Samstag, der 11.09.2021: Um 14.30 Uhr, viel später als gedacht, könnten wir endlich unsere 635 sm lange Überfahrt nach Gibraltar beginnen. Eigentlich wollten wir in Quinta do Lorde noch unseren Vorrat an Kochgas überprüfen, weil die eine Flasche sich nach dem letzten Kochen schon ziemlich leer anfühlte. Allerdings blieb dafür mal wieder keine Zeit. Außerdem hatten wir ja noch eine 2. volle Gasflasche dabei, so glaubten wir zumindest. Als wir ca. 15 sm gefahren sind und Madeira nur noch im Rückspiegel zu sehen war, sollte Reis mit Hackfleisch gekocht werden. Allerdings ließ sich die Flamme nur kurz anzünden und ist gleich wieder aus gegangen. Also wurden die Gasflaschen getauscht. Aber auch hier gab es nur ein kurzes aufflammen, bevor sie wieder ausging. Scheinbar fuhren wir die ganze Zeit bereits eine leere Gasflasche spazieren. Hätten wir das nur mal kontrolliert, bevor wir losgefahren sind. Aber was machen wir jetzt? Wir können doch nicht 7 Tage nonstop unterwegs sein, ohne etwas Warmes kochen zu können. Nach Porto Santo wollten wir eigentlich nicht segeln, weil das nochmal einen Umweg bedeuten würde. Aber es blieb uns nichts anderes übrig. Also machten wir eine kontrollierte Halse und änderten den Kurs nach Porto Santo. Allerdings war es bereits 17.15 Uhr und Porto Santo war noch 17 sm entfernt. Das bedeutet, selbst wenn wir eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 5 Knoten hätten, würden wir noch mehr als 3 Stunden brauchen. Und dann ist es dort bereits nach 20 Uhr, so dass dann kein Marina-Shop mehr geöffnet sein würse. Die Frage war auch, ob es dort genau die Gasflaschen überhaupt gibt, die wir benötigen? Zum Glück waren wir noch im Handynetz- Empfangsbereich von Madairra, so dass wir in der Marina Porto Santo anrufen konnten. Sie hatten tatsächlich genau unsere Gasflaschen zum Austausch da, würden aber in 30 Min. zu machen und wir sollen am nächsten Morgen kommen. Das passte uns gar nicht, da wir eh schon später weggekommen sind und sich dann das Wind-Fenster für die Überfahrt für uns schließen würde und wir nicht wußten, wann der Wind wieder so günstig sein würde, da er zu dieser Jahreszeit normalerweise aus der anderen Richtung weht, was für uns dann Gegenwind bedeuten würde und ein segeln unmöglich macht. Wir überlegten mit dem Marina-Mitarbeiter, wie wir das Problem lösen könnten. Er wollte fragen, ob er die Gasflaschen bei der Grenz-Polizei deponieren könnte, damit wir sie dort abholen. Allerdings verweigerte die Grenz-Polizei diesen Botendienst. Auch ein länger geöffnete Restaurant war keine Lösung. Dann meinte der Marina-Mitarbeiter, dass er einfach länger da bleiben würde, da er eh noch auf ein anderes Schiff warten musste. Er gab uns seine HandyNr, wo wir uns melden sollten, sobald wir da waren. Das fanden wir furchtbar nett von ihm und versuchten unsere Fahrt mit Motorergänzung etwas zu beschleunigen. Trotzdem sind wir erst um 20.30 Uhr in der Marina von Porto Santo angekommen und versuchten verzweifelt einen Platz zum anlegen zu finden. In dem großen geschützten Bereich der Marina, war es üblich zu ankern, daher hatten sie nicht so viele Anlegestege. Der Mariniero meinte am Telefon, wir sollen irgendwo auf der linken Seite festmachen, konnten aber nicht den Platz finden, den er meinte. Bis wir eine bereits im Päckchen angelegte, relativ neue Dehner 50 sahen und die Eigentümer fragten, ob wir für ca. 30 Min. bei ihnen festmachen könnten, um schnell die Gasflaschen abzuholen. Wie sich herausstellte, handelte es sich bei den Eignern ebenfalls um Schweizer Landsleute, wie unser Mitsegler, die gut deutsch sprechen konnten. Sie sind gerade vom Festland gekommen und mussten die letzten 20 sm abgeschleppt werden, weil sie einen Motorschaden erlitten haben und der Wind ungünstig war. Sie wurden jetzt zum Essen gehen, aber wir sollten ruhig über ihr Boot drübersteigrn. Das war ein kleiner Balance-Act, mit 2 Camping-Gasflaschen in den Händen über die unterschiedlichen Höhen zu steigen wir mussten nicht nur über die 5 m breite Dehner drüber, sonder auch über das daneben liegende Fischerboot. Als wir am Steg angekommen waren, wollten wir uns auf die Suche nach dem Mariniero machen. Aber dieser hatte uns scheinbar bereits anlegen gesehen und stand mit den beiden vollen Gasflaschen bereits am Pier. Er entschuldigte sich, dass er erst jetzt vom Abendessen zurück war. Was aber perfektes Timing war, da wir ja auch gerade erst angekommen waren. Wir tauschten die Flaschen für 18 € das Stück aus und machten uns auf den Rückweg zu unserem Boot. Dann wurden die Flaschen von uns gewogen, ob sie dieses Mal voll waren. Man könnte schon beim rübertragen erkennen, dass diese schwerer waren als unsere leeren. Also wurden sie angeschlossen bzw. verstaut. Zum testen wurde gleich vor Ort das Abendessen zubereitet und verspeist. Danach sollte es um 22.30 Uhr endlich los gehen. Wir machten den Motor an und die Leinen los. Es fehlten nur noch die Navigationsleuchten. Die hintere weiße Lampe war kein Problem. Aber die vordere, 2 Farben Laterne ging mal wieder nicht, da das Anschluss-Kabel wegen des Salzwasser durch koridiert war. Das bedeutete nochmal 30 Min. im Hafen kreisen, bis Hans versuchte die Lampe zum laufen zu bringen, was er bereits mehrfach geschafft hatte, aber dieses mal, gerade im Dunkeln, auch nur mit Taschenlampe nicht so einfach war. Nach 30 Min. gab er auf und meinte, dass es zu stark koridiert sei und er es im Hellen austauschen müsse. Also schalteten wir das obere Rundum -Ankerlicht ein, war für den Notfall ein paar Stunden gehen würde, damit wir endlich los fahren konnten.

