Santa Lucia – Rodney Bay Marina

1 Woche haben wir in der Marina in Rodney Bay verbracht. Es war eine schöne Zeit, in der wir nicht wirklich viel gemacht haben. Den ganzen Tag nur chillen, Pool und Strand. Abends traf man sich dann auf einem der anderen Boote oder an der Bar für ein nettes Pläuschchen. Am Dienstag gab es eine tolle Party an der Bar mit super Live-Musik und viel RumPunsch. Die Arbeiten wie Boot putzen, oder Segel tauschen wurden erst einmal verschoben. Als wir dann doch nach 4 Tagen das Boot endlich vom Salzwasser befreien wollten, merkten wir, dass der Schlauch nicht richtig funktionierte, da nicht genug Druck aus dem Wasserhahn kam. Es ist eine mühselige Arbeit, wenn das Wasser nur tröpfchenweise aus dem Schlauch kommt. Wir mussten immer wieder die Eimer mit Wasser füllen, was Ewigkeiten dauerte. Und dann die Flecken einzeln mit der Hand weg schrubben. So konnte man zumindest Wasser sparen. Die anderen Boote hatten aber ähnliche Probleme. Die meisten ließen es die Einheimischen machen, die aber ein schweine Geld dafür verlangten und es dann nicht immer zufriedenstellend erledigten. Also macht man es doch selbst, dann weiß man auch, was man getan hat. Die Kinder waren den ganzen Tag mit ihren Freunden unterwegs und machten Übernachtungspartys entweder bei uns, oder auf einem der anderen Familien-Boote.

Kurz vor der Ankunft in Santa Lucia
Kithara beim Einkauf in die Rodney Bay Marina
Die erschöpfte aber glückliche Crew
Sonnenuntergang in der Rodney Bay Marina
Die Bucht vor Rodney Bay mit Freunden
Castries – die Hauptstadt von Santa Lucia

3. Woche Atlantik – Logbuch

15. Tag: Sonntag, 05.12.2021
Wir sind nun schon 2 Wochen auf dem Wasser und segeln schon den 3. Tag durchgängig mit unserem Vorwind-Stetup. Der Geschwindigkeitsanzeige nach zu urteilen kommen wir gut voran. Wir machen im Durchschnitt weiterhin ca. 7 kn pro Stunde. Heute ist schon der 2. Advent. So richtig in Weihnachts Stimmung sind wir aber noch nicht, auch weil wir keine Weihnachtsdeko mitgenommen haben. Wir hätten auch nichts hinstellen können, weil alles im Boot, was nicht niet- und nagelfest ist, umherfliegt. Obwohl der Wind genau von hinten kommt, was das Segeln eigentlich angenehmer macht, ist unsere Fahrt doch ganz schön unruhig. Es gibt immer noch Wellen, von 2-3 Meter Höhe, die wir oft runter surfen können. Aber manchmal kommen sie eben auch von der Seite, so daß unsere kleine Kithara ziemlich hin und her schaukelt. Tagelang hatten wir kein anderes Schiff in der Nähe oder auf dem AIS. In dieser Nacht waren es 2 oder 3 andere Segelboote, die im Umkreis von 5-12 sm um uns herum segelten. Das war einerseits toll, endlich wieder etwas anderes als nur blaues Wasser und Wellen zu sehen. Aber andererseits musste man bei der Nachtwache umso mehr aufpassen, damit man sich nicht in die Quere kommt. Wir konnten unser Etmal in den letzten 24 Stunden tatsächlich nochmal auf 176 sm steigern, was uns das Ziel um 175 sm näher brachte.

16. Tag: Montag, 06.12.2021
Heute war ein sehr bescheidener Tag und eine noch schlimmere Nacht. Es war den ganzen Tag bewölkt und immer wieder kamen Squalls, die zwar guten Wind, aber auch viel Regen mit sich brachten. Tagsüber war das ja noch einigermaßen OK, weil es nicht so kalt war. Die Wachen konnte man da im Bikini machen. Aber nachts war es schwieriger, weil alles so dunkel war und man die noch dunkleren Wolken nur erahnen konnte. Vorsorglich hatten wir unsere Vorsegel auf die Hälfte reduziert. Nachts um 1 Uhr, als Hans seine Nachtwache eigentlich beendet hatte und schlafen gehen wollte, kam dann der richtige Hammer. Regen, wie aus Eimern gegossen und starker Wind bis zu 47 kn (= 9 Beaufort) aus allen Richtungen. Man konnte gar nichts mehr sehen. Normalerweise sind diese Squalls nach 15-30 Minuten vorbei. Aber dieser wollte gar nicht mehr aufhören. 1 Stunde lang peitschte der Wind mit über 30/35 Knoten auf uns ein. Jedes Mal, als der Wind-Messer unter 30 fiel, dachten wir es wäre vorbei, aber dann ging es plötzlich wieder auf 37/40 kn hoch und der Höllenritt ging weiter. Wir waren durchnässt bis auf die Unterwäsche und zitterten am ganzen Körper. Zur Hälfte wegen der Kälte und zur anderen Hälfte aus Respekt vor der See. Um die Segel noch weiter zu reduzieren, war der Wind einfach zu stark. Zumal wir dafür noch eine freie Winsch benötigten. Für unser Vorwind-Segel mussten wir die 2. Winsch als Umleitung auf die eigentliche Winsch nutzen, da die Vorschot durch den höher hängenden Baum gezogen wurde und nicht direkt auf die Winsch belegt werden konnte. Sie käme von zu weit oben und würde sich auf der Winsch verknoten. Wenn man diese Umleitung lösen wollte, musste man die Vorschot lockern, so daß das Segel bei dem Wind zu stark flattern würde und wahrscheinlich gerissen wäre. Also ließen wir die Segel so wie sie waren, versuchten so gut wie möglich vor dem Wind zu bleiben und beteten zu Gott, dass der Sturm bald vorüber sein möge. Irgendwann, nach sehr langen 60 Minuten war der Spuk dann vorüber und wir hatten zum Glück alles heil überstanden. Nur unsere ewigentlich wasserdichten Außenlautsprecher wurden überflutet und funktionieren nicht mehr. Aber das ist eher ein Luxusproblem. Die durchnässten Klamotten legten wir erst einmal ins 2. Bad und ließen sie dann am nächsten Tag in der Sonne trocknen. Zum Glück gab es in dieser Nacht keine weiteren Vorkommnisse dieser Art. Aber jedes Mal, als eine dunkle Wolke über uns zu sehen war und der Wind etwas stärker wurde stieg die Panik wieder hoch. Erleichtert übergab Anne um 5 Uhr die nächste Wache an Hans und fiel erschöpft ins Bett. Trotz der reduzierten Segel waren wir an diesem Tag doch wieder 171 sm gesegelt, aber diesmal nur 163 sm zum Ziel.

17. Tag Dienstag, 07.12.2021
Was wir gestern zu viel Wind hatten, war heute zu wenig. Die Squalls hatten die komplette Energie aus der Gegend anscheinend aufgesaugt und verbraucht. Zuerst dümpelten wir mit halbem Segel und 4-5 Knoten die Stunde umher, da immer noch dunkle Wolken um uns herum waren, von denen wir diesesmal zum Glück verschont blieben. Außerdem lagen uns die Erlebnisse der vergangenen Nacht noch tief in den Knochen. Die Kinder hatten von dem Sturm zum Glück nicht all zuviel mitbekommen und fragten nur ob letzte Nacht etwas passiert sei. Als die dunklen Wolken vorüber gezogen waren, trauten wir uns die Vorsegel wieder vollständig raus zu holen und machten bei einem Wind zwischen 13-20 Knoten gute Fahrt mit 7-9 Knoten. Wir haben jetzt nur noch 600 sm vor uns.

18. Tag: Mittwoch, 08.12.2021
Die vergangene Nacht war wieder sehr nass und ungemütlich, aber zum Glück gab es diesmal nicht zuviel Wind. Langsam wünschen wir uns endlich in Santa Lucia anzukommen um endlich mal wieder eine Nacht ohne geschaukel durch zu schlafen. Aber jetzt ist es zumindest absehbar. Auch unser Navi zeigt uns jetzt an, wie lange wir noch brauchen werden, wenn wir in diesem Tempo weiter segeln. Er kann maximal 99 Stunden anzeigen, das wären 4 Tage. Laut Wettervorhersage sollen die Wellen, aber leider auch der Wind abnehmen, je mehr wir nach Westen kommen. Im Moment merken wir nur, daß der Wind nachlässt. Tagsüber hatten wir kaum mehr als 10-16kn Wind. Aber die Wellen sind nicht wirklich angenehmer geworden, nur dass man nicht mehr so schnell unterwegs ist und die Segel flattern, wenn man von einer Welle runter schaukelt. Der Wind kommt immer noch genau von hinten. Eigentlich sollten die Wellen das auch tun, was bei uns aber irgendwie nicht klappt. Bei dieser leichten Fahrt von 4 – 5  Knoten versuchten wir uns nochmal im Angeln. René holte einen Köder mit 2 Hacken und befestigte ihn an der Angel, die hinten an der Reling fest gemacht ist. So konnte er die Angelschnur einfach hinter dem Boot ins Wasser lassen und einige 100 Meter vom Boot weg treiben lassen. Nach einiger Zeit zog etwas an der Schnur. Da sie zu weit weg war, konnte man nicht sehen, ob tatsächlich etwas angebissen hatte, oder ob sich nur die im Wasser schwimmenden Algen im Köder festgesetzt hatten und so durch die Wellen an der Schnur zogen. Da die Schnur zu sehr spannte, meinte Hans man müsse den Fisch, falls es einer ist, sich erst einmal müde zappeln lassen, bevor man ihn reinholen kann. Also ließen wir die Angel ca. 30 Min. in Ruhe. Als René dann wieder nach schauen ging, war die Angel ganz ausgezogen und er versuchte die Schur einzuholen. Dann auf einmal, ging es ganz leicht und am Ende der Schnur war nichts. Sie war einfach gerissen. Daher werden wir jetzt gar nicht mehr erfahren, ob etwas  angebissen hatte. An diesem Tag machten wir nur 155 sm.

