unseren Kindern. René war sofort Feuer und Flamme. „Hauptsache keine Schule“… Jenny war da etwas zurückhaltender. Unser eigentlicher Plan war es 3 Jahre zu segeln, um einmal, ohne Stress, ganz um die Welt rum zu kommen. Jenny meinte nur „Wie, und dann sehen wir unsere Freunde 3 Jahre nicht?“ Dann rechnete sie nach. „Ich bin jetzt (war damals) 12. Nach den 3 Jahren Ansparungs-Phase bin ich 15, wenn wir los können. 3 Jahre segeln und ich werde volljährig, während wir noch auf dem Boot sind?“ Sie wollte ihren 18. Geburtstag nicht auf dem Boot mit den Eltern, sondern mit ihren jetzigen Freunden zu Hause verbringen. Wir überlegten kurz und entschieden uns, das Ganze auf 2 Jahre zu verkürzen und zu sehen, wie weit wir kommen würden. So wird Jenny 16 Jahre alt sein, wenn die 2 Jahre segeln rum sind und sie könnte ihre Jugend-Party-Zeit doch noch mit den Freunden zu Hause nachholen. Wir mussten nur 2 Jahren ansparen, d. h. 2 Jahre normal arbeiten und nur das halbe Gehalt kassieren, damit wir dann 2 Jahre frei machen können und die andere Hälfte des Gehaltes erhalten. Unsere Arbeitgeber waren sofort einverstanden. Aber wir mussten uns schon etwas einschränken, zumal wir ja noch unser Haus abbezahlen müssen. Hier kam uns Corona zu Gute, da wir in den letzten 1,5 Jahren kaum Geld für Freizeitaktivitäten ausgeben konnten. Der erste Schritt war getan, die Entscheidung dafür war gefallen. Wir wollten es auf jeden Fall als Familie durchziehen. Hätte einer von uns gesagt, „nein, dass ist nichts für mich“, hätten wir die Planungen schweren Herzens abgebrochen und evtl. zu einer anderen Zeit, vielleicht ohne Kinder, weiter verfolgt.