Ankern bei Quinta do Lorde

Freitag, der 10.09.2021: Vor der großen Überfahrt ans Festland, wollten wir in Funchal noch einen Großeinkauf tätigen, um genug Wasser und Proviant für die geplanten ca. 7 Tage zu haben. Das Einkaufen in Funchal ist eigentlich ganz günstig und es gibt auch fast alles, was es bei uns zu Hause in Deutschland auch gibt. Da wir noch etwas Lebensmittel von der letzten Überfahrt übrig hatten, mussten wir zum Glück nicht ganz so viel einkaufen. Es beschränkte sich hauptsächlich auf Milch, Wasser, Cola, Bier, Fleisch, Knabberzeug (für die Nachtwachen) Brot, Eier und frisches Obst. Da wir leider noch keine Kühltruhe auf dem Boot hatten, konnten wir kein gefrohrenes Gemüse oder viel Fleisch mitnehmen. Vor allem die Getränke nahmen sehr viel Platz ein und wir mussten uns ein Taxi zum Hafen nehmen und schauen, wie wir das alles zusätzlich zu den 5 Personen in unserem Dingi zum Boot transportieren konnten. Aber irgendwie klappe es und wir konnten alles gut in unserer Kithara verstauen. Um 17 Uhr, waren wir endlich soweit, dass wir zur Anker Bucht starten konnten. Die 12 sm dorthin mussten wir leider motoren, da der Wind mit 11 kn direkt von vorne kam und wir keine Zeit mehr zum auf kreuzen hatten. Schließlich wollten wir die Bucht noch im Hellen erreichen. Nach fast 3 Stunden kamen wir in der geschützte Bucht an. Außer uns stand nur ein weiteres Segelboot dort. Es war eine tolle Kulisse mit den bunten Felsen die Madeira an seiner Ost-Spitze um uns herum anzubieten hatte. Die Felsen luden zum Wandern ein, was wir am nächsten Morgen dann auch taten. Noch vor dem Frühstück stiegen wir in das Dingi, was wir für die kurze Überfahrt von Funchal hinter uns her gezogen hatten und fuhren zum Strand. Dort erwartete uns ein felsiger Steinstrand mit großen zum Glück abgerundeten Steinen. Weil unser Dingi einen festen Boden hat, machten wir uns darüber keine all zu großen Sorgen. Aber irgendwie mussten wir es schaffen trocken an Land zu kommen. Aber wir konnten uns nicht direkt auf die Steine treiben lassen, weil die Wellen doch sehr stark waren. Also zog ich meine Wanderschuhe aus und ließ mich ins kniehohe Wasser gleiten um das Schlauch-Boot abzufangen, damit es nicht mit voller Wucht gegen die Steine knallt. Leider konnte ich auf den glatten Steinen keinen Halt finden und landete auf dem Po, bis zum Bauchnabel im Wasser und das Boot auf mir drauf. Was eigentlich nicht schlimm war, weil das Boot keine harten Kanten hatte, und auch die abgerundeten Steine nicht weh taten. Trotzdem muss ich mir dabei einen dicken blauen Fleck am rechten Unterarm geholt haben. Denn am nächsten Tag hatte ich einen riesigen, violetten Fleck in der unteren Armbeuge, von dem ich nicht weiß, wo er sonst hergekommen sein konnte. Auf jeden Fall schafften wir es doch irgendwie trockenen Fußes (zumindest alle außer mir) an Land zu gelangen und das Dingi sicher liegen zu lassen. Wir sind ca. 1,5 km hoch gewandert und haben uns die Klippen auf der anderen Seite angeschaut, weil Madeira hier sehr schmal ist. Auf dem Rückweg sind die Männer zurück zum Boot, um das Dingi zu verstauen und zur Marina Quinta do Lorde zu fahren, während die Mädels noch 2 km weiter zur Marina liefen. In der Marina wurde nochmal aufgetankt, sowohl Wasser, als auch Diesel. Dann gönnten wir uns noch ein kleines Frühstück und eine vorerst letzte richtige Dusche, bevor wir um 14 Uhr losfahren wollten. Die Mittelklampe an unserem Steg war gebrochen, so dass wir zum Eindampfen in die Spring die auf der anderen Seite des Steges liegende Mittelklampe nutzten. Beim aus slippen der Leine verhäderte sich diese an der kaputten Mittelklampe und konnte nicht eingeholt werden. Die Strömung und der Wind schoben uns ums Eck des Steges, direkt auf einen dort liegenden Katamaran zu. Da das Seil auf unserer Klampe durch eine Schlaufe befestigt war, konnten wir das Seil auch nicht mal schnell vom Boot entfernen, da bereits zu viel Druck drauf war. Wir drohten gegen den Eckpfosten des Steges und den dahinter liegenden Katamaran zu stoßen. René nutzte die Gelegenheit, als wir noch einmal mit dem Bug näher an den Steg geschoben wurden, um auf den Steg zu springen und das Seil von Hand zu lösen, so dass wir frei waren und gerade noch einem Zusammenstoß entgehen konnten. Aber René blieb erst einmal alleine auf dem Steg zurück. Wir sagten ihm, dass er 2 Stege weiter gehen solle, wo der Quersteg frei war und wir ihn dort mit einem kurzen Stopp wieder einsammeln konnten. Aufgrund des immer stärker werdenden Windes, mussten wir nochmal aus der Marina raus fahren, weil das Wenden dort so nicht möglich war. Als wir zurück kamen, stand René zunächst auf dem falschen Steg, so dass wir ihn nochmal los schicken mussten. Wir schafften es am richtigen Steg kurz fest zu machen, damit René aufs Boot springen könnte. Der arme Kerl war ganz aufgeregt und außer Puste und das auch noch an seinem Geburtstag. Wegen des Abfahrstresses, könnten wir seinen Geburtstag gar nicht richtig feiern. Wir versprachen ihm, seinen Geburtstag gebührlich nachzufeiern, wenn wir am Festland ankommen würden.