19. Tag: Donnerstag 09.12.2021
Die versprochenen geringeren Wellen sind nun auch bei uns angekommen. Letzte Nacht bekamen wir tatsächlich etwas mehr Schlaf, weil kaum eine Wolke am Himmel war und wir ausnahmsweise mal nicht von Squalls überrascht wurden. Dennoch hatten wir die Segel vorsorglich wieder reduziert, da die Squalls sich nachts nicht wirklich vorher ankündigen und es dann meist für unser Setup schon zu spät ist, um zu reagieren. Während der Nachtwache konnte man dafür einen tollen Sternen-Himmel bewundern, den wir so schon lange nicht mehr hatten. Mit einer App ließen wir uns anzeigen, welche Sternen-Bilder gerade am Himmel zu sehen waren. Die Wellen haben sich nun auf ca. 1 m reduziert. Und auch der Wind wurde tagsüber nicht wirklich stärker. So war das Segeln zwar wieder angenehmer, aber man kam nicht so richtig voran. Zumindest kam es uns so vor. Die ruhige Fahrt nutzten wir um Hans und René etwas die Haare zu schneiden, damit sie beim Einlaufen in den Zielhafen einen einigermaßen ordentlichen Eindruck hinterließen. Die Geschwindigkeit seit der ruhigen Fahrt täuschte. Am Ende der 24 Stunden hatten wir doch wieder 174 sm auf unserem Tacho. Davon gingen aber nur 145 sm wirklich zum Ziel.

20. Tag: Freitag 10.12.2021
Auch in der letzten Nacht blieben wir von den nassen Squalls verschont. Am Vorabend hatte der Wind etwas auf Nordost gedreht, so dass wir mit unserem Vorwind-Stetup den Kurs etwas Richtung Süden ändern mussten. Denn mit den Schmetterlingssegeln kann man tatsächlich nur vor dem Wind fahren. Abends bzw. nachts im Dunkeln wollten wir unsere Segel nicht mehr umbauen und segelten daher weiter südlich. Wenn wir jetzt so weiter gesegelt wären, hätten wir in 100 sm Barbados erreichen. Daher mussten wir, als es hell wurde, unseren Kurs irgendwie weiter nördlich ändern. Das bedeutete aber, daß wir unser Schmetterlings-Vorsegel, welches wir seit genau einer Woche und 1.600 sm unverändert drauf hatten, abbauen mussten. Wir hatten ja schon etwas Erfahrung damit, so dass die Schmetterlingssegel und Bäume in 1 Stunde abgebaut waren. Wir überlegten, ob wir eines der beiden Vorsegel runter holen sollten, da wir das Vorwind-Setup nicht mehr brauchen würden. Beide Vorsegel waren an einem Fall befestigt, so dass wir erst einmal beide Segel hätten runter holen müssen und dann eines weg packen und das andere wieder hoch ziehen müssten. Da es aber noch recht wellig und schaukelig war, entschieden wir uns dagegen. Also ließen wir beide Segel drauf und banden sie zusammen, um beide Segel auf der gleichen Seite fahren zu können. Dann mussten wir schauen, welchen Wind-Winkel wir segeln könnten, wenn wir wieder Richtung Santa Lucia segeln wollten. Davon hing es nämlich ab, ob wir nur mit Großsegel, oder auch mit Vorsegel ohne Baum segeln konnten, ohne dass es zusammenfällt. Wir kurbelten das Großsegel raus und stellten den richtigen Kurs ein. Dann holten wir das Vorsegel auf der Backbord-Seite raus. Es schien zu gehen, ohne das es einfiel. Auch wenn wir nicht so viel Geschwindigkeit hatten. Komisch war auch, dass wir trotz der Kurs Änderung von fast 50° nach Steuerboard, den Wind immer noch fast von hinten hatten, aber das Vorsegel gar nicht einfiel. Erst später merkten wir, dass wir den Wind-Anzeiger immer noch auf dem wahren Wind stehen hatten, was beim Vorwindsegeln auch richtig war. Aber bei allen anderen einfallenden Wind-Winkeln ist der scheinbare Wind die wichtigere Anzeige. Der scheinbare Wind ist der Wind, der in die Segel einfällt und wonach sich die Segel Stellung richtet. Er berechnet sich aus dem wahren Wind und dem Fahrtwind. Der scheinbare Wind war dann fast schon bei 90° (beim Vorwindsegeln ist er bei 180°) also mussten wir unsere Segelstellung und den Kurs etwas anpassen und siehe da, wir nahmen endlich gute Fahrt auf. So segelten wir die ganze Nacht mit 7-8 Knoten bei einem Wind von 15-20 Knoten unserem Ziel entgegen. Dabei segelten wir in 30 sm Entfernung an Barbados vorbei und konnten bei klarem Sternenhimmel sogar den Lichtstrahl der Insel erkennen. An unserem letzten 24 Stunden Tag auf See machten wir wieder 172 sm, wovon 150 sm in die richtige Richtung gingen.

21. Tag: Samstag, 11.12.2021
Land in Sicht!
Der letzte Tag unserer Atlantik-Überquerung ist angebrochen und kein voller 24 Stunden Tag mehr. Wir haben nur noch 36 sm bis zum Ziel. Das bedeutet noch ca. 6 Stunden, bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von ca. 6 Knoten. Wir hatten auch schon Land in Sicht, und konnten ein paar Bergspitzen der Insel sehen. Im Hintergrund konnte man sogar Martinique erkennen. Gegen Ende schalteten wir unseren Motor an, den wir seit über 2 Wochen nicht mehr gebraucht hatten. Zum Laden der Batterien mussten wir ihn während der Überfahrt nur 3x für ca. 2 Stunden im Leerlauf laufen lassen. Unsere Energie-Planung ist ganz gut aufgegangen. Unsere 4 Solar-Panele mit insgesamt 600 Watt haben die Batterien ganz gut geladen, nur an sehr bewölkten Tagen brauchten sie etwas Unterstützung durch den Motor, da der Windgenerator es alleine nicht schaffte. Wir hatten unseren Kühlschrank und eine weitere Tiefkühltruhe, die ununterbrochen gelaufen sind. Auch der Autopilot verbrauchte eine Menge Strom, wobei wir ihn im Laufe der Überfahrt tagsüber ausschalten und unsere Heidi, die Hydrovane Windsteuer-Anlage arbeiten ließen. Sie machte einen tollen Job und hielt den Kurs ganz gut. Ansonsten brauchten wir die Batterien noch fürs aufladen unserer Handys und Tabletts, sowie für Staubsauger und Sandwich-Maker. Den Motor haben wir nur sehr sparsam eingesetzt, so dass uns von den 200 Liter Diseltank noch mehr als die Hälfte übrig blieb. Unsere 100 Liter Reserve-Kanister, die wir vorsorglich dabei hatten, mussten wir gar nicht anrühren. Um 13.15 Uhr Ortszeit erreichten wir die Nordspitze von Santa Lucia und mussten nochmal eine kontrollierte Halse machen, um über die Nordspitze herum zu segeln. Das war alles kein Problem mehr, da wir mittlerweile gut eingespielt waren. Auch die Kinder waren kräftig am helfen. Ohne sie hätten wir die Überfahrt nur zu zweit nicht so gut gemeistert. 2 sm vor Pigeon Island sollten wir die ARC-Finishline per Funk rufen, um uns anzumelden. Dort bekamen wir nochmal die Anweisung, wo genau sich die Ziellinie befindet. Sie war markiert durch eine gelbe Boje auf der Backbord-Seite und einen Katamaran mit einer orangenen Flagge auf der Steuerboard-Seite. Als wir um Pigeon-Island herum gesegelt sind, sahen wir erst einmal nur mehrere Segelboote, die dort vor Anker lagen, aber keinen Katamaran mit orangener Flagge, geschweige denn eine gelbe Boje. Ein kleines Schlauchboot kam auf uns zugefahren und machte Fotos von uns in Aktion für den Zieleinlauf. Erst als wir näher kamen und nochmal per Funk nachfragen, können wir die Ziellinie sehen, die ziemlich schmal ist. Im gleichen Augenblick kam ein kleines Dingi mit SUP im Schlepptau und vielen winkenden Kindern auf uns zugefahren. Erst als sie die Namen unserer Kinder riefen, erkannten wir, dass es die Kinder der anderen ARC-Familienboote waren, die unsere beiden schon sehnsüchtig erwartet hatten. Wir segelten gemütlich über die Ziellinie, machten unsere Segel runter und entließen unsere Kinder ins Wasser zu ihren Freunden. Dann bemerkten wir, dass wir noch gar nicht anlegefertig waren. Nach so langer Zeit auf See hatten wir fast vergessen, dass wir zum anlegen Fender und Festmacherleinen brauchten. Die Kinder waren verschwunden, also mussten Anne und Hans die ganze Arbeit alleine erledigen. Schoten der Segel aufklaren, Fender abmachen und an der Reling auf beiden Seiten befestigen, 4 Festmacher-Leinen heraussuchen und auf allen Seiten zum rüberschmeißen klar machen. Als die Arbeit getan war, kamen unsere Kinder wieder an Bord. Und auch unser Freund Gavin von den Water Dogs kam uns mit dem Dinghy entgegen um uns zu unserem Liegeplatz zu eskortieren. Die Marina-Einfahrt war eine sehr schmale Einfahrt und sah eher wie eine Flußmündung aus. Ohne Gavin wären wir wahrscheinlich gar nicht hinein gefahren. Zumal die Lichter hier seitenverkehrt sind, d. h. Steuerboard rot, statt grün, wie bei uns und Backbord anders herum. Als wir zu unserem Liegeplatz kamen, warteten dort schon all unsere neugewonnenen Freunde aus Las Palmas auf uns und gaben uns ein sehr herzliches Hallo und Willkommen. Von der ARC gab es einen Rumpunsch und Saft für die Kinder, sowie einen riesigen Obstkorb mit einheimischen Früchten und karibischen Rum zur Begrüßung. Wir waren froh endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben und mit anderen Leuten sprechen zu können, über ihre und unsere Erfahrungen auf dem Weg. Nach 3.064 sm, 20 Tagen und 6 Stunden hatten wir es geschafft. Wir hatten als Familie, nur zu 4, den Atlantik überquert. Viel Zeit zum Entspannen hatten wir leider nicht, weil wir gleich zum Gesundheits-Office gehen sollten. Es war Samstag Nachmittag und das Büro sollte in 20 Minuten schließen. Sollten wir es nicht mehr rechtzeitig schaffen, hätten wir bis Montag an Bord bleiben müssen. Bei der Einreise wurde der Corona-Impfstatus abgefragt und die Temperatur gemessen. Erst als alles OK war, und wir unser weißes Armband bekamen, wurden wir auf Santa Lucia los gelassen. Zum Glück dauerte diese Prozedur und die Einreise Formalitäten nicht all zu lange, so dass wir schnell wieder zu unseren Freunden zurück konnten, um die Willkommenspartys zu genießen. Später an diesem Abend fielen wir todmüde in unsere Kojen und konnten das erste Mal seit 3 Wochen wieder durchschlafen.

Immer wieder kamen dunkle Wolken mit Squalls
nasse Wäsche zum trocknen aufhängen
Land in Sicht…!
Wir hatten ziemlichen Tiefgang
Überfahren der Ziellinie mit Hilfe der bereits angekommenen Kinder auf Dinghy u PaddleBoard
Ankunft in der Marina Rodney Bay

2. Woche Atlantik – Logbuch

8. Tag: Sonntag, 28.11.2021
Wind und Wellen nahmen tatsächlich zu und kommen jetzt aus Süd-Osten, später direkt aus Ost. Da wir schon ziemlich südlich waren, entschieden wir uns nun einen westlicheren Kurs zu segeln. Immer wieder erschienen andere ARC-Teilnehmer-Boote auf unserem AIS, so dass wir mit unserem Kurs nicht ganz verkehrt liegen konnten. Allerdings hatten wir unser perfektes Vorwind-Segel-Setup noch nicht gefunden. Das mit dem Ausbaumen beider Vorsegel zum Schmetterling war eigentlich ganz gut, aber ziemlich zeitaufwändig für Auf- und Abbau. Also wollten wir es ausprobieren, beide Vorsegel auf einer Seite mit dem Spinnacker-Baum fest zu machen und das Groß-Segel auf der anderen Seite auszubaumen. Das klappte aber nicht, da das eine Vorsegel etwas kleiner ist und flatterte. Also bauten wir alles wieder zurück und segelten nur mit dem weit ausgebaumten Groß-Segel. Hätten wir das Vorsegel dazu genommen, wäre es im Windschatten des Groß-Segels immer wieder eingefallen. Wir hatten durchgängig immer 20-27 kn Wind aus Ost, so dass wir eigentlich mit einem Vorwind-Segel hätten gut nach Westen segeln können. Nur mit dem Groß, mussten wir einen Raumwind-Kurs nach Südwest segeln. Was eigentlich OK war, weil Santa Lucia noch etwas südlicher ist. Allerdings waren die hohen Wellen von bis zu 5 m sehr ungemütlich und ließen Kithara unangenehm schaukeln und Rollen. Es gab auch immer wieder Böhen von 30-42 Knoten, so dass wir unser Groß für die Nacht um 1/3 verkleinerten. Dennoch schafften wir an diesem Tag 147 sm unter Segeln und sind 139 sm näher an Santa Lucia heran zu kommen.

9. Tag: Montag, 29.11.21
Je weiter wir nach Westen kamen, umso mehr fliegende Fische sahen wir. Und jeden Tag landete mindestens einer an Deck von Kithara. In der letzten Nacht landete einer sogar direkt neben Anne im Cockpit. Vor lauter Schreck, warf sie erst einmal die verknotete Vorschot über Bord. Da der arme Fisch so stark zappelte, war es nachts eine Überwindung ihn anzufassen und über Bord zu werfen. Leider kann man diese Fische nicht essen. Zum Angeln war es auch zu wellig, so dass wir wohl so schnell keinen Fisch zu essen bekommen werden. Ansonsten war unser Tagesablauf eigentlich immer gleich. Jeder frühstückte individuell, wie er wach wurde. Ein gemeinsames gemütliches Frühstücken am Cockpit-Tisch war aufgrund des Wellenganges sowieso nicht wirklich möglich. Danach döste jeder noch so ein bisschen vor sich hin. Das Highlight des Tages war dann die tägliche Funkrunde über SSB um 12 Uhr. Bis dahin war jeder mehr oder weniger ausgeschlafen, wollte aber auf jeden Fall hören, wie es den anderen Booten so ging, wo sie sich befanden und vor allem, wie das Wetter dort gerade so war. Der Funk klappte die ersten Tage ganz gut, aber je weiter sich das Feld von einander entfernte, war es nur noch ein einziges Rauschen und Piepsen. Nach schriftlicher Rückmeldung des Controllers über unseren Tracker, waren von ihm auch immer weniger Boote zu hören. Die Aufgabe des Controllers wurde jeden Tag von einem anderen Boot übernommen. Er führt das Gespräch und spricht jedes Boot auf seiner Liste einzeln an, denn nicht jedes Teilnehmer-Boot verfügt über SSB. Hans versuchte alles mögliche, das Rauschen zu verringern und die leisen Stimmen im Hintergrund hervorzuheben, bis ihm die glorreiche Idee kam mal den Windgenerator und die Solaranlage auszuschalten. Außerdem gab auch der Autopilot noch ein störendes Geräusch ab, den man aber nur abschalten konnte, wenn man von Hand steuern wollte. Auf jeden Fall konnten wir uns ab da wieder mehr an der Runde beteiligen. Danach gab es eine Positionsliste über Satellit herunter zu laden, auf der man sehen konnte, wo sich die anderen Boote befinden, und wie weit sie noch vom Ziel entfernt sind. Einige hatten schon ihren Turbo gezündet und waren uns einige 100 sm voraus. Ein paar unserer Freunde machten einen Zwischenstop auf den Kap Verden und warteten auf besseres Wetter und weniger Wellengang. Am Nachmittag überlegten wir dann, was wir zu Abend essen wollten und machten ggf. ein Fleisch aus der Kühltruhe raus, damit es auftauen konnte. Dann gab es für jeden meist einen kleinen Snack. Es wurden Schularbeiten gemacht, gelesen oder spiele gespielt, soweit dies bei der Schaukelei möglich war. Manchmal musste an den Segeln etwas verändert werden, oder wir machten eine kontrollierte Halse, um den Bug und den Kurs zu ändern. Später wurde gekocht und gemeinsam zu Abend gegessen. An diesem Abend fiel uns das erste Mal auf, dass die Sonne nicht mehr um 17 Uhr unter ging, sondern erst um 19.30 Uhr. Auch der Sonnenaufgang war nicht mehr um 7
Uhr, wie wir es von den Kanaren her kannten, sondern erst um 8.30 Uhr. Unsere Bordzeit ließen wir auf der Canarischen Zeit ( = minus 1 Stunde zur deutschen Zeit) weil das die utc (d. h. International festgelegte Zeit nach Greenwich) ist. Wir befanden uns bereits auf dem 30. Längengrad. Las Palmas liegt auf dem 15. und Santa Lucia erst auf dem 60. Wir müssen also noch ziemlich viel weiter nach Westen segeln. In diesen 24. Stunden segelten wir 151 sm, Santa Lucia kam dabei um 138 sm näher.

10. Tag: Dienstag, 30.11.2021
Nachts wechselten wir uns alle 3-4, manchmal auch 5 Stunden ab. Je nachdem wie fit oder müde wir waren. Die Kinder waren meistens bei der ersten Wache bis Mitternacht dabei. Tagsüber konnten sie auch schon mal eine Wache zu zweit übernehmen. Aber nachts wollten wir sie mit den Wellen und Squalls noch nicht alleine lassen Diese Nacht war wie die meisten anderen auch, davon geprägt, dass es immer wieder kleinere Schauer mit sehr starken Wind bis zu 42 kn gab, die wir abwettern mussten. Man nennt dies Squalls. Zum Glück hatten wir bisher noch kein richtiges Gewitter mit Blitz und Donner. Aber so reicht es uns auch schon. Wenn so ein Squall kommt, muß man schauen, dass man rechtzeitig vorher die Segelfläche reduziert. Man merkt es, wenn der Wind kontinuierlich mehr wird und auch noch Regen hinzu kommt. Es dauert meist nur ein paar Minuten, bis das Schlimmste wieder vorbei ist, aber in dieser Zeit, kann es passieren, daß man klatsch nass ist, weil soviel Regen auf einmal kommt. Scheinbar haben wir tatsächlich eine blöde Zeit zum Überqueren des Atlantik erwischt. Denn so viele Squalls und so hohe Wellen wie dieses Mal ist selbst für den Atlantik nicht üblich. Manchmal kommt es einem vor, als sei man in einem einzigen Squall, der mehrere Tage andauert. Das Wetter soll sich auch in den nächsten Tagen nicht merklich ändern. Auch die Wellen, die eigentlich lang gezogen aus einer Richtung kommen sollten sind sehr unbeständig. Sie sind zwar immer da, sind aber viel kürzer als üblich und kommen mal von hinten, oder auch von den Seiten, was die Fahrt sehr ungemütlich macht. Durch diese schlechten Bedingungen werden die Boote natürlich sehr stark beansprucht. So hat ein Boot seine Rettungsinsel verloren, die sich aufgeblasen hatte und nun herrenlos auf dem Atlantik treibt. Ein anderes Boot hatte einen Wassereinbruch, was sie aber scheinbar stoppen konnten. Bei einem dritten Boot ist eine der Wanten gebrochen, was natürlich nicht gut ist, weil sie den Mast halten. Zum Glück sind wir vor solchen Katastrophen bisher verschont geblieben. Das einzig gute an den Konditionen ist, dass man schnell vorankommt, obwohl man kaum Segel draußen hat, weil man teilweise die hohen Wellen schön runter surfen kann. In den letzten 24 Stunden hatten wir eine Durchschnittsgeschwindigkeit von fast 7 Knoten, obwohl wir nur das Halbe bis max. 3/4 vom Groß-Segel draußen hatten. Damit erreichten wir unser bisher höchstes Etmal von 160 sm.

11. Tag: Mittwoch 01.12.2021
Natürlich bekamen die Kinder auch dieses Jahr wieder einen Adventskalender, obwohl sie lange gezittert haben, ob es einen geben wird. Hans meinte, wir haben keinen Platz für so einen Schnick-Schnack. Und Weihnachten wird dieses Jahr auch anders gefeiert als sonst. Sonst gab es immer ein großes Fest mit unseren beiden Familien. Jenny hatte schon alle 16 Personen zu uns auf die Kithara eingeladen, was aber natürlich leider nicht geht. Auch die Schlesischen und Nürnberger Würstchen, die wir sonst an Heiligabend verputzten, wird es in der Karibik wohl nicht geben. Wir werden versuchen unsere alten Traditionen mit neuen Traditionen aus der Karibik zu verbinden. Aber jetzt hat uns erst wieder eine neue Hiobsbotschaft erreicht. Eine weitere Segelyacht musste aufgegeben werden, weil sie scheinbar ein unlösbares Problem am Steuerrad hatten. Die 4 Besatzungsmitglieder wurden unversehrt von unseren englischen Freunden auf der Magic Dragon aufgenommen, die in der Nähe waren und mit 4 Kindern bereits zu 6 auf dem Boot unterwegs sind. Das Problem für uns ist, dass das Geisterschiff noch irgendwo vor uns treibt und wir noch daran vorbei müssen. Nachts ist es wahrscheinlich nicht beleuchtet. Wir hoffen nur, dass zumindest das AIS funktioniert falls wir in seine Nähe kommen. Am Ende dieser 24 Stunden hatten wir wieder 152 sm auf unserem Tacho und davon 146 sm nach Westen.