Volles Dinghy nach dem Shopping in Funchal
Abra Anker-Bucht
Sao Lourenco Strand
Nord-Küste von Madaira
Aussichtspunkt Sao Lourenco
Abra-Bucht mit Kithara
Südküste Madaira
2 km Walk zum kleinen Ort Quinta do Lorde
Marina Quinta do Lorde

Insel-Besichtigung

Donnerstag, der 09.09.2021: Für die Überfahrt nach Spanien mussten wir ein gutes Wind Fenster abpassen, was am Samstag, den 11.09.2021 für 3 Tage der Fall sein sollte. Also wollten wir uns bis dahin die Zeit mit Sightseeing vertreiben. Wir versuchten vergebens in Funchal und Umgebung ein Mietauto zu bekommen, mit dem wir die Insel erkunden wollten. Wir riefen alle Autovermietungen an, bekamen aber überall die selbe Antwort: „Nein, für heute und morgen haben wir leider kein Auto mehr.“ Auch die Motorräder waren komplett ausgebucht. So dass unsere Inselrundfahrt leider ausfallen musste. Allerdings wollten wir die Zwei Tage auch nicht wieder nur auf dem Boot verbringen, was wir ja während der Quarantäne schon zur Genüge tun mussten. Also fuhren wir zu fünft mit unserem Dingi an Land. Unsere 14 jährige Tochter wollte ausprobieren, wie sich das Dingi steuert, so dass es zu Beginn eine lustige Karussell-Fahrt im Kreis wurde. Dennoch sind wir ein paar Minuten später sicher und vor allem trocken im Hafen angekommen. Dort entschieden wir dann, uns ein Taxi zu nehmen und aus Funchal heraus zu fahren, um zumindest die 14 km entfernten und mit 580 m eines der höchsten Steilklippen Europas zu besichtigen. In Cabo Girao gab es einen kleinen gläsernen Skywalk, auf dem man die 580 m unter sich blicken konnte. Die Fahrt mit dem Taxi hin und zurück sollte 35 € kosten, was auf jeden Fall schon mal günstiger als ein Mietauto war. Auf dem Rückweg fragten wir den Taxifahrer, ob er uns noch an eine andere schöne Stelle in der Nähe bringen könne und wir landeten im kleinen gemütlichen Fischerdorf „Camara de Lobos“. Der Taxifahrer ließ uns 1 Stunde spazieren und ein Bierchen und Radler trinken, während er auf uns wartete. Das Radler heißt hier wie auch auf den Canaren, Schandi, ist aber im Vergleich mit 5 € für einen halben Liter um einiges teurer, genauso wie das Bier. Der Ort hat eine malerische Kulisse mit einen Berg im Hintergrund auf dem unzählige Bananen wachsen. Bananen Stauden wachsen in diesem Bereich überall, so ist es auch kein Wunder, dass man am Flughafen bei der Ankunft eine Banane als Begrüßungsgeschenk erhält. Der Rückweg nach Funchal war dann recht kurz. Nachdem wir kein Mietauto mehr bekommen hatten, entschieden wir uns am nächsten Tag die Zelte in Funchal abzubrechen und Richtung Norden zu einer empfohlenen Anker-Bucht in der Nähe der Marina Quinta do Lorde zu fahren. Von dort konnten wir gut die Überfahrt ans Festland beginnen.