12. Tag: Donnerstag, 02.12. 2021
Dieser Tag verlief sehr ruhig und gechillt. Die Wellen, aber auch der Wind hatten über Nacht etwas nachgelassen. Nachdem wir die letzte Nacht wegen der Squalls nicht so viel Schlaf bekommen haben, lagen wir alle etwas faul an Deck bzw. die Kinder in der Kajüte. Eigentlich wollten wir unseren Autopiloten etwas entlasten und unsere Windsteuerung, die Heidi einschalten und auch endlich nochmal unsere Vorwind-Besegelung ausprobieren, wenn die Wellen etwas nachgelassen haben. Aber irgendwie hatten wir dafür keine Lust. Nach der Funk-Runde, bei der wir alle gut hören konnten, sie uns aber leider nicht, dösten wir noch etwas, bevor es dann Abendessen gab. Wir sind insgesamt schon 1.560 sm gesegelt und haben noch 1.400 sm bis zum Ziel, d. h. wir mussten, vor allem in den ersten Tagen, bereits 260 sm in eine andere Richtung segeln bzw. kreuzen. Aber die erfreuliche Nachricht ist: Am nächsten Tag werden wir unser Bergfest für die Hälfte der Strecke feiern dürfen. Von den anfangs 2.690 sm haben wir die Hälfte geschafft und werden dann nur noch 1.350 sm bis Rodney Bay in Santa Lucia vor uns haben. Unser Etmal für diesen Tag lag bei 153 sm, davon 147 sm Richtung Ziel.

13. Tag: Freitag, 03.12.2021
Heute schafften wir es vor der Funk-Runde endlich unsere Heidi einzuschalten und dem Autopiloten mal eine Pause zu gönnen. Da der Autopilot beim Funken ein störendes Geräusch abgibt, hätten wir ihn eh wieder kurz ausschalten müssen um von Hand zu steuern. Das von Hand steuern ist ganz schön anstrengend bei diesen Wellen, daher waren wir froh, dass Heidi dies jetzt für uns übernahm. Nach der Funk-Runde waren wir dann auch endlich bereit unsere beiden Vorsegel für das Vorwind-Segeln auszubaumen. Mit dem Groß-Segel auf der einen Seite ist es nicht möglich direkt vor dem Wind zu segeln, weil es dann schnell mal back steht und das Boot abbremst, wenn der Wind nach einer Welle mal schnell von der anderen Seite kommt. Das Ausbaumen der beiden Vorsegel war nicht ganz so einfach, weil das Boot trotz der nur noch 2m statt 5m Wellen immer noch sehr stark schaukelte und es vorne an Deck nicht so viele Möglichkeiten zum Festhalten gibt. Da wir diesmal schon wussten, wie wir das Setup am Besten hinbekommen, konnten wir das es in einer statt 2,5 Stunden aufbauen. Zuerst glaubten wir, dass es nicht viel Geschwindigkeit brachte, auch weil der Wind etwas nachgelassen hatte. Bei 13-20 kn segelten wir in einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von ca. 7 kn pro Stunde, was wir vorher auch machten, aber da hatte es mehr Wind, was wir erst im Laufe der folgenden Nacht merkten. Jetzt waren wir mit etwas mehr Wind bis 25 kn, deutlich schneller. Unter Deck fühlte es sich irgendwie an, wie auf einem Rennboot. Wir machten die Vorsegel sogar etwas kleiner, um ein bisschen Ruhe in Kithara zu bekommen. Aber vorher hatten wir ja noch unser Halbzeit-Essen, Hans hatte extra Lammkeule mit genommen, was mit einer leckeren Erdnuss-Butter-Kruste im Gasofen zubereitet wurde. Dazu gab es gehopselte Kartoffeln, Karotten, Bohnen und Blumenkohl. Da wir nur 2 Herdplatten haben, musste dies in Schichten zubereitet und nochmal kurz aufgewärmt werden. Das Servieren war bei dem Wellengang auch eine Herausforderung. Aber es hat sich gelohnt. Das Fleisch war sehr zart und lecker, genauso wie das Gemüse. Wir feierten unser Halbzeitfest, während die ersten beiden Boote der Racing Devision bereits in Santa Lucia angekommen sind. Wahnsinn, wie schnell die unterwegs gewesen sein müssen. Doppelt so schnell wie wir. Wir schafften an diesem Tag unsere bisher weiteste Strecke mit 162 sm in 24 Stunden.

14. Tag: Samstag 04.12.2021
An diesem Tag ging die Sonne wieder eine halbe Stunde später auf, nämlich erst um 9 Uhr Bordzeit, d.h. dass wir wahrscheinlich wieder eine Zeitzone überschritten haben. Man merkt auch, dass es langsam wärmer wird. So haben wir letzte Nacht das erste Mal keine Jacke für die Nachtwache gebraucht. Und auch tagsüber brennt die Sonne richtig runter, so dass wir unser Sonnendach wieder hin machen mussten, um zumindest etwas Schatten zu bekommen. Das Duschen draußen mit kaltem Wasser ist jetzt eine schöne Abkühlung. Wir haben uns entschieden nur draußen zu duschen, obwohl wir auch im Bad eine Dusche hätten. Es ist schwierig die Feuchtigkeit nach dem Duschen aus dem Boot zu bekommen, wenn man während der Fahrt keine Fenster öffnen kann. Vom segeln her werden wir immer mutiger und schneller, d. h. wir machen nicht automatisch die Segel kleiner, sobald es dunkel wird, sondern erst wenn Wolken zu sehen sind und der Wind weit über 30 Knoten anzeigt. So haben wir in den vergangenen 24 Stunden 173 sm geschafft und sind Santa Lucia weitere 170 sm näher gekommen.

Wir hatten nur sehr wenig Segel draußen
fliegender Fisch Im Cockpit
Handsteuerung während der Funk-Runde
Kithara in Aktion!
Halbzeitessen
Schmetterlings-Setup mit 2 Vorsegel

1. Woche Atlantik – Logbuch

1. Tag: Sonntag, 21.11.2021
Nach dem Start hatten wir 7-10 Knoten Wind aus Südost. Da wir nach Süden um Gran Canaria herum fahren mussten, blieb uns nichts anderes übrig als zu kreuzen. Hier musste man etwas aufpassen, da von den 154 Booten, trotz unseres späten Starts noch einige in der Nähe waren und ebenfalls kreuzen mussten. Ab und zu kreuzten wir auch unsere Freunde aus England auf der „Cloud Jumper“ und winken uns zu. Um 18 Uhr wurde der Wind dann etwas weniger, so dass wir zusätzlich den Motor anschmissen um zumindest ein bisschen in die richtige Richtung fahren zu können. Bevor wir aus dem WLAN-Netz von Gran Canaria rausgefahren waren, verabschiedeten wir uns noch kurz per Handy, für mind. 3 Wochen, von unseren Familien. Da der Wind später noch weniger wurde und die Segel das Flattern anfingen, holten wir sie um 21.30 Uhr rein und fuhren nur noch mit Motor. Gran Canaria sahen wir jetzt nur noch im Rückspiegel. Um 0 Uhr kam dann etwas Wind, so dass wir es wieder mit dem Segeln probierten. Aber schon um 2.30 Uhr hörte der Wind wieder auf. Mit der Strömung ließen wir uns für 5 Stunden mit 3-4 kn nach Süden treiben. Als wir nur noch 2 kn Fahrt hatten, machten wir die Segel rein und den Motor wieder an. Auf dem AIS sahen wir noch ein paar Boote, die sich in unserer Nähe befanden. Aber die meisten hatten wahrscheinlich die ganze Nacht durch gemotort und waren über alle Berge bzw. Wellen, wobei das Wasser sehr ruhig und flach war. Nach 24 Stunden hatten wir gerade mal 104 sm geschafft, und auch nur 32 sm Richtung Santa Lucia.

2. Tag: Montag, 22.11.2021
Mittags machten wir den Motor wieder aus und dümpelten mit 1 kn vor uns hin. Auf dem AIS war jetzt kein Schiff mehr zu sehen. Da das Wasser sehr glatt war, nutzte Hans die ruhige Fahrt um sich um das vordere Navigationslicht zu kümmern, was er in Las Palmas nicht mehr geschafft hatte. Er verlegte die Kabel wasserdicht im Bugkorb. Dafür musste er ein paar neue Löcher bohren, da die Kabel nicht durch die alten vorgebohrten Löcher geführt werden konnten. Er beendete seine Arbeit genau rechtzeitig, bevor es dunkel wurde. Dann konnten wir auch wieder unser Vorsegel setzen und zumindest mit 4 kn weiter Richtung Süden schleichen. Um 20.30 Uhr hörte der Wind wieder auf, so dass wir den Motor erneut einschalten mussten. Im Laufe der Nacht begegneten uns nun wieder ein paar Segelboote. Durch das sparsame Motoren schafften wir in den zweiten 24 Stunden zwar nur 103 sm, aber dafür 84 sm in die richtige Richtung.

3. Tag: Dienstag, 23.11.2021
Um 15 Uhr machten wir den Motor wieder aus, um im spiegelglatten Meer ein ausgiebiges Bad zu nehmen. Das Wasser war auch gar nicht so kalt und da wir vorher gemotort sind, hatten wir danach sogar warmes Wasser zum Duschen. Als wir alle frisch geduscht waren, packte Jenny die Gitarre aus und wir sangen „Country Roads“, das Lied, was Jenny vorher in ihrer Kabine geübt hatte. Plötzlich kam eine große Delfinschule ganz nah an unsere Kithara. Es waren bestimmt 100 Tiere, die in kleineren Gruppen ruhig um unser Boot herum schwammen. In dem ruhigen Wasser konnte man sie besonders gut sehen und hören, wie sie atmeten. Als Jenny aufhörte zu spielen, entfernten sie sich etwas vom Boot. Sobald sie wieder anfing war es als würden die Delfine wieder näher kommen. Das ging bestimmt 1 Stunde so, bis Jenny keine Lust mehr zum Spielen hatte und die Delfine wieder langsam verschwanden. Nach diesem tollen Erlebnis machten wir gut gelaunt die Segel raus. Aber nach nur einer Stunde wurde der Wind wieder schwächer, so dass wir den Motor zur Unterstützung wieder anmachen mussten, um überhaupt vorwärts zu kommen. Etwas später machten wir den Motor wieder aus, weil wir ja ein Segelboot sind und kein Motorboot. Im Laufe der Nacht nahm der Wind immer weiter zu, so dass wir bis zum Morgen tatsächlich 50 sm am Stück ohne Motor geschafft hatten. Insgesamt haben wir am 3. Tag zwar 111 sm zurück gelegt, sind unserem Ziel aber nur 34 sm näher gekommen.

4. Tag: Mittwoch, 24.11.2021
Da der Wind nun direkt von Hinten kam, wollten wir unser Schmetterlings-Vorwind-Stetup ausprobieren. 2,5 Stunden brauchten wir, bis das Schmetterlings-Segel auf beiden Seiten ausgebaumt war. Zuerst wurde das Vorsegel an Backbord am Groß-Baum festgemacht. Dieser musste soweit wie möglich seitlich heraus gelassen werden und mit einer Baumbremse nach vorne fixiert werden. Auf der Steuerboard Seite haben wir einen Spi-Baum, der am Mast festgemacht ist. Dieser muss vom Mast herunter gelassen werden, die Vorschot durch gefädelt und dann ebenfalls nach 2 Richtungen fixiert werden. Mit diesem Setup konnten wir zumindest bis Mittag bei 10-15 kn Wind eine für uns ganz gute Fahrt von 5-7 kn pro Stunde machen. Mittags kam der Wind wieder von der Seite, so dass wir unser Vorwindsegel wieder abgebaut haben. Dabei hatten wir ohne Segel und Motor trotzdem noch eine Gleitfahrt von 4 kn pro Stunde. Als Vorsegel und Groß auf Steuerboard gesetzt waren, konnten wir bis zum nächsten Tag schön Richtung Süden segeln. Wir wollten noch nicht zu weit nach Westen segeln, da über den Canaren ein Sturm angekündigt war und wir nicht in seinen Ausläufer geraten wollten. An diesem Tag schafften wir 155 sm und das meiste davon tatsächlich unter Segel. Santa Lucia ist an diesem Tag um 98 sm näher gekommen. Es sind aber immer noch 2.442 sm zu fahren.

5. Tag: Donnerstag, 25.11.2021
An diesem Tag war der Wind ab Nachmittag wieder etwas schwächer, so dass wir versuchen wollten unseren Spinnaker hoch zu ziehen. Nicht einmal der Voreigentumer wusste etwas von einem Spinnaker. Unsere Frage danach, beim Kauf im Juni 2021 verneinte er. Wir fanden ihn zufällig unter dem Bett in der Bug-Kabine als wir in Almerimar angekommen waren und uns mal die vorhandenen Segel anschauen wollten. Ausprobieren konnten wir in bisher allerdings noch nicht, da der Wind entweder zu stark, oder von der falschen Richtung kam. Der Spinnaker ist ein ganz dünnes, leichtes Segel, das aussieht wie ein Parasailor und nur bei Winden bis ca. 15 kn benutzt werden sollte, da es sehr schnell reißt. Wir dachten, dass der vorherrschende Wind mit 5-10 Knoten ein idealer Zeitpunkt wäre, um ihn hoch zuziehen. Also machten wir ihn am Spinnakerfall fest und zogen ihn vor dem Vorstag nach oben. Aber scheinbar war das Segel zu groß für Kithara. Wir konnten ihn zumindest nicht so weit hochziehen, dass er
über die Reling kam. Vielleicht war aber auch der Wind zu schwach, da das Segel immer wieder in sich zusammen viel und ausbrechen wollte. Also zogen wir ihm wieder runter und verstauten ihn wieder unter unserem Bett. Als wir damit fertig waren, schalteten wir den Motor wieder ein, weil der Wind immer noch zu schwach war. Wir nahmen langsam Kurs Richtung Westen. Nach 3 Stunden versuchten wir es wieder mit Segeln und machen den Motor aus. Um unsere Geschwindigkeit von 3-4 kn pro Stunde zu erhöhen, schalteten wir nur ein wenig Motor dazu. Nachts um 3 Uhr nahm der Wind wieder zu und wir konnten den Motor endgültig aus schalten. Diese 24 Stunden brachten uns 132 sm, davon 131 sm Richtung Ziel.

6. Tag: Freitag, 26.11.2021
Dieser Tag war ein guter Segel Tag. Wir hatten ziemlich konstanten Wind mit 10-20 kn. Und abends zum Sonnenuntergang haben uns wieder ein paar Delfine besucht, die über die noch relativ kleinen Wellen, 0,5 – 1 m sprangen. Da die Wellen sehr klein und der Wind konstant waren, entschieden wir, die Wache nach unten in den Salon zu verlegen und gemeinsam einen Film anzuschauen. Gerade, als der Film zu Ende war hörten wir ein unkontrolietes Schlagen an Deck. Als Hansi schnell nach oben sprang, stellte er fest, dass sich der Autopilot ausgeschaltet hatte und das Boot nun mit flatternden Segeln in entgegen gesetzter Richtung im Wind stand. Zum Glück hielt die Baumbremse des Großbaumes, so dass dieser zumindest nicht auch unkontrolliert herumschlug. Wir konnten uns nicht erklären, wie das passieren konnte. Vielleicht war der Autopilot nach 5 Tagen ununterbrochenem Einsatz einfach überlastet? Er ließ sich aber problemlos wieder einstellen, so dass wir die restliche Nacht normal weiter segeln konnten. Unser Etmal für diesen Tag waren 148 sm, wovon es 137 sm in die richtige Richtung ging.

7. Tag: Samstag, 27.11.2021
Heute stand ein Geburtstag an. Hans, unser Papa wurde 43 Jahre alt. Eigentlich wollten wir ihn überraschen und Brownis backen, während er schläft. Aber an diesem Morgen wollte er partout nicht wieder schlafen gehen. Also setzten wir ihn raus ins Kockpit um Wache zu halten, während wir den Teig zubereiteten. Da das Boot wegen der Wellen ganz schön schaukelte, waren wir uns nicht sicher, ob es in dem kleinen, schwankenden Gas-Backofen überhaupt funktionierte, einen geraden Kuchen hinzubekommen. Der Kuchen wurde immer wieder gewendet, damit er nicht an einer Seite anbrennt. Nach 40 Min. waren die Brownis dann fertig und konnten dekoriert werden. Die Brownis haben auch ohne angezündete Kerzen sehr lecker geschmeckt. Die Kerzen hätten bei dem Wind eh nicht lange gebrannt, außer vielleicht die Zauberkerzen von Siggi-Oma, die man nicht auspusten kann, weil sie immer wieder angehen.

Leider gab es an diesem Tag aber auch schlechte Nachrichten. Von der ARC-Kontroll wurde uns über Satelliten-Telefon per Mail mitgeteilt, dass auf einem Teilnehmer-Boot ein Besatzungsmitglied zu Tode kam. Die genaueren Umstände wurden nicht bekannt, nur dass sie sich ziemlich weit im Norden befanden und wahrscheinlich direkt in den angekündigten Sturm bei den Kanaren gesegelt sein müssen. Zuerst wollte die restliche Crew, Vater und Sohn, alleine weiter segeln, ließen sich dann aber doch von der Mein-Schiff abbergen, welches extra zu ihnen umgeleitet wurde. Ihr Segelboot schwimmt nun irgendwo ohne Besatzung auf dem Atlantik umher. Es machte uns schon sehr betroffen, obwohl wir das Boot gar nicht kannten. Das zeigt mal wieder, wie unberechenbar die Natur und vor allem Wind und Wellen sein können. Für uns war es eine gute Entscheidung zuerst nach Süden zu fahren und nicht wie sonst üblich gleich nach Westen zu ziehen. Dort konnten wir bei 10-20 kn ganz gut und angenehm segeln. Allerdings mussten wir das Vorsegel weg machen, da es auf unserem Raumwind-Kurs zu sehr flatterte. Also fuhren wir nur mit dem Grossegel, welches ziemlich weit außen mit einer Baum-Bremse befestigt war, was sehr gut war, da bei diesem Kurs schon mal schnell eine Halse passieren kann und der Baum ziemlich schnell von einer zur anderen Seite sausen kann. Gegen Abend sollten Wind und vor allem die Wellen mehr werden, so dass wir vorsorglich das Groß zu 1/3 refften. Zum Ausklingen des Tages wollten wir eigentlich ein Würfel Spiel mit den Kindern machen, aber die Erwachsenen sind dabei bereits um 20 Uhr eingeschlafen. Das Spiel musste auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden, da noch die Nachtwachen einzuteilen waren. Die Nacht war geprägt von mehreren kleineren Regenschauern, die auch stärkeren Wind von über 30 kn mit sich brachten. Zum frühen Morgen hin wurden auch die Wellen mit 3-5 m höher und Kithara rollte immer wieder unangenehm zur Seite. Trotz geringer Segelfläche legten wir an diesem Tag wieder 148 sm zurück und kamen unserem Ziel weitere 141 sm näher.

Besuch von Delfinen
Gitarre spielen für Delfine
Suchen nach anderen Booten
verträumter Sonnenuntergang
Geburtstags-Kuchen für den Skipper
Kithara in Aktion
Toller Sonnenuntergang

ARC-Start am 21.11.2021

Am  Sonntag, den 21.11.2021 ging es dann ab 12.30 Uhr von Las Palmas los nach Santa Lucia in der Karibik. Wir waren schon ganz aufgeregt. Erst waren die schnellen Katamarane, dann die Racing Gruppe und zum Schluß die Cruiser, zu denen wir zählten, dran.