Ausflug zum Monte Palace Tropical Garden

Mittwoch, 08.09.2021: Am nächsten Morgen, die Nacht war wegen der Mücken leider wieder etwas unruhig, wurde nochmal Wäsche gewaschen, um für unseren nächsten Gast, der sich für 19 Uhr angekündigt hatte, frische Bettwäsche anbieten zu können. Wir müssen uns noch angewöhnen, Kleingeld für die Waschmaschinen zu sammeln, da diese leider nur mit Münzen betrieben werden. So mussten wir einen Schein wechseln und zahlten 7 € für die Waschmaschine und 3 € für den Trockner. Bei der Masse an Wäsche wurde sie aber nicht ganz trocken, so dass wir sie am Boot doch noch aufhängen mussten. Da der Platz auf so einer Yacht doch etwas beengt ist, mussten wir alle einigermaßen quer liegende Leinen und Balken, sowie die gespannte Vorschot verwenden. Durch Sonne und Wind trocknete unsere Wäsche sehr schnell, so dass wir sie nach einer Stunde wieder abhängen konnten, was sich gut traf, da langsam dunkle Wolken von den Bergen kamen und es die letzten Tage immer wieder mal kurze Schauer gab. Nachdem die Wäsche verräumt war, wollten wir noch einen Ausflug machen. Dafür ging es für 11 € pro Person (Kinder: 5,50 €) mit der Seilbahn fast 3.200 m auf den 560 m hohen Berg über Funchal hinauf. Oben wartete der Monte Palace Tropical Garden auf uns, der für 12,50 € pro Erwachsenen einen schönen Spaziergang zwischen  Pflanzen und Palmen aus Portugal, Südafrika, Belgien, Himalaya Schottland und Amerika bot. Zusätzlich gibt es in dem 70.000 m2 Garten noch einige asiatische Skulpturen und Brücken, Kachelbilder, die die portugiesische Geschichte erzählen und eine afrikanische Ausstellung mit Stein-Kunst aus Simbabwe, sowie einige kleine Seen und Wasserläufe mit Wasserfällen. Wenn man den Garten am West-Ausgang „Monte“ verläßt, kommt man zur imposanten Kirche „Nossa Senhora do Monte“ an deren Fuß man die für Madeira typischen Korbschlitten fahren kann. Diese wurden bereits im 19. Jhd. genutzt und gelten als die ersten öffentlichen Verkehrsmittel. Zwei Kilometer schlittert man auf den eingeseiften Kufen eine enge Straße bergab, zwei Carreiros in traditioneller weißer Kleidung und mit Strohhüten auf dem Kopf lenken, bremsen oder beschleunigen mit reiner Muskelkraft und den speziellen Sohlen ihrer Lederstiefel. Der Spaß ist ein Touristenmagnet und kostet 30 € für 2 Personen. Nachdem wir uns die Schlittenfahren der anderen angeschaut haben und es für uns als zu teuer ansahen, sind wir mit dem öffentlichen Bus, für 1,75 € pro Person, nach Funchal zurück gefahren. So dass wir rechtzeitig zurück waren, unseren nächsten Gast in Empfang zu nehmen. Er sollte uns helfen nach Spanien ans Festland zu segeln, wo wir noch ein paar Kleinigkeiten am Boot machen lassen wollten, bevor wir noch einmal nach Hause fliegen um unsere restlichen Sachen aufs Boot zu bringen. Aber zuerst mußten wir noch aus der Marina raus fahren und einen geeigneten Platz zum ankern finden, wo wir noch 2 Nächte bleiben wollten und endlich wieder ohne Mücken schlafen konnten. Es ist verwunderlich, daß wir nur ca. 50 m von der Marina-Keimauer entfernt, kostenlos ankern durften und es dort tatsächlich keine Mücken mehr gab.