Wie immer wurden wir natürlich nicht fertig mit unserer langen Liste an Kleinigkeiten, so dass unser Start mit der ARC etwas holprig verlief. Ein paar kleinere Arbeiten mussten warten, bis wir auf See waren, was kein Problem sein sollte, weil für die nächsten Tage erst einmal Motoren angesagt war. Die WetterApps sagten nur wenig bis keinen Wind voraus. Und wenn Wind, dann genau aus der falschen Richtung. Das war der Nachteil von der ARC: Nämlich, dass sie starten muss, egal welche Wind-Verhältnisse aktuell vorherrschen. Vorgeschlagen wurde, dass wir einige Tage nach Süden, Richtung Kap Verde Motoren sollten, weil um die Canaren ein Sturm aus Westen angekündigt war, der aber auch zur Flaute im Süden führte. So dass sich viele Boote noch am Vortag mit zusätzlichen Diesel-Ersatz-Kanistern eingedeckt hatten. Wir hatten keinen Platz, zu unseren 5 Kanistern noch weitere zu verstauen. Andere Boote überlegten sich, ob sie im Süden von Gran Canaria noch ein paar Tage ankern sollten und erst zu einem späteren Zeitpunkt weiter segeln wollen. Das war aber auch keine Lösung. 1. weil lt. ARC Bestimmungen eine Unterbrechung der Rallye nur aus wichtigem Grund toleriert wurde, wenn z. B. ein Schaden vorliegt. Und 2. sollte der Sturm auf den Canaren länger dauern und das Ankern ungemütlich machen. Wären wir alleine, ohne ARC unterwegs gewesen, hätten wir uns definitiv ein anderes Zeitfenster für den Start ausgesucht.

Aber es half ja nichts. Wir hatten uns dafür entschieden und mussten jetzt durch. Spätestens bis 12.30 Uhr wollten wir unseren Platz am S-Panton räumen um rechtzeitig zum Start um 13 Uhr in der Nähe der Startlinie zu sein, die sich 2 sm hinter der Hafen-Einfahrt befand. Sie wurde durch eine große Boje und einem großen Frachtschiff gekennzeichnet. Um 12.45 Uhr wurden wir dann schon vom ARC Personal gefragt, ob wir noch raus fahren würden. Kurz vorher hatten auch die letzten Familienboote von unserem Steg los gemacht und sich für die Überquerung verabschiedet. Also zogen auch wir unser Kithara-Family T-Shirts und vor allem die Rettungswesten an und machten vom Steg los. Als letztes Boot wurden wir beim heraus fahren aus dem Hafen von den Zuschauern ordentlich mit Hupen und Geschrei verabschiedet und machten uns auf den Weg zur Startlinie. Als wir aus der Hafen-Einfahrt raus waren, mussten trotz Wind aus der falschen Richtung gleich die Segel gesetzt werden, da die Startlinie unter Segel überfahren werden musste. Leider hatten wir Probleme beim raus holen des Groß-Segels, weil sich durch den Wind das Fall, an dem die Signal-Fahnen befestigt waren in dem Rollsystem verklemmte und so konnte das Groß nicht mehr heraus gerollt werden. Durch das ziehen am Fall, um es heraus zu bekommen, riss die dünne Leine der Signal-Fahnen und sie fielen nach hinten ins Wasser. Wir konnten sie gerade noch rechtzeitig an Bord retten, bevor sie in die Motor-Schraube gelangen konnten. Nach einigen Minuten war das Fall wieder befreit und wir konnten die Segel doch noch setzen. Wegen des Gegenwindes kreuzten wir noch ein paar mal hin und her, bis wir um 13.20 Uhr dann endlich die Startlinie überfuhren. Das Abenteuer „Atlantik-Überquerung“ beginnt.

Vorbereitungen ARC-Start

Obwohl unsere Kithara von Teneriffa nach Almerimar und zurück auf den fast 2.500 sm super gesegelt ist, gibt es immer wieder etwas zu ergänzen oder zu optimieren. Das Problem ist nur, man macht eine Sache neu, oder besser und währenddessen geht mind. eine weitere Sache wieder kaputt. Zumindest ist das bei uns so…

Wir mussten auf jeden Fall das Furlex-Seil reparieren, welches uns auf der Überfahrt nach Las Palmas kaputt gegangen ist. Ebenso mussten wir uns einen Ersatz für unser zerrissenes, altes Vorsegel überlegen, da sich eine Reparatur aufgrund des Alters nicht mehr lohnte. Der Segelmacher Sunny hatte 2 gebrauchte Vorsegel im Angebot. Ein großes, mit ca. 125 qm Segelfläche und ein kleines mit ca. 80 qm Segelfläche. Unser kaputtes hatte ca. 100 qm. Außerdem hatten wir noch unser eigentliches Vorsegel mit ca. 90 qm. Mit dem 100 qm Segel sind wir zwar abgegangen wie eine Rakete und schafften eine Geschwindigkeit von bis zu 15 kn, hatten aber kein Glück damit, weil ständig etwas daran kaputt gegangen war. Also dachten wir, dass es vielleicht doch zu groß für unsere Kithara sei, weil die Kräfte, die beim Segeln darauf wirken, einfach zu stark sind. Wir sind ja auch kein Rennboot, sondern ein Familien-Boot. Wir wollen keine Rennen gewinnen, sondern nur ein gemütliches und gut segelndes zu Hause für die nächsten 2 Jahre haben. Die Entscheidung war getroffen, dass wir das kleinere Segel nehmen würden. Es würde auch gut zu unserem bisherigen Segel im Schmetterling-Segeln, einem Vorwind-Stetup passen. Dies musste am nächsten Tag gleich ausprobiert werden. Und tatsächlich, dass neue (gebrauchte) Segel war nur minimal kleiner als unser bisheriges Vorsegel, so dass wir es gleich als Twin-Segel auf unserer Furlex-Stange mir 2 Einführschienen ließen. Da der Start bereits am übernächsten Tag stattfinden sollte, blieb keine Zeit mehr zum Testen. Dies wurde dann auf den Echtbetrieb bei der Atlantik Überquerung verschoben.

Es musste ja auch noch eine Stange, als Pinne für Heidi, unsere Windsteuer-Anlage gefunden werden. Die Stange braucht es eigentlich nicht wirklich. Aber sie ist bequem, weil man dann etwas besser zum Einstellen kommt und angeblich soll Heidi dann nicht mehr so brummen. Ab ca. 7 kn Fahrt macht sie so brummende und vibrierende Geräusche. Anfangs gab es keine Stange, die genau in die Öffnung passte. Entweder waren sie zu dick, oder zu dünn. Erst am Freitag vor dem Start, hatte der Segelshop Rollnautiko eine passende Stange im Angebot. Allerdings waren die Löcher zur Befestigung nicht an der richtigen Stelle gebohrt, was Hans gleich berichtigen wollte. Aber die Stahlstange war so  hart, dass gleich mal alle vorhandenen Bohr-Einsätze abgebrochen sind. Auch beim Segel-Macher Sunny, der eigentlich gutes Werkzeug hat und den Hans nach seinem missglückten Versuch um Hilfe bat, sind 3 Einsätze abgebrochen, bis die Löcher gebohrt waren. Da wir nicht ohne Einsätze für die Bohrmaschine bleiben wollten, mussten wir noch zum Corteingles um Neue zu kaufen. Das war der einzige Laden, der bis 21 Uhr geöffnet hatte.

Unser unteres Navigationslicht ging leider auch immer noch nicht, da die Kabel so konfus verlegt waren, dass beim Segeln immer wieder Salzwasser eindrang und die Anschlüsse koridieren ließ. Unterwegs konnte Hans es immer provisorisch reparieren, dass die Lichter wieder für ein paar Nächte gingen, bevor es wieder dunkel wurde. Zum Glück hatte die ARC eine Vorschrift, die die teilnehmenden Segelboote zwingt, oben im Mast auch eine 3-Farben-Laterne zu haben, die wir in Almerimar befestigt und das Kabel durch den Mast gezogen hatten. So konnten die anderen Schiffe uns auch sehen, wenn die untere Lampe mal wieder ausfiel. In Las Palmas wollten wir das Problem mit dem Licht aber dauerhaft lösen, wofür die Zeit aber wieder einmal nicht reichte.

Alle losen Teile, wie zusätzliche Ersatz-Disel-Kanister und Beiboot mussten an Bord gebracht, fixiert und abgedeckt werden. Das mit dem Beiboot war gar nicht so einfach, weil der Platz neben uns frei war, als wir das Beiboot und vor allem  den 70 Kilo schweren Motor runter gemacht hatten. Für den Motor, der hinten auf der Backbord-Reling befestigt wird, haben wir einen Flaschenzug um den Motor hoch zu ziehen, allerdings sollte das Beiboot mit Motor dazu links Achtern stehen, um den Motor gerade hoch ziehen zu können, was ja jetzt nicht mehr möglich war, da der Steg komplett voll war und auch neben uns ein großes Boot stand. Zum Glück war der Katamaran „Waterdogs“, die auf der anderen Seite neben uns als erstes Boot am Steg standen etwas zur Seite gerutscht, so dass wir den Motor von der Steuerboard-Seite hoch ziehen konnten und dann mit einem zweiten Flaschenzug nach Backbord auf seinen Platz bringen konnten. Als auch das Beiboot mit einem Fall an Deck gebracht war, mussten wir die Unterseite erst einmal richtig sauber schrubben, weil es in den 2 Wochen, die es im Wasser stand, richtig dreckig und glitschig wurde. Fender und Wasserschlauch mussten auch von Salzwasser und Dreck befreit werden und das Deck noch einmal abgespritzt werden.

Aber das aufwändigste war die Verproviantisierung. Wir würden für die 2.690 sm (4.842 km) nach Santa Lucia mind. 3 Wochen brauchen. D. h. 3 Wochen lang nicht wieder einkaufen können. Zuerst stellten wir einen Essensplan für 4 Wochen auf, mit Essen, was uns allen Vieren schmecken sollte. Dabei war zu beachten, welche Lebensmittel sich länger halten und welche zuerst verbraucht werden müssen. Danach musste die Menge der Zutaten bestimmt werden und zum Schluss musste der Großeinkauf getätigt und alles verstaut werden. Wir hatten für uns vier, 3 große Einkaufswagen voll und waren froh, dass es beim Superdino die Möglichkeit gab, die Einkäufe kostenlos ans Boot bringen zu lassen. Hier war aber noch kein Fleisch oder frisches Obst und Gemüse enthalten. Das Fleisch wurde portioniert, Vakuum verpackt und tiefgefroren, von einer örtlichen Metzgerei direkt ans Boot geliefert. Auch Obst und Gemüse wurden am Samstag frisch geliefert und mussten noch verstaut werden. Von den Einkäufen musste sämtliches Papier und Karton entfernt werden, weil sich darin Kakerlaken-Eier festsetzen können und man auf dem Boot sicher keine Kakerlaken-Plage haben möchte. D. h. alle Dosen und Plastik vom Papier befreien, und alles mit Edding beschriften, was keine angenehme Tätigkeit war. Außerdem sollte so wenig Müll wie nur möglich mit an Bord genommen werden, da es sonst möglicherweise zu einem Verstauungsproblem der Mülltüten kommen könnte. Wir versuchten soviel wie möglich in Klick-Boxen zu verstauen, die wir extra vorher im China-Laden gekauft hatten. Der restliche Müll muss während der Fahrt gespült und in kleine Fetzen zerschnitten werden, da er dann nicht stinkt und weniger Platz beim verstauen benötigt.

Es war noch eine Menge zu erledigen, bevor wir am nächsten Tag mit der ARC starten konnten. Und die Kinder wollten sich lieber von ihren neu gewonnenen Freunden der anderen Segelbooten verabschieden und waren daher keine große Hilfe. Die letzten Kleinigkeiten mussten doch noch auf den Sonntag bzw. die Überquerung verschoben werden.

So wollten wir, wie die anderen Boote auch, zum Start schön ausschauen, und unsere Signal-Flaggen am Achterstag zum Mast hoch ziehen, was Hans noch schnell am Samstag erledigte. Die Aufregung für den Start und die große Überquerung stieg langsam.

Am letzten Abend in Las Palmas wollten wir uns auch von unseren neu gewonnenen Segel-Freunden aus Kanada. Neuseeland, Hawaii, Norwegen, Schweden, Schweiz, Dänemark und England verabschieden und sind gemeinsam indisch Essen gegangen. Auf dem Rückweg zum Boot haben wir uns noch das tolle Feuerwerk in der Marina angeschaut, was uns eine gute Überfahrt bescheren sollte.

Unser altes kaputtes Vorsegel, was auf dem Weg nach Las Palmas gerissen ist
rechts: das neue gebrauchte Vorsegel im Schmetterlings-Setup
gebrochener Schäckel, der ersetzt werden muss um das Vorsegel hochziehen zu können
Die Stahlstange einer Wasserpumpe wurde zur Ersatzpinne für unsere Heidi umfunktioniert
Ersatzkanister, voll mit Diesel, an Deck befestigt
unsere Einkäufe für 3 Wochen Atlantik-Überquerung
Ein saftiger Einkaufszettel
Die Einkäufe, müssen noch im Boot verstaut werden

Las Palmas

In Las Palmas hatten wir 15 schöne Tage. Das Wetter war zu Beginn nicht ganz so gut, weil es den ganzen Tag bewölkt war. Dadurch war es natürlich auch nicht ganz so warm, so dass wir unsere kurzen Sachen nur tragen konnten, wenn die Sonne sich kurz mal blicken ließ. Aber immerhin war es ja schon November und in Deutschland hatte es bereits den ersten Schnee gegeben. Die ersten Tage ließen wir es gechillt angehen, weil wir uns noch von der anstrengenden Überfahrt von Anfi del Mar, im Süden von Gran Canaria, nach Las Palmas auf der anderen Seite, erholen mussten. Am 07.11.2021 haben wir dann den ersten Teil der ARC-Familien-Crews verabschiedet, die ab 12.30 Uhr mit der ARC+ über die Kap Verden nach Grenada segelen. An den folgenden Tagen fand täglich eine Veranstaltung der ARC, entweder im Präsens-Seminar (z. B. segeln zu zweit, Sextant-Workshop, Wetter und Sternenhimmel auf dem Atlantik), oder Live-Zoom-Meeting (z. B. Verproviantierung, was erwartet uns in Santa Lucia, Corona-Vorgaben, usw.) statt. Das war zwar sehr interessant, aber leider war es so kaum möglich sich mal einen Tag frei zu schaufeln um Ausflüge auf der Insel zu unternehmen. Nichts desto trotz hätten wir auch wieder mal kein bezahlbares Mietauto bekommen. Und die Kinder waren sowieso mit den anderen Kindern der ARC-Familien beschäftigt und kamen nur zum Essen und Schlafen auf die Kithara zurück. Das hatten sie die letzten Wochen vorher sehr vermisst, so dass wir es ihnen sehr gönnten. Sie waren  z. B. im Aquarium, viel am Strand oder am Pool im Club Varadero und haben Spiele oder Tischtennis gespielt. Mit der ARC-Kids-Gruppe durften sie sich auch auf einer Jolle im Segeln versuchen. Leider gab es an diesen Tagen kaum Wind, so dass sie auf SUP und Kayak ausweichen mussten. Hans war den ganzen Tag auf der Kithara beschäftigt, während Anne versuchte Las Palmas zu erkunden. Zumindest das, was zu Fuß erreichbar war. Es gab zwar auch ein gut ausgebautes Bus-Netz, aber ein bisschen Bewegung schadet ja auch nicht. Ansonsten gab es Begrüßungs- und Verabschiedungs- Getränke. Die Flaggen der 29 teilnehmenden Nationen wurden in einer kleinen Zeremonie gehisst und es gab am Vorabend des Starts ein Fair Well Feuerwerk. Außerdem durften wir für den Naturschutz von Gran Canaria in den Bergen über 200 neue Bäume Pflanzen. Das ist bereits seit 10 Jahren Tradition, dass von der ARC für jedes teilnehmende Boot mindestens ein neuer Baum gepflanzt wird. Da die Teilnehmerzahl begrenzt war, mussten pro Person mehrere Bäume gepflanzt werden, was vor allem von den Kindern mit großem Enthusiasmus umgesetzt wurde. Wegen Corona mussten die Feierlichkeiten aber etwas kleiner ausfallen als sonst. Das wurde uns zumindest von den Seglern berichtet, die bereits mehrmals an der ARC teilgenommen hatten. Dennoch war es eine schöne Zeit in Las Palmas und wir haben viele neue, tolle Leute kennen gelernt. Aber es stand auch, wie bei allen anderen Booten, ein bisschen Arbeit auf dem Programm.

Der riesige Stadt-Strand von las Palmas
Tolle Sonnenuntergänge
Bäume Pflanzen mit den ARC-Kids
Immer noch beste Freunde
Fantastische Aussicht auf den Atlantik
Jede teilnehmende Nation durfte ihr Flagge hissen
natürliche Pools und Höhlen auf der Isleta Halbinsel
Aussicht auf Las Palmas von der Isleta Halbinsel
Aussichtspunkt „de la Cruz“
Sonnenuntergang

Immer noch Überfahrt

Dienstag, den 14.09.2021: An diesem Morgen wurde das Segel verdreht in den Baum eingehängt, so daß wir den Baum wieder entfernen mussten, um das Segel nicht kaputt zu machen. Als wir den Baum zu sehr bewegten, stellten wir fest, dass sich am oberen Ende des Baums ein Splint gelöst hatte und er drohte, aus der Führungsschiene zu rutschen, also musste der Baum wieder in die richtige Position gedrückt werden, was nicht so einfach war, da er sich schon etwas verbogen hatte. Dann musste noch schnell ein neuer Splint her und der Baum war wieder fest. Die Jungs hatten dann noch ein zusätzliches Seil ans Achterlik gebunden, um die 40 cm fehlendes Segelstück zu überbrücken. So ging das ein und aushängen etwas einfacher und schneller. Sah zwar nicht mehr ganz so gut aus, bescherte uns aber eine gute Fahrt von 7-9 kn  bei einem Wind von 14 – 18 kn. Allerdings wurde der Wind im Laufe des frühen Abends leider weniger. Für Mittwoch und Donnerstag war Flaute angekündigt. Solange wir noch eine Fahrt von 3-4 Knoten hatten, wollten wir den Motor noch nicht einschalten, da wir noch fast 300 sm bis nach Gibraltar hatten und die Flaute noch länger anhalten sollte bzw. für Donnerstag noch weniger Wind angekündigt war. Unser 300 Liter Dieseltank sollte bei einem Verbrauch von 3-4 Liter pro Stunde, für 75 Stunden (ca. 3,5 Tage) reichen. Wir wollten es aber nicht ausreizen, obwohl wir auch noch 4 Ersatzkanister a 20 Liter dabei hatten. Wir wollten auf jede Fall zum Einfahren in die Straße von Gibraltar und in den Hafen noch genug Diesel übrig haben. Erst am Mittwochfrüh, als der Wind noch weniger wurde und die Segel zu flattern anfingen, machten wir den Motor an. Durch das Dümpeln in der Nacht mit 3-4 kn, hatten wir unsere Durchschnittsgeschwindigkeit von 6,5 kn auf 5,5 reduziert. Rechtzeitig zum Sonnenaufgang, kurz nachdem wir den Motor angemacht hatten, bekamen wir Besuch von einer großen Delfin-Schule. Das war das erste Mal seit 5 Wochen, das wir überhaupt Delfine gesehen haben. Sie spielten mindesten 30 Min. an unserem Bug und tauchten immer wieder durch unser Boot hindurch um auf der anderen Seite hochzuspringen. Das war so schön und ich musste gleich die Kinder aus dem Bett holen. Nach einer Zeit waren wir ihnen aber wohl zu langsam, so dass sie wieder verschwanden, so plötzlich, wie sie gekommen waren. Wir. Nutzten die Flaute auch um mal ins Wasser zu springen und uns hinter dem Boot herziehen zu lassen. Nach ca. 6 Stunden wurde der Wind wieder etwas mehr, so dass wir den Motor wieder ausschalten konnten und weiter Richtung Gibraltar segeln konnten. Nach 4 Tagen, 16 Stunden und 665 sm (fast 1.200 km) erreichten wir Gibraltar am Morgen des 16. September 2021. Die Marina war um 6.30 Uhr noch nicht geöffnet, so dass wir erst einmal davor ankern mussten, dort wo auch die großen Frachter Schiffe standen, und uns für ein paar Stündchen hin legen konnten. Wir wollten ein paar Tage in Gibraltar entspannen, bevor es die restlichen 129 sm (240 km) bis nach Almerimar geht.

Delfine schwimmen mit Kithara um die Wette
Genau zum Sonnenaufgang
Besuch von einem kleinen Vogel mitten im Ozean
Wunderbare Sonnenuntergänge erlebt
Ein bisschen Bewegung auf beengten Raum
Hinter dem Boot her schwimmen war nicht so einfach
Daher besser an der Leiter festhalten
Gibraltar kurz vor Sonnenaufgang erreicht

Überfahrt nach Gibraltar

Die eigentliche Überfahrt begann am Samstag, den 11.09.2021, aber erst um 23 Uhr und sollte lt GPS noch 578 sm betragen. Wir konnten relativ schnell die Segel setzen, da der Wind mit 15 – 20 kn aus der richtigen Richtung kam und wir fast Rückenwind hatten. Die Nachtwachen teilten wir uns alle 3 h ein, so dass jeder ca. 6 h Schlaf bekommen konnte. Tagsüber sollten die Wachen alle 4 Stunden wechseln, so dass die beiden nicht Wachleute ihren fehlenden Schlaf aus der Nacht nachholen konnten. Wie wir das regeln wollen, wenn wir nur noch zu zweit im Wach-Dienst sind, werden wir dann entscheiden. Auch, wie wir das mit den Kindern machen würden. Bisher waren sie nachts immer bei einer Wache mit dabei. Was abends bis ca. 0 Uhr ganz gut funktionierte, aber danach konnten wir sie nur wecken, damit sie sich mit raus legten um dort dann wieder weiter zu schlafen. Aber zumindest waren sie in der Nähe und konnten geweckt werden, falls doch mal etwas getan werden musste. Das klappte auch gut.  In der zweiten Nacht, mussten die Männer mehrere kurze Gewitter, auch Squalls genannt ab wettern, die einen Wind von bis zu 45 kn mit sich brachten. Auch am Montag sahen wir tagsüber beim Segeln die Regenschauer näher kommenen und nachts Blitze es überall um uns herum. Da wir fast durchgängig Wind von hinten hatten, wollten wir das Schmetterlings Segeln ausprobieren. Dafür hatten wir einen portablen Baum für das Vorsegel, was am Mast befestigt ist und mit dem wir das Vorsegel ausbaumen konnten, damit es nicht zusammen fällt, wenn der Wind doch mal von der anderen Raumschot-Seite kommen würde. Das kann beim Vorwindsegeln schnell mal passieren, wenn man z. B. wegen der Wellen, den Kurs nicht genau halten kann. Dann käme es im Normalfall zu einer ungewollten Halse, was schnell gefährlich werden kann, bzw. Auch das Material kaputt gehen läßt. Wir wussten noch nicht wirklich, wie man den vorderen Baum bedient, da es schwer war das Achterlik des Vorsegels darin zu befestigen. Holte man das Segel zu weit raus, blies der Wind es sofort so weit weg, dass man es vom Boot aus nicht mehr erreichen könnte. Außerdem schien der Baum ca. 40 cm zu lang zu sein. Wenn man das Segel zu weit einholte, befand sich das Achterlik zu weit oben, so dass man es doch wieder nicht erreichen konnte. Wenn man nicht ganz einkurbelte, könnte man das Lik zwar erreichen, aber das Segel nicht weit genug weckdrücken, weil der Baum zu lang war. Es war wie verhext. Die Männer versuchten es immer und immer wieder, bis es dann zwar mit Ach und Krach klappte, aber das entfernen dadurch leider auch nicht besser wurde. Das mit den Segeln auf oder ab, muss manchmal ziemlich schnell gehen, je nach Wind und Wetterlage. Also schnell mal das Vorsegel ausbaumen und wieder weg machen, war leider nicht. Obwohl das bei Rückenwind ein tolles Segeln ist, weil man gut voran kommt, haben wir es nur gemacht, wenn klar war, dass der Wind längere Zeit konstant von hinten kommt und keine Squalls in der Nähe, oder gemeldet waren. Nachts haben wir uns nicht getraut den Baum draußen zu lassen, da es für uns erst einmal nicht möglich war ihn im Dunkeln schnell zu lösen, falls kurzfristig wieder ein Gewitter aufkam so machten wir es 2 Tage lang, morgens Baum rauf, und abends Baum wieder runter, was ganz schön anstrengend war. Aber wir hatten ja sonst nichts anderes zu tun oder zu sehen. Ab und zu sahen wir mal ein Frachtschiff in etwas Entfernung an uns vorbei fahren, sonst war da nichts, außer blaues Wasser um uns herum. Wir lasen viel, oder spielten Spiele. 

Start mit Hindernissen

Samstag, der 11.09.2021: Um 14.30 Uhr, viel später als gedacht, könnten wir endlich unsere 635 sm lange Überfahrt nach Gibraltar beginnen. Eigentlich wollten wir in Quinta do Lorde noch unseren Vorrat an Kochgas überprüfen, weil die eine Flasche sich nach dem letzten Kochen schon ziemlich leer anfühlte. Allerdings blieb dafür mal wieder keine Zeit. Außerdem hatten wir ja noch eine 2. volle Gasflasche dabei, so glaubten wir zumindest. Als wir ca. 15 sm gefahren sind und Madeira nur noch im Rückspiegel zu sehen war, sollte Reis mit Hackfleisch gekocht werden. Allerdings ließ sich die Flamme nur kurz anzünden und ist gleich wieder aus gegangen. Also wurden die Gasflaschen getauscht. Aber auch hier gab es nur ein kurzes aufflammen, bevor sie wieder ausging. Scheinbar fuhren wir die ganze Zeit bereits eine leere Gasflasche spazieren. Hätten wir das nur mal kontrolliert, bevor wir losgefahren sind. Aber was machen wir jetzt? Wir können doch nicht 7 Tage nonstop unterwegs sein, ohne etwas Warmes kochen zu können. Nach Porto Santo wollten wir eigentlich nicht segeln, weil das nochmal einen Umweg bedeuten würde. Aber es blieb uns nichts anderes übrig. Also machten wir eine kontrollierte Halse und änderten den Kurs nach Porto Santo. Allerdings war es bereits 17.15 Uhr und Porto Santo war noch 17 sm entfernt. Das bedeutet, selbst wenn wir eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 5 Knoten hätten, würden wir noch mehr als 3 Stunden brauchen. Und dann ist es dort bereits nach 20 Uhr, so dass dann kein Marina-Shop mehr geöffnet sein würse. Die Frage war auch, ob es dort genau die Gasflaschen überhaupt gibt, die wir benötigen? Zum Glück waren wir noch im Handynetz- Empfangsbereich von Madairra, so dass wir in der Marina Porto Santo anrufen konnten. Sie hatten tatsächlich genau unsere Gasflaschen zum Austausch da, würden aber in 30 Min. zu machen und wir sollen am nächsten Morgen kommen. Das passte uns gar nicht, da wir eh schon später weggekommen sind und sich dann das Wind-Fenster für die Überfahrt für uns schließen würde und wir nicht wußten, wann der Wind wieder so günstig sein würde, da er zu dieser Jahreszeit normalerweise aus der anderen Richtung weht, was für uns dann Gegenwind bedeuten würde und ein segeln unmöglich macht. Wir überlegten mit dem Marina-Mitarbeiter, wie wir das Problem lösen könnten. Er wollte fragen, ob er die Gasflaschen bei der Grenz-Polizei deponieren könnte, damit wir sie dort abholen. Allerdings verweigerte die Grenz-Polizei diesen Botendienst. Auch ein länger geöffnete Restaurant war keine Lösung. Dann meinte der  Marina-Mitarbeiter, dass er einfach länger da bleiben würde, da er eh noch auf ein anderes Schiff warten musste. Er gab uns seine HandyNr, wo wir uns melden sollten, sobald wir da waren. Das fanden wir furchtbar nett von ihm und versuchten unsere Fahrt mit Motorergänzung etwas zu beschleunigen. Trotzdem sind wir erst um 20.30 Uhr in der Marina von Porto Santo angekommen und versuchten verzweifelt einen Platz zum anlegen zu finden. In dem großen geschützten Bereich der Marina, war es üblich zu ankern, daher hatten sie nicht so viele Anlegestege. Der Mariniero meinte am Telefon, wir sollen irgendwo auf der linken Seite festmachen, konnten aber nicht den Platz finden, den er meinte. Bis wir eine bereits im Päckchen angelegte, relativ neue Dehner 50 sahen und die Eigentümer fragten, ob  wir für ca. 30 Min. bei ihnen festmachen könnten, um schnell die Gasflaschen abzuholen. Wie sich herausstellte, handelte es sich bei den Eignern ebenfalls um Schweizer Landsleute, wie unser Mitsegler, die gut deutsch sprechen konnten. Sie sind gerade vom Festland gekommen und mussten die letzten 20 sm abgeschleppt werden, weil sie einen Motorschaden erlitten haben und der Wind ungünstig war. Sie wurden jetzt zum Essen gehen, aber wir sollten ruhig über ihr Boot drübersteigrn. Das war ein kleiner Balance-Act, mit 2 Camping-Gasflaschen in den Händen über die unterschiedlichen Höhen zu steigen wir mussten nicht nur über die 5 m breite Dehner drüber, sonder auch über das daneben liegende Fischerboot. Als wir am Steg angekommen waren, wollten wir uns auf die Suche nach dem Mariniero machen. Aber dieser hatte uns scheinbar bereits anlegen gesehen und stand mit den beiden vollen Gasflaschen bereits am Pier. Er entschuldigte sich, dass er erst jetzt vom Abendessen zurück war. Was aber perfektes Timing war, da wir ja auch gerade erst angekommen waren. Wir tauschten die Flaschen für 18 € das Stück aus und machten uns auf den Rückweg zu unserem Boot. Dann wurden die Flaschen von uns gewogen, ob sie dieses Mal voll waren. Man könnte  schon beim rübertragen erkennen, dass diese schwerer waren als unsere leeren. Also wurden sie angeschlossen bzw. verstaut. Zum testen wurde gleich vor Ort das Abendessen zubereitet und verspeist. Danach sollte es um 22.30 Uhr endlich los gehen. Wir machten den Motor an und die Leinen los. Es fehlten nur noch die Navigationsleuchten. Die hintere weiße Lampe war kein Problem. Aber die vordere, 2 Farben Laterne ging mal wieder nicht, da das Anschluss-Kabel wegen des Salzwasser durch koridiert war. Das bedeutete nochmal 30 Min. im Hafen kreisen, bis Hans versuchte die Lampe zum laufen zu bringen, was er bereits mehrfach geschafft hatte, aber dieses mal, gerade im Dunkeln, auch nur mit Taschenlampe nicht so einfach war. Nach 30 Min. gab er auf und meinte, dass es zu stark koridiert sei und er es im Hellen austauschen müsse. Also schalteten wir das obere Rundum -Ankerlicht ein, war für den Notfall ein paar Stunden gehen würde, damit wir endlich los fahren konnten.

Tolle Farben während des 1. Sonnenuntergangs