Gondel über Funchal
Monte Palace Tropical Garden
Afrikanische Steinkunst aus Simbabwe
Korbschlitten fahren
Kirche „Nossa Senhora do Monte
Bummeln durch Funchal
Festung von Sao Tiago
Küste von Madeira
Santa Maria – Ausflugsschiff
Marina Funchal

Corona Prozedur in Madeira

Nach 67 h (2,5 Tage) sehr erholsamen Segelns, sind wir am Sonntag, den 05.09.2021 um 13.30 Uhr im Hafen von Madeiras Hauptstadt Funchal angekommen. Dort mussten wir vor der Hafen-Einfahrt noch 1 h warten, bis wir in den eigentlichen Hafen einfahren durften. Der Hafenmeister hatte noch mit einem vor uns einfahrenden Katamaran zu tun und keine Zeit für uns. Als wir uns vor Ankunft ordnungsgemäß per Handy angemeldet hatten, wurde uns erst gesagt, dass sie eigentlich keinen Platz hätten. Aber, wenn wir am Dienstag, den 07.09.2021 in der Früh wieder abfahren würden, dann hätten sie doch noch einen Platz (im Päckchen). Am Dienstag sollte eine Regatta aus Teneriffa in Funchal ankommen und die brauchen erst einmal alle einen Liegeplatz. Die Hauptstadt-Marina ist sehr klein und umfasst nur 4 Piers für ca. 210 Boote. Es kam dann aber doch alles anders. Wir müssten erst an einen temporären Platz an der Kai-Mauer, weil wir erst einklarieren mussten. Das war leider nich ganz einfach, weil wir 4 zwar geimpft waren, unsere Freunde aber nicht. Zuerst musste man sich bei einer Sicherheits-App (https://madeirasafe.com) registrieren und seinen Impfpass oder Corona-Test-Ergebnis hochladen. Dann bekam man eine grüne Freigabe, um das Land betreten zu dürfen, was für uns 4 Geimpfte eigentlich kein Problem war. Unsere Freunde aber mussten ein negatives Testergebnis vorlegen, was sie nicht hätten, da wir für die Überfahrt, wegen der angekündigten Flaute, mehr als 3 Tage einplanten und daher keinen teuren PCR Test in Fuerteventura machen wollten, der dann womöglich eh nicht mehr akzeptiert worden wäre… Im nach hinein, wäre das aber vielleicht doch die bessere Option gewesen…  So müssten unsere Freunde auf einen Termin für einen PCR-Test warten. Dazu sollten wir uns bei der Hafen-Polizei melden, die das mit dem Gesundheitsamt klären würde. Lt. Grenz-Polizei durften aber auch wir Geimpften nicht an Land, da wir ja mit Ungeimpften zusammen reisten. Ob das so rechtmäßig war, sind wir uns aber auch nicht sicher, wollten aber nichts riskieren. Auf jeden Fall war es Sonntag, als wir ankamen. Und da meldete sich natürlich niemand mehr wegen eines Termins. Am Montagmorgen telefonierte Hans sich bei verschiedenen Stellen (Hafen-Polizei, Grenz-Polizei, Gesundheitsamt)  die Finger wund, um zu erfahren, wann unsere Freunde den Corona-Test machen könnten. Im Laufe des Tages kam dann die Nachricht, dass sie am Dienstagfrüh um 9.30 Uhr einen PCR-Test machen könnten. Das Problem war nur, dass der Flieger nach Hause für sie bereits um 18 Uhr gehen würde und nicht klar war, ob die Ergebnisse, die mind. 12 Stunden dauern sollten, rechtzeitig kommen würden. Also weiter telefonieren, ob nicht doch ein früherer Termin möglich ist… Lt. Gesundheitsamt ist sogar ein Schnelltest aus der Apotheke möglich, aber leider durften sie ohne offizielle Begleitung das Boot nicht verlassen. Die Apotheken selbst hatten kein Personal um es mit einem Test in die Marina zu schicken. Lt Gesundheitsamt, hätte die Grenz-Polizei, die ja vor Ort war, die Familie angeblich zur Apotheke escortieren können. Der Polizist wollte sich bei seinen Vorgesetzten darüber informieren, ward aber nicht mehr gesehen. Irgendwann kam dann eine Email von einer Krankenschwester des Gesundheitsamtes, dass am Dienstag um 9.30 Uhr ein Schnelltest in der Marina für unsere Freunde möglich ist. Auf die Bitte um einen früheren Termin wurde nicht reagiert… Am Dienstag morgen waren wir dann ganz aufgeregt, ob jemand mit einem Test kommen würde, und wenn ja, wann? Auch die Hafen-Polizei, die sich bisher nicht hatte blicken lassen, war vor Ort, wollte aber erst nicht mit uns sprechen. Es wurde 9.30 Uhr, aber niemand kam. Wir wollten ihnen die obligatorischen, südländischen 15 Minuten zugestehen. Um 10 Uhr aber riefen wir dann doch mal die Hafen-Polizei an, um zu fragen, ob sie etwas näheres wüssten. Von dort kam nur, wir müssen warten. Wir fragten uns wie lange wir warten sollen, bekamen aber keine Antwort. Das Gesundheitsamt war für uns nicht erreichbar. Um 10.45 Uhr riefen wir nochmal bei der Hafen-Polizei an und meinten, dass es langsam knapp werden würde, weil unsere Freunde um 13 Uhr Richtung Flughafen mussten. Daraufhin rief er seinen Kollegen an, der bei uns vor Ort war, aber es noch nicht für nötig hielt mit uns zu sprechen. Auf einmal kam dieser auf uns zu und wir konnten mit ihm verhandeln, dass unsere Freunde sich um 13 Uhr ein Taxi rufen und direkt an den Flughafen fahren dürfen um dort einen Schnelltest zu machen, falls bis dahin niemand zum Testen kommen sollte. Die Zeit bis dahin vertrieben wir uns mit Spiele (Wizard, Brändi Dog) spielen. Natürlich kam niemand mehr, auch die Hafen-Polizei ist irgendwann verschwunden. Um 12.45 Uhr wurde das Taxi bestellt und die Verabschiedung begann. Wir trennten uns mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Obwohl wir uns vorher gar nicht so gut kannten, hatten wir zu 8 eine tolle Zeit in den 14 Tagen auf sehr beengten Raum. Allerdings haben wir unsere 44-Fuß Yacht jetzt das erste Mal für uns alleine. Zumindest für 1 Nacht. Wegen der verspäteten Flaute hatte sich die Regatta aus Teneriffa verzögert, so dass wir doch noch eine Nacht in der Marina bleiben durften. Es wurde uns sogar erlaubt, bis 20 Uhr zu bleiben, bis unser nächster Gast mit dem Flugzeug ankommen sollte. Dann müssen wir die Marina verlassen, weil für die Nacht die ersten von insgesamt 20 Booten erwartet wurden. Es wurde uns aber zugestanden nachts nicht bis zu nächsten Marina fahren zu müssen, sondern direkt vor der Hafen-Einfahrt zu ankern.

Unsere Vorbereitungen

Da der Internationale Skipper-Schein, den wir 2005 in Australien gemacht hatten, in Deutschland nicht anerkannt wird und wir zu der Zeit noch nicht wussten, wo wir ein Boot kaufen und zulassen würden (und welche Voraussetzungen dafür notwendig sind), haben wir uns 2019 entschieden einen offiziellen, deutschen Boots-Führerschein, den SBF zu machen. Kurzfristig hatten wir im September  erfahren, dass der SC Dechsendorf, bei Erlangen, solche Scheine anbietet und gerade ein neuer Kurs gestartet ist. Da noch Plätze frei waren, konnten wir in der 2. Theorie-Stunde mit einsteigen. Die Theorie-Prüfung war im November 2019 dann auch schnell geschrieben. Der Praxis-Teil mit Fahrtraining für Motorboot und Segelboot sollte dann im Frühjahr 2020 gemacht werden. Doch dann kam Corona. Alle Kurse mussten auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Mitte April 2020 konnten wir die notwendigen Manöver für die Motorboot-Praxis-Prüfung zumindest Online, am Bildschirm durchgehen. Wann wir die Manöver auf dem Rhein-Main- Donau-Kanal ausprobieren konnten war da leider noch offen. Zum Glück entspannte sich die Situation und wir konnten Ende Mai 2020 doch noch aufs Wasser. Die Praxis-Prüfungen Motor- und Segelboot mussten wir dann relativ schnell über die Bühne bringen, da wir Anfang August 2020 bereits unseren „Urlaub“ zur Bootssuche in Kroatien geplant hatten.

Im September 2020 war Anne noch über die Zeitschrift „Yacht“ zu einem Skipperinnen-Training in Heiligenhafen an der Ostsee angemeldet. Nach langem zittern, ob das Training stattfinden kann, verbrachte Anne ein tolles Wochenende, mit 4 anderen Mädels und einer tollen Trainerin auf dem Segelboot beim üben von Ablege- und Anlege-Manövern. Es konnten nützliche Tricks und Tipps vermittelt werden.

Über die ARC gab es dann Anfang 2021 noch viele Kurse über mögliche Segel-Routen, Energie an Board, Windsteuerung, SSB-Funk, Satelliten-Kommunikation, Wasserverbrauch an Board, Segel-Garderobe, Sicherheit an Board und vieles mehr. Die Kurse hätten eigentlich kompakt und persönlich auf der Boots-Messe in Düsseldorf statt finden sollen, was aber wegen Corona nur Online möglich war. So hatten wir leider keine Möglichkeit die anderen ARC-Teilnehmer vorher kennen zu lernen. Es waren auch wieder einige Familien mit dabei. Es wurde zwar eine WhatsApp-Gruppe erstellt, was aber nicht das Gleiche war.

Zusätzlich zu diesen Kursen haben wir über Sailpartner.de gemeinsam mit den Kindern ein ganzes Wochenende ein interessantes Sicherheitstraining in Bremerhafen absolviert. Hier ging es um Feuerbekämpfung an Board mit praktischen Übungen auch auf einer Rettungsinsel und mit Leuchtraketen und selbstaufblasenden Rettungswesten. Wir könnten im Pool üben, wie man am Besten in eine Rettungsinsel kommt (vom Boot aus, aber auch aus dem Wasser heraus) oder wurden bei einem simulierten Sturm, mit Wellen, Sound- und Lichteffekten von einem Hubschrauber (Kran) aus der Rettungsinsel geborgen. Am Ende durften wir an einem Stück Hühnerschenkel ausprobieren, wie es sich anfühlt eine Wunde zu nähen. Alles in allem war es ein sehr lehrreiches und interessantes Wochenende. Auch wenn man hofft, so etwas niemals in der Wirklichkeit erleben zu müssen.

Und zu guter Letzt haben wir auch noch unseren Funk-Schein gemacht und mussten dafür das Funkalphabet, die verschiedenen Funkfrequenzen und alle möglichen anderen Fragen beantworten, sowie ein vorbereitetes Notfall-Funkgespräch mit dem Prüfer führen.

Die Wochen und Monate vor unserem Reisebeginn waren damit sehr vollgepackt und ereignisreich. Wir wollten einfach gut vorbereitet sein, da wir ja nicht wirklich wussten, was uns auf unserer Reise alles erwarten wird.

Bootssuche und Bootskauf

Unsere Reise sollte dort beginnen, wo unser Traumboot liegt. Als Nächstes musste also ein Boot her. Hierfür sind wir durch halb Europa (Griechenland, Spanien, Kroatien, Italien, Nordsee, Ostsee, Niederlande) und sogar bis in die Karibik (Martinique) gefahren bzw. geflogen, um interessant klingende Boote anzuschauen und zu vergleichen. Bei uns in Bayern gibt es ja keine vergleichbaren, gebrauchten Boote in der Nähe… Leider hielten die meisten Boote in Natura oft nicht das was sie auf den Fotos versprachen, oder lagen doch etwas über unserem Budget. Und dann kam auch noch Corona. Man konnte nicht mehr so problemlos verreisen um Boote zu besichtigen, oder die Eigner konnten nicht vor Ort sein. Außerdem war der Bootsmarkt am Anfang wie leergefressen und die Kaufpreise stiegen, weil jeder unbedingt sein eigenes Boot, ähnlich einem Wohnwagen, haben musste. So mussten auch wir unser Reisebugdet erhöhen. Viele Boote gingen sogar ungesehen über den Ladentisch und wurden uns kurz vor der Nase weggeschnappt. Nachdem wir hier schon viele Enttäuschungen erlebt hatten, konnten wir das bei der für uns sehr hohen Investition nicht übers Herz bringen ein Boot ungesehen zu kaufen. Wir wollten ja nicht die Katze im Sack kaufen, sondern das für uns perfekte Boot finden, welches uns für 2 Jahre sicher über die Weltmeere bringen muss. Jeder Voreigner war von seinem Boot überzeugt, dass es das best gepflegteste und sicherste Boot sei… Das mag für deren Situation und Reiseverhalten auch gestimmt haben. Wenn man nur zwischen den Inseln hin und her segelt, ist es nicht so schlimm, wenn mal der Mast locker wäre, bzw. muss der Mast auch nicht so starke Kräfte aushalten. Wir aber brauchten ein gutes, stabiles Boot, wo Rigg, Unterwasserschiff, und Elektronik gut gewartet und nicht zu alt sein durften. Wir hatten die Hoffnung schon fast  aufgegeben in unserer Preis- Kategorie noch etwas Anständiges zu finden. Bis wir nochmal nach Teneriffa kamen. Dort stand sie, Kithara, eine Bavaria 44 mit 4 Kabinen und trotz ihrer 17 Jahre in sehr gutem Zustand. Nach raus Kranen und Probefahrt war sie gekauft. Wir konnten es kaum glauben. Wir waren nun Eigentümer einer Segelyacht. Eine Bavaria ist zwar eigentlich keine typische Langfahrtyacht, aber sie war bereits sehr gut ausgestattet, so dass nur noch ein paar „Kleinigkeiten“ nachgerüstet oder ausgebessert werden mussten. Wir hatten ja nicht mehr viel Zeit. Ab August 2021 sollte es los gehen und die seglerischen Fähigkeiten und Möglichkeiten unserer Kithara mussten intensiv auf die Probe gestellt werden, bevor es Ende November 2021 richtig losgeht und wir von Las Palmas auf Gran Canaria nach Santa Lucia in die Karibik segeln wollen. Da wir nicht genau wussten, was uns auf dem Atlantik wirklich erwartet, und auch noch nicht über so viel Segel-Erfahrung (bisher nur auf Charter-Yachten, zwischen den Inseln) verfügten, hatten wir uns bereits im Oktober 2020 für die ARC (Atlantik Ralley Cruise) für 2021 angemeldet. Am 21.11.2021 sollten ca. 200 Boote gleichzeitig ihr Segel-Abenteuer beginnen.

Wir und die Entscheidung

Wir haben es nun endlich geschafft, nach 1,5 Jahren unseren Blog online zu stellen. Mit diesem ersten Beitrag wollen wir uns einmal vorstellen. Wir, das sind Anne und Hans, mit unseren beiden Teenager-Kids Jenny (15 Jahre) und René (14 Jahre). Hans und ich haben 2 Jahre Sabatical. In dieser Zeit wollen wir unseren Traum vom Segeln mit der Familie verwirklichen. Der Traum begann bei Hans bereits als Kind, als er oft mit seinen Eltern am See in Polen war, wo er und seine Brüder sich an kleinen Jollen versuchen konnten. Mit mir zusammen machte er 2005 bei einer längeren Backpacker-Reise in Australien, in den Whitsunday Islands seinen ersten, offiziellen internationalen Scipper-Schein. Nachdem die Kinder 2007 und 2008 geboren wurden, charterten wir immer wieder unterschiedliche Yachten, vor allem in Kroatien. Als wir im Januar 2019 auf der Boots-Messe in Düsseldorf ein Blauwasser-Seminar von Sönke und Judith Roven, von Ihnen stammt auch das Buch „2000 Samstage auf See“, besuchten, war es um uns geschehen. Wir waren mit dem Langfahrt- Segler-Virus infiziert. Zu Hause  angekommen, erzählten wir das unseren Kindern. René war sofort Feuer und Flamme. „Hauptsache keine Schule“… Jenny war da etwas zurückhaltender. Unser eigentlicher Plan war es 3 Jahre zu segeln, um einmal, ohne Stress, ganz um die Welt rum zu kommen. Jenny meinte nur „Wie, und dann sehen wir unsere Freunde 3 Jahre nicht?“ Dann rechnete sie nach. „Ich bin jetzt (war damals) 12. Nach den 3 Jahren Ansparungs-Phase bin ich 15, wenn wir los können. 3 Jahre segeln und ich werde volljährig, während wir noch auf dem Boot sind?“ Sie wollte ihren 18. Geburtstag nicht auf dem Boot mit den Eltern, sondern mit ihren jetzigen Freunden zu Hause verbringen. Wir überlegten kurz und entschieden uns, das Ganze auf 2 Jahre zu verkürzen und zu sehen, wie weit wir kommen würden. So wird Jenny 16 Jahre alt sein, wenn die 2 Jahre segeln rum sind und sie könnte ihre Jugend-Party-Zeit doch noch mit den Freunden zu Hause nachholen. Wir mussten nur 2 Jahren ansparen, d. h. 2 Jahre normal arbeiten und nur das halbe Gehalt kassieren, damit wir dann 2 Jahre frei machen können und die andere Hälfte des Gehaltes erhalten. Unsere Arbeitgeber waren sofort einverstanden. Aber wir mussten uns schon etwas einschränken, zumal wir ja noch unser Haus abbezahlen müssen. Hier kam uns Corona zu Gute, da wir in den letzten 1,5 Jahren kaum Geld für Freizeitaktivitäten ausgeben konnten. Der erste Schritt war getan, die Entscheidung dafür war gefallen. Wir wollten es auf jeden Fall als Familie durchziehen. Hätte einer von uns gesagt, „nein, dass ist nichts für mich“, hätten wir die Planungen schweren Herzens abgebrochen und evtl. zu einer anderen Zeit, vielleicht ohne Kinder, weiter verfolgt